Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
Aktivitäten. Er dachte, er höre nicht ganz richtig, als Mrs. Swan munter sagte:
»Sollen wir in den Salon gehen, Herzliebster?«
Wexford sah ihn nur an, sein Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck.
Der ‘Salon’ war mit billigen Stühlen und dubiosen Antiquitäten angefüllt, und hier und dort hingen Messingutensilien, deren praktischer Nutzen in einem modernen Haushalt, und wenn man recht überlegte, auch in einem von früher, zweifelhaft erschien. Er spiegelte keine definitive Geschmacksrichtung wider, strahlte keine Individualität aus, und Burden fiel auf, daß Hall Farm wahrscheinlich mitsamt der Einrichtung an Swan übergeben worden war, da er sonst nirgendwo ein Zuhause hatte.
Mrs. Swan hakte ihren Mann unter und führte ihn zu einem Sofa, wo sie, dicht neben ihm sitzend, ihren Arm wegzog und seinen Arm nahm. Swan ließ all das mit sich geschehen und schien seine Frau dabei zu bewundern.
»Keiner dieser Namen kommt mir bekannt vor, Chief Inspector«, sagte er, als er sich die Liste angesehen hatte. »Und dir, Roz?«
“Ich glaube nicht, Herzliebster.«
Ihr Herzliebster sagte: »Ich habe in der Zeitung von dem vermißten Jungen gelesen. Glauben Sie, es besteht eine Verbindung zwischen den beiden Fällen?«
»Sehr wahrscheinlich, Mr. Swan. Sie sagen, keiner der Namen auf der Liste sei Ihnen bekannt. Kennen Sie denn Mrs. Gemma Lawrence?«
“Wir kennen kaum jemanden hier in der Gegend«, erklärte Rosalind Swan. »Man könnte sagen, wir leben noch in den Flitterwochen.«
Burden fand das eine geschmacklose Äußerung. Die Frau war mindestens achtunddreißig und ein Jahr verheiratet. Er wartete, ob sie etwas über das Kind sagen würde, das Kind, das nie gefunden worden war, irgendeine Gefühlsäußerung, doch Mrs. Swan blickte mit unermüdlichem Stolz auf ihren Mann. Burden fand es an der Zeit, seine eigenen Überlegungen einzubringen, und sagte ausdruckslos:
»Können Sie belegen, was Sie Donnerstag nachmittag gemacht haben, Sir?«
Der Mann war nicht besonders groß, hatte kleine Hände, und ein Hinken konnte jeder simulieren. Außerdem hatte Wexford gesagt, er habe auch für jenen anderen Donnerstag kein Alibi gehabt...
»Sie haben mich also für die Rolle des Kidnappers ausersehen, ja?« sagte Swan zu Wexford.
»Mr. Burden hat Sie gefragt«, meinte Wexford gelassen.
»Ich werde nie vergessen, wie Sie mich gehetzt haben, als unsere arme kleine Stella verschwand.«
»Arme kleine Stella«, echote Mrs. Swan friedlich.
»Reg dich nicht auf, Rozzy. Du weißt, ich mag es nicht, wenn du unglücklich bist. Also, was habe ich am Donnerstag gemacht? Ich muß wohl jetzt jedesmal, wenn Sie ein neues Opfer auf Ihre Vermißtenliste setzen, mit dieser Art von Befragung rechnen. Ich war hier am letzten Donnerstag. Meine Frau war in London, und Gudrun hatte den Nachmittag frei. Ich war ganz allein. Ich habe ein bißchen gelesen und mich dann aufs Ohr gelegt.« Ein Anflug von Zorn erschien auf seinem Gesicht. »Ach, und so gegen vier bin ich nach Stowerton rübergeritten und habe ein paar Kinder umgebracht, die die Straße verunzierten.«
»Oh, Ivor, Liebster!«
»So etwas ist nicht komisch, Mr. Swan.”
»Nein, und der Verdacht, ich hätte zwei Kinder umgebracht, eins davon auch noch das meiner eigenen Frau, ist ebenfalls nicht komisch.«
Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen. »Ich wollte fragen«, sagte Burden auf der Rückfahrt, »hieß sie eigentlich weiter Rivers, nachdem ihre Mutter wieder geheiratet hatte?«
»Mal so, mal so, soweit ich mitbekommen habe. Als sie vermißt wurde, war sie Stella Rivers für uns, weil das ihr richtiger Name war. Swan sagte, er habe vorgehabt, den Namen urkundlich ändern zu lassen, aber unternommen hatte er nichts in der Richtung. Typisch für ihn.«
»Erzählen Sie mir von dem nicht existierenden Alibi«, sagte Burden.
6
Martin, Loring und ihre Helfer waren immer noch dabei, Kaninchenhalter zu befragen, während Bryant, Gates und ein halbes Dutzend andere die Von-Haus-zu-Haus-Suche in Stowerton fortsetzten. Constable Peach hatte in Wexfords Abwesenheit einen Kinderturnschuh mitgebracht, den er in einem Feld bei Flagstone gefunden hatte, aber es war die falsche Größe, und überhaupt, John Lawrence hatte keine Turnschuhe angehabt.
Wexford las die Notizzettel auf seinem Schreibtisch, aber die meisten waren negativ, keinem mußte man sofortige Aufmerksamkeit widmen. Er ging noch einmal den anonymen Brief durch und steckte ihn mit einem Seufzer in den Umschlag
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