Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
normaler
Mensch war. In ihm musste eine ungeheure Kraft stecken. Etwas Unheimliches lag
in seinem Auftreten. Er trat schließlich vollständig in den Lichtkegel in
Lewias Hand und Thalon erkannte einige schwarze Haare auf seinem Gewand, welche
er mit einer einfachen Handbewegung von der Schulter fegte. War dieser Mann
etwa das Wesen gewesen, welches er gesehen hatte? Das war doch nicht möglich!
Thalons Hand umgriff das Schwert noch fester als zuvor. Emilia klammerte sich
an Thalon fest. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir? Und was habt Ihr mit
Lewia angestellt?“, schrie Thalon erzürnt und deutete auf Lewia, die regungslos
vor ihm verharrte. Der alte Mann schüttelte höhnisch den Kopf „Ihr seid ein
wahrer Narr! Ihr solltet wissen, wer ich bin, schließlich hat Anthlo Euch von
mir erzählt. Ich bin Jasai, Bruder des neuen Königs, den der Zirkel unter
meiner Anleitung erweckt hat! Und Ihr seid also der gefürchtete Lichtritter,
der es geschafft hat, der Legion der Ersten und meinen Suchtrupps zu entgehen.
Ich hatte mir mehr vorgestellt, als nur einen Jungen vorzutreffen. Wie alt seid
Ihr? Viel älter als zwanzig Jahre vermögt Ihr nicht zu sein! Eine Schande, dass
Ihr so jung sterben werdet! Aber Ihr könnt Euch freuen, denn ich werde Euch
nicht sofort töten!“, knurrte Jasai. Er lächelte höhnisch und entblößte seine
schiefen und spitzen Zähne. Sie glichen eher denen von Tieren, als denen eines
Menschen. Thalon spürte, wie die befreiende Kälte langsam in ihm hoch stieg. Es
war unvermeidlich, dass es zum Kampf kommen würde. „Ich habe sogar noch eine
zweite gute Nachricht. Eure Freundin war so freundlich, uns zu verraten, wo wir
Euch finden können. Deshalb soll sie verschont bleiben“, sprach er in einem
verschmähenden Ton. Er schnipste mit den Fingern und Lewia sackte in sich
zusammen und blieb dann auf dem Boden liegen. Obwohl ihm bewusst war, dass er
in seiner körperlichen Verfassung nicht die geringste Chance gegen Jasai hatte,
ließ er die Kälte noch weiter in seinen Körper hinein, bis sie Besitz von ihm
ergriffen hatte und stürmte dann auf Jasai zu. „Ah, Ihr zeigt Kampfgeist! Das
gefällt mir“, spottete der alte Mann. Mit einer flüchtigen Handbewegung deutete
Thalon Emilia erneut an, jetzt besser zu fliehen. Doch auch diesmal blieb sie
und stellte sich hinter Thalon. „Ich bleibe bei dir!“, sagte sie trotzig. Ihm
blieb also keine andere Wahl, als Emilia bei sich zu lassen.
Thalon setzte zum Angriff an und schwang übermütig sein Schwert. Doch er hatte
den Alten unterschätzt. Dieser wich rasendschnell dem Angriff aus, murmelte
schließlich einen Zauberspruch und deutete mit seiner Hand auf Thalons Schwert,
welches sogleich aus der Hand geschleudert wurde. Blitzschnell schoss Jasai vor
und umfasste mit seiner knöchrigen Hand Thalons Arm. Sofort fühlte Thalon, wie
sämtliche Kraft hinaus wich. Wie betäubt hing sein Arm nun herunter. Dann
packte Jasai Thalon am Hals. Gurgelnde Laute ertönten aus Thalons Mund. Er
glaubte, zu ersticken und versuchte vergeblich, sich aus dem Griff von Jasai zu
befreien. „Ihr seid schwach!“, waren die letzten Worte, die er vernahm, bevor
ihn die Dunkelheit vor seinem geistigen Auge verschlang und er das Bewusstsein
verlor. Emilia hatte ihren ganzen Mut zusammen genommen und sich wild schreiend
auf Jasai gestürzt. „Was willst du denn? Du bist meiner nicht im Geringsten
würdig!“, brummte der alte Mann und schleuderte mit einer Handbewegung Emilia
fort. „Ich hätte die Angelegenheit gleich in die Hand nehmen sollen“, sagte
Jasai, ehe er sich Thalon wie einen Sack auf den Rücken hob und dann in das
magische Portal eintrat, welches er zuvor erschaffen hatte.
Kapitel 13: zwei ungleiche paare
Der Gestank von Tod und Verwesung stieg ihm in
die Nase. Erschrocken schlug er die Augen auf, doch er konnte kaum etwas
erkennen. Das wenige Licht fiel durch ein kleines Fensterchen unter der Decke.
Als er sich mit aller Mühe aufrichtete, knackten seine Knochen schmerzhaft,
sodass er sich wieder auf den dreckigen Boden setzte. Scheinbar saß er in einer
Art Gefängniszelle, die für die Verhältnisse recht groß zu sein schien,
zumindest konnte Thalon nur schwach die Wände in einiger Entfernung ausmachen.
War er alleine? Und wenn ja, wo waren Lewia und Emilia? Was war mit ihnen
passiert, nachdem Jasai ihn gefangen genommen hatte? Er hoffte innerlich, dass
es den beiden gut gehen würde und dass Lewia auf Emilia aufpassen würde.
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