Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Orientierung“,
antwortete er und schloss wieder an dem Rest der Gruppe an.
Als der Schmerz auch nach der kurzen Erholung
nicht nachließ, musste der Ritter einsehen, dass er verstaucht oder sogar
gebrochen sein musste. Jedoch machte er sich nichts aus der Verletzung und
versuchte, wieder Anschluss an die Gruppe zu finden, musste allerdings
feststellen, dass der Sturm sämtliche Spuren verdeckt hatte und auch nirgendwo
der Umriss seiner Gefährten zu erkennen war. Er rief die anderen um Hilfe, doch
seine Schreie gingen in der Weite der Ebene und im starken Wind unter. Er
versuchte, einige Schritte in die Richtung zu machen, in der er die anderen vermutete,
knickte aber schon nach wenigen Metern erneut um und der Schmerz verstärkte
sich. Aufstehen war nun unmöglich, sodass er immer wieder, in der Hoffnung, die
anderen würden nach ihm suchen, so laut er konnte mit Rufen auf sich aufmerksam
machte. Tatsächlich näherten sich nach kurzer Zeit schemenhafte Gestalten, die
auf ihn zu schritten. Leiro fiel ein Stein vom Herzen. Man hatte ihn also
tatsächlich gefunden. Wild fuchtelte er mit den Armen und schrie erneut aus
voller Kehle: „He, hier bin ich! Ich
habe mich schwerer verletzt, als erwartet. Ich kann nicht weitergehen.“
Er stutzte, als keine Antwort kam. Als die
Gestalten näher kamen, vier an der Zahl wunderte er sich bereits über deren
merkwürdigen buckeligen Gang. Als sie noch näher an ihn herankamen, gefror
Leiro das Blut in den Adern. Er erkannte genauere Umrisse. Die Wesen, die sich
ihm näherten waren groß, behaart mit schneeweißen Haaren und ungewöhnlich
muskulös. Das waren sicherlich nicht Kardios und die anderen. „Die
Schneemonster!“, schoss es dem Soldaten durch den Kopf. Tatsächlich betraten
nun vier große gewaltige Kreaturen sein klares Sichtfeld, die den wimmernden
Leiro mit ihren glänzend schwarzen Augen musterten, während einer von ihnen
seine gefährlich großen und spitzen Zähne fletschte. Sie schritten gemächlich
auf ihn zu. In voller Panik versuchte Leiro nach hinten zu robben, verlor den
Halt unter den Händen und rutschte ab. Er lag nicht lange im Schnee. Während er
sich wieder aufrappelte und nun wie ein ängstliches Kind krabbelte, behielt er
die mysteriösen Wesen, die ihm unnachgiebig folgten, immer im Auge, indem er
sich hastig umdrehte. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er realisierte, dass
er bald sterben würde. Hätte er doch nur darauf bestanden, dass die anderen
warteten. Für diese Erkenntnis war es zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zu
spät. Schritt für Schritt kamen die Wesen näher.
Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, endlich
die nassen Sachen ausziehen zu können. Zum ersten Mal seit dem Ereignis im See, hatten sich die
beiden beinahe nackt gegenübergestanden. In Thalon war wieder das seltsame
Kribbeln aufgekommen, welches er bereits von dem Erlebnis am See kannte. Auch
Lewia schien ihre Blicke nicht von Thalon lassen zu können, während er sich
frische Sachen überzog, die sie, zusammen mit ein paar Vorräten, von ihrem
verbliebenen Geld gekauft hatten. Sie hatten sich diesmal in einer anderen
Herberge einquartiert und waren froh darüber, endlich nicht mehr mit den
unheimlichen Verfolgern rechnen zu müssen. Nachdem sie in Atusia ein Halt
gemacht hatten, waren sie schließlich am vierzehnten Oktan weitergeritten und
hatten nun bereits Morgentau wieder verlassen. Nach der langen Reise waren sie
nun wieder in Thalons Heimatland, Weltenbrücke. Trotz der dort herrschenden
kühlen Temperatur war Lewia ungewöhnlich warm. Ihr Körper glühte und Thalon
machte sich Sorgen um ihre Gesundheit, Lewia versicherte ihm aber, dass es
nichts Ernstes sei. Nur ungern glaubte Thalon seiner Gefährtin, sah aber ein,
dass es keinen Sinn machen würde, auf eine Pause zu bestehen, denn Lewia würde
diese nicht zulassen, da sie sich nicht eingestand, nicht bei bester Gesundheit
zu sein. In der Hoffnung, noch vor Ende des Tages die Burg erreicht zu haben,
wo sie sich ausruhen konnten, ging Thalon nun nicht mehr weiter auf Lewias
Beschwerden ein, die ihrerseits auch nicht mehr klagte.
Allerdings verbesserte sich ihr Zustand auch am nächsten Tag nicht, sondern
verschlechterte sich sogar noch mehr. War ihr zuvor noch warm, so begann sie
auf einmal zu frösteln, sodass Thalon dann doch beschloss, Halt zu machen,
woraufhin auch Lewia schließlich einstimmte. Ihre Stimme klang kratzig und
deutlich angeschlagen. Vor einer Höhle, die genug Platz bot,
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