Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
dass man sie
stehend betreten konnte, stiegen sie von ihren Pferden ab und banden sie an.
Thalon breitete sofort ihre verbliebenen Decken auf dem harten Boden aus und
wies Lewia an, sich unverzüglich darin einzuwickeln. „Was ist los mit mir?“,
krächzte sie, sich in die warmen Stoffe hüllend. „Ich vermute, dass durch den starken
Regen in Trockenfeld dein Körper geschwächt wurde und du dir dann in der
Herberge eine Krankheit eingefangen haben musst“, antwortete Thalon sachlich,
während er einige der trockenen Zweige, die er zuvor unter den Bäumen vor dem
Höhleneingang gesammelt hatte, auf einen Haufen warf. Lewia sprach mit
schwacher Stimme einen Zauber und ein kleines schwaches Flämmchen loderte in
ihrer Hand auf. Thalon ergriff sofort einen der Zweige und zündete ihn an,
bevor die Flamme schließlich auch schon wieder erlosch. Dann legte er den Zweig
zu den anderen und in kurzer Zeit prasselte ein kleines Feuerchen vor ihnen,
welches Lewia noch mehr Wärme spendete. „Es tut mir Leid, dass ich uns
aufhalte. Wir können auch bald wieder aufbrechen“, flüsterte sie, aber Thalon
legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. „Du hältst uns nicht auf! Du kannst
doch nichts für die Krankheit. Und wir reisen erst weiter, wenn es dir wieder
besser geht! Jetzt ruh dich aus, dein Körper ist erschöpft“, sprach er ruhig
und gelassen. Die Augen kaum aufhalten könnend, nickte Lewia leicht mit dem
Kopf. Er wusste zwar nicht, wie er ihr helfen konnte, doch wie als könnte Lewia
seine Gedanken lesen, machte sie noch einmal den Mund auf und wisperte: „Hole
mir aus dem Wald, in dem wir vorhin waren, Liliariskräuter. Du erkennst sie an
der großen lila Blüte.“ „Das werde ich machen! Ich versuche, so schnell ich
kann, wieder hier sein. Versprochen! Sterbe mir nur nicht, bis dahin!“,
versuchte Thalon zu scherzen, obwohl er insgeheim hoffte, dass es nicht
wirklich eine starke Krankheit war, sondern nur eine vorübergehende Schwächung
des Körpers. Lewia lächelte nur müde. Thalon warf noch einen letzten Blick auf
sie, dann trat er aus der Höhle und bedeckte den Eingang so gut es ging mit
großen Blättern und kleineren Ästen, die er von den Bäumen abbrach. Dann
schwang er sich auf sein Pferd, unwohl bei dem Gedanken daran, sie alleine zu
lassen. Aber es war jetzt wichtig, dass er die Kräuter besorgte, denn scheinbar
wusste Lewia, dass diese ihr helfen würden. Ihre Gesundheit war aktuell das
Wichtigste.
„Wo ist eigentlich Leiro?“, erkundigte sich
Kardios, als er in die Gruppe schaute und feststellte, dass einer fehlte. Er
klang nervös. Seine Stimme zitterte leicht, was auch von der Kälte kommen
konnte. „Hat ihn jemand gesehen?“, fragte er dann die anderen. Nur sehr
zögerlich meldete sich der Mann zu Wort, der Leiro alleine gelassen hatte: „Er
war die ganze Zeit hinter mir, aber dann…“ Er brachte es nicht fertig,
zuzugeben, dass er unachtsam war und Leiro nicht geholfen hatte. „Und weiter?“,
erklang Kardios scharfe Stimme. „Er hatte sich verletzt und sagte, er wolle
eine Pause einlegen und uns dann wieder folgen“, gab der Mann zurück, wobei er
immer leiser wurde. „Was? Ihr wart verantwortlich für ihn! Warum habt Ihr mir nicht
Bescheid gesagt? Es wäre kein Problem gewesen, einen Moment zu warten. Ihr
hättet ihn auch einfach stützen können! Es war achtlos von Euch!“, schrie
Kardios seine Wut dem Mann entgegen, der gegen die massige Gestalt des Erals
wie ein kleines Kind wirkte. Doch schon kurz darauf hatte Kardios schon wieder
einen klaren Kopf und befahl seinen Männern, umzukehren. „Wir müssen ihn
suchen! Sicherlich braucht er unsere Hilfe!“, rief er entschlossen und aufgrund
des harschen Tons, den er zuvor an den Tag gelegt hatte, wagte keiner der
Anwesenden, zu widersprechen. Also stapften sie wieder ein großes Stück des
Weges zurück, diesmal sehr darauf achtend, niemanden aus den Augen zu
verlieren. Für Leiro kam jedoch jede Hilfe zu spät.
Schon aus einiger Entfernung erkannten sie die
leblose Gestalt des Verlorenen Ritters. Der Schnee um ihn herum war rot gefärbt
vom Blut Leiros. Es war ein entsetzlicher Anblick. Der Oberkörper des Leichnams
war aufgerissen und entblößte die Sicht auf die Eingeweide, die wiederum
teilweise herausgerissen worden waren. Sein rechter Arm war abgerissen worden
und lag einige Schritte weiter im Schnee. Einer der Ritter kämpfte damit, sich
nicht übergeben zu müssen, während andere jedoch wie versteinert auf den
Weitere Kostenlose Bücher