Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
ich mich plötzlich
erinnern konnte, doch ich wusste, nun wer Moros und Jasai waren. Der Hass, den
ich ohnehin schon für die beiden Brüder gehegt hatte, steigerte sich ins
Unermessliche, als ich wusste, wer er war. Ich schwor mir, dich zu finden,
Thalon. Aber nicht, um dich zu töten, sondern damit ich dir berichten kann, was
ich weiß. Vorerst wollte ich sicher sein, dass du wirklich der Lichtritter
bist, wie Jasai sagte und du hast es mir mehr als einmal bewiesen. Deinen Namen
erfuhr ich, indem ich dich und deine Begleiterin belauscht hatte, als ihr an
diesem Wüstenkreis standet. Und nach dem Kampf mit dir konzentrierte ich mich
statt auf die Kapelle auf diesen Turm und tatsächlich landete ich hier.
Mittlerweile weiß ich auch wieder, weshalb er mir damals so wichtig schien. Du
musst wissen, dass der Turm meinem Vater gehört hat. Er war nicht nur ein
begnadeter Magier, sondern auch ein raffinierter Tüftler gewesen und hatte die
Einsamkeit der Wüste genutzt, um dieses Bauwerk zu schaffen. Es ist
gewissermaßen sein Erbe an mich gewesen, doch ich hatte zu Lebzeiten nie die
Gelegenheit bekommen, nach Trockenfeld zu reisen. Tragisch, dass ich erst
sterben musste, um hierher zu gelangen. Aber genug von mir erzählt. Thalon, ich
werde dir helfen, auch wenn das bedeutet, dass ich nie wieder meinen Frieden
finden werde.“ Als Anthlo geendet hatte, wirkte er traurig.
Thalon seinerseits hatte staunend gelauscht und konnte kaum glauben, was er
da eben alles gehört hatte. Ungläubig hakte er nach: „Das heißt, dass ich
dieser Lichtritter sein soll und die Leute, die uns verfolgt haben, waren
Schatten, also lebende Tote, so wie du, die von einem greisen Magier erschaffen
wurden?“ „Das ist leider alles richtig, so seltsam sich das alles für dich
anhören muss“, beteuerte Anthlo knapp. Zu viele Informationen und Gedanken
schwirrten in diesem Moment in Thalon herum und es fühlte sich so an, als würde
sein Kopf platzen unter der Last des eben erfahrenen. „Aber ich bin doch
niemand Besonderes. Warum ich?“, stammelte Thalon. Er hatte Kopfschmerzen
bekommen und konnte es immer noch nicht ganz fassen, was Anthlo ihm soeben alles
berichtet hatte. „Musste deswegen Kathleen sterben? Hast du etwas damit zu
tun?“, fragte Thalon mit zitternder Stimme, obgleich er innerlich wusste, dass
Anthlo darauf keine Antwort haben würde. Anthlo schüttelte wie erwartet den
Kopf. „Nein, so Leid es mir tut, auf diese Frage habe ich keine Antwort. Ich
habe dir bereits alles erzählt, was ich weiß“, gab er Thalon zu verstehen. Doch
Thalon hakte weiter:„Was muss ich jetzt tun?“ Anthlo überlegte eine Weile. Dann
antwortete er: „Wie du siehst sind hier viele Bücher, die mein Vater zu
Lebzeiten hier gesammelt haben muss. Wenn er sie in diesen Turm hier gebracht
hat, dann müssen es alte und besondere Werke sein. Ich bin mir sicher, dass in
einem von ihnen eine Passage über das Schicksal der Lichtritter zu finden ist.“
Anthlo versuchte, den vollkommen verwirrten Thalon mit einem Lächeln
aufzuheitern. „Ich helfe beim Suchen. Ruh dich aus Thalon, das alles ist
sicherlich nicht einfach für dich. Ich kann es selbst kaum glauben. Aber wir
schaffen das schon“, sagte Lewia und probierte das ihr Mögliche zu tun, um
Thalon mit der Situation klar kommen zu lassen. Des Öfteren blickte sie zu ihm
hinüber, während sie zusammen mit Anthlo die verschiedenen Büchertitel durch
ging, in der Hoffnung, etwas zu finden, was ihnen weiter helfen könnte. Thalon
saß regungslos an dem Tisch und hatte seinen Kopf auf die Arme gestützt. Noch
immer war er nicht in der Lage den Gedankenknoten in seinem Kopf zu entwirren.
Er hatte das Bild eines Mannes vor Augen, der einen riesigen Stein auf seinen
Rücken gebunden hatte und sich durch die Wüste schleppte. Die Worte, die Anthlo
ausgesprochen hatte, waren ebenjener schwere Stein und Thalon wusste nicht, ob
er in der Lage sein würde, dieses Gewicht stemmen zu können.
„Ah, da haben wir es ja“, verkündete
Anthlo freudig und zog ein dickes verstaubtes Buch aus dem Regal. Gemächlich
ging er auf den Tisch zu und legte es ab, bevor er es schließlich aufschlug.
Beim Blättern der Seiten wirbelte er Staubkörnchen auf, die davon zeugten, wie
lange niemand mehr in das Buch hinein geschaut hatte. Zahlreiche Abbildungen
von den seltsamsten Kreaturen, Völkern und Tieren, die es schon seit langer
Zeit nicht mehr in Oleiphea gab, waren auf den einzelnen Seiten abgebildet.
Ungefähr
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