Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
dein persönlicher Wunsch dir das
mitteilt. Damit beweist du deinen freien Willen. So ist es mein Willen gewesen,
dir die Fragen zu beantworten, die du hattest. Allerdings hätte ich es auch
lassen können und meine gegebene Aufgabe, nämlich dich zu töten, erfüllen
können. Die Entscheidung, das für sich selbst richtige zu treffen ist das, was
uns ausmacht.“ „Und meine Aufgabe, mein Wunsch, ist es, dich bei deiner Aufgabe
zu begleiten und zu unterstützen“, meinte Lewia, während sie ihren Gefährten
freundschaftlich in die Seite zwickte. Thalon rappelte sich auf. Er begann zu
verstehen, dass diese Bestimmung vielleicht auch eine Chance war. Chance,
seinem Leben einen Sinn zu geben, zu zeigen, dass auch der Sohn einer Sklavin
Großes vollbringen konnte. Und um seine toten Eltern stolz zu machen. Zu
zeigen, dass ihr Opfer nicht vergebens war. Er fasste den Entschluss, seine
gegebene Aufgabe zu seiner persönlichen Pflicht zu machen. „Also gut“, begann
er, mit entschlossener Stimme, „was muss ich tun?“ Lewia forderte Thalon auf,
sich vom Stuhl zu erheben und warf sich ihm in die Arme. Er drückte sie fest an
sich. „Ich bin stolz auf dich!“, sagte sie. Es war ein schönes Gefühl, ihren
zarten Leib an seinem zu spüren. Anthlo wartete, bis sich die beiden aus der
Umarmung lösten. „Jetzt, wo du bereit bist, kann ich dir erzählen, was ich dir
bisher verschwiegen habe“, beichtete er. „Erzählt es mir“, bat Thalon. Anthlo
lehnte sich zu Thalon, der wieder am Tisch Platz genommen hatte und stützte
seine Arme auf der Holzplatte ab. „Ich habe einen Blick auf Dokumente des
Zirkels werfen können, als ich dort war und eines davon so genau wie es die
kurze Zeit, die ich dafür hatte, zuließ studiert. Es beschreibt grob, wie die
Energie gewonnen wird, die notwendig ist, um die Schatten zu erschaffen. Um
Tote wiederzubeleben muss man eine Verbindung zur Seelenwelt, scheinbar eine
Art Parallelwelt zu der unseren, herstellen. Die einfachste Möglichkeit, dies
zu tun, ist, eine Art magisches Portal zu erschaffen. An einer geeigneten
Stelle wird dem Boden die Energie mit Hilfe eines Katalysators entzogen. Dieses
Objekt erzeugt dann, nach einem magischen Ritual das Portal und ein Wirt hält
die Verbindung aufrecht.“ Sofort verstand Lewia, wovon Anthlo sprach und die
Erkenntnis traf sie wie ein Blitz: „Dieser Wüstenkreis ist das Portal, der
Mann, den wir dort gefunden haben, ist, wie ich vermutet hatte, ein Wirt und
der Dolch dient als Katalysator!“ Thalon nickte zustimmend. Lewias Ausführung
klang für ihn plausibel. „Dann muss ich einen Weg finden, dieses Portal zu
zerstören. Ohne diese Energie sollten sich die Schatten zu dem Staub auflösen,
der sie eigentlich mal waren!“, rief Thalon enthusiastisch. „Und irgendeine
innere Stimme sagt mir, dass es helfen könnte, mehr über Ba’Yanda herauszufinden.
Wenn man Kenaion mit diesem Schwert abbildete, dann muss es ja eine Bedeutung
haben“, fuhr er mit glänzenden Augen fort. „Das ist sicherlich richtig. Leider
steht in diesem Buch nic hts weiter über den Aufenthalt dieses Schwertes, da die
betroffenen Seiten, neben vielen anderen, im Laufe der Zeit herausgerissen
worden sind. Ich erinnere mich, dass sie schon gefehlt hatten, als ich vor
langer Zeit das Buch bei einem Händler gekauft hatte.“
„Gibt es denn nicht noch ein Exemplar dieses Buches?“, erkundigte sich Thalon.
In Anthlos Augen leuchtete plötzlich etwas auf, so als sei ihm gerade etwas
eingefallen. „Ich weiß es nicht genau, aber es gibt eine letzte Hoffnung.
Einmal war ich in Dolansburg und durchstöberte dort zusammen mit dem damaligen
König die große Bibliothek. Wenn du Glück hast, dann existiert noch ein zweites
Buch. Falls es eins gibt, dann findest du es mit Sicherheit dort.“ Mit großen
Augen blickte Thalon den Schatten an. „Es gibt keine Bibliothek in der Burg,
ich hätte längst davon gehört“, gab Thalon verwirrt zurück. Da schaltete sich
plötzlich Lewia ein: „Du hast Recht, Thalon. Es gibt sie eigentlich auch nicht.
Lange Zeit galt sie als die größte Ansammlung von Büchern in ganz Oleiphea,
allerdings ist sie eine Art Mythos, da es nur wenige gibt, die wissen, wo der
Eingang ist. Es ist sozusagen ein Schatz an Wissen, der unter der Erde
schlummert, aber nicht gefunden werden kann, es sei denn man war schon einmal
dort und kennt den Zugang.“ Thalon war wieder einmal fasziniert von Lewias Wissen.
Anthlo stimmte Lewia zu: „Genau so ist
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