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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix T. Richter
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Abrupt
wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn es schien im so, als ob sich etwas
in der Dunkelheit bewegt hätte. Er warf einen genaueren Blick in die Richtung.
Tatsächlich bewegte sich da etwas in der Schwärze. „Wer ist da?“, fragte er
spitz. Statt eine Antwort zu erhalten, trat eine erbärmliche Gestalt aus dem
Schatten hervor, bei deren Anblick sich Thalons Magen umdrehte. Soweit man es
erkennen konnte, handelte es sich um einen Mann von ungefähr fünfzig Jahren. Er
trug nur einen Stoffschurz, der um die Hüfte gebunden war und war ansonsten
nackt. Sein ganzer Oberkörper und Teile des Gesichts waren bedeckt mit eitrigen
Pusteln und Blasen. Die wenigen Haare fielen in fettigen Strähnen an ihm
herunter. An seiner linken Hand fehlten zwei Finger und die Fingerstümpfe waren
schwarz wie Kohle. Der Mann war so abgemagert, dass Thalon durch die milchig
scheinende Haut deutlich die einzelnen Knochen sehen konnte. Sein Körper war
gezeichnet von Narben und tiefen Schnittwunden. Als der Mann den Mund öffnete,
um etwas zu sagen erblickte Thalon eine Reihe verfaulter Zähne und geschwärztes
Zahnfleisch. „Hier bin nur ich! Mein Name ist Ereon, aber das ist wohl
unwichtig“, beantwortete der Mann Thalons Frage. „Was in Oleipheas Namen haben
die   Euch nur angetan?“, fragte Thalon
entsetzt. Ereons Blick wirkte traurig. Er setzte sich neben Thalon auf den
harten Boden und begann, seine Geschichte zu erzählen: „Einst lebte ich mit
meiner Frau und meiner Tochter in dem kleinen Dorf nicht weit von Dolansburg.
Eines Tages wurde meine Frau sehr krank und um ihr noch ein möglichst schönes
Leben ermöglichen zu können, nahm ich eine Stelle bei Hofe an. Wir zogen also
um, da uns sowieso nicht viel mit dem Dorf verbunden hatte. Leider starb meine
Frau nur wenige Wochen später. Ich konnte nichts mehr für sie tun. Verstehst
du? Ich konnte sie nicht retten! Seitdem hat sich das Leben meiner Tochter
vollkommen geändert. Sie versuchte von nun an, ihre Trauer in Abenteuern zu ertränken,
was ihr auch gelan g. Ich hingegen kam nie über den Tod von Talia
hinweg und flüchtete mich in die Arbeit zu Hofe. Vor ungefähr einer Woche fiel
dann eine Schar Soldaten in die Burg ein. Sie hatten leichtes Spiel, denn
jemand hatte bereits das Tor geöffnet und die Wachen waren ermordet worden. Ich
bin mir sicher, dass sie Gehilfen innerhalb des Regierungssystems gehabt
hatten. Diese Männer wurden angeführt von einem alten Mann namens Jasai. Er
erschien kurz in der Halle, in der man mich und andere Bedienstete
zusammengetrieben hatte, und befahl, dass wir uns fügen sollten. Dann
verschwand er wieder. Die Männer, die uns gefangen genommen hatten, besaßen
seltsame rote Augen. Ich hatte dergleichen zuvor noch nie gesehen. Sie redeten
etwas von einem Trank, der den menschlichen Körper verändern könnte und
testeten diesen an uns. Die anderen starben bereits nach kurzer Zeit. Sie
dachten, dass der Trank bei mir funktioniert, also nahmen sie mich hierher mit.
Ich lebe zwar noch, aber der Trank hat scheinbar nicht so funktioniert, wie er
sollte. Sehe mich doch an! Ich bin eine grausam entstellte Kreatur. Mein
Inneres ist erfüllt von Schmerz und dieser Trank zerstört meinen Körper jeden
Tag immer mehr. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Tod mich holt.“,
beendete Ereon seine lange Erklärung. Dann fügte er hinzu: „Sag, was ist deine
Geschichte?“
    Thalon zögerte mit der Antwort, denn er wusste
beim besten Willen nicht, wo er anfangen sollte. Er begann bei dem Mord an
Kathleen und erzählte alles, was er bisher erlebt und herausgefunden hatte.
Kein Detail ließ er aus und öffnete Ereon sein Herz. Es war seltsam, mit einem
fremden Mann über die Ereignisse zu reden, aber Thalon wusste, dass er diesem
armen Mann vertrauen konnte. Als er schließlich bei den jüngsten Geschehnissen
ankam und begann, von seiner Begegnung mit Emilia zu erzählen, wurde Ereon
hellhöriger als er es schon zuvor gewesen war. „Dieses Mädchen, von dem du
sprichst, ist meine Tochter!“, platzte es aus ihm heraus. „Ja, das hatte ich
mir bereits gedacht, als du vorhin von deiner abenteuerfreudigen Tochter
erzählt hast“, bestätigte Thalon. Ereon sprang vor Freude auf und lief in der
Zelle auf und ab. „Geht es ihr gut?“, fragte er schließlich mit väterlicher
Besorgtheit. „Ich denke, dass sie in guten Händen ist. Meine Partnerin wird
sich um sie kümmern!“, sprach Thalon Ereon Mut zu. Eine Träne lief über

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