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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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mitfühlend.
     
    In seiner Hast, zu Gemma zu kommen, hatte Burden die Swans ganz vergessen, doch nun fiel ihm ein, daß Wexford gesagt hatte, der Brief könne helfen, eine Verbindung zwischen den beiden Fällen herzustellen. Der Chief Inspector war noch in seinem Büro.
    »Swan bewohnt einen Bauernhof«, sagte er. “Ich habe angerufen, aber er ist bis drei Uhr unterwegs.«
    »Hält er Kaninchen?«
    »Lassen Sie mich bloß mit Karnickeln in Ruhe. Ich habe gerade eine Stunde mit dem Sekretär des örtlichen Kaninchenzüchtervereins hinter mir. Kaninchen! Es wimmelt nur so von ihnen hier in der Gegend, Old English, Blue Beverens, alles, was das Herz begehrt. Ich sage Ihnen, Mike, es ist wie in den Sprüchen Salomos: ‘Kaninchen, ein schwach Volk, dennoch legt’s sein Haus in den Felsen!’«
    »Und alle Züchter sind überprüft?« fragte Burden unbewegt.
    Wexford nickte. »Und bei alledem weiß ich genau, daß der ganze verdammte Zirkus Schwindel ist«, sagte er. »Ich - und mit mir Dutzende von Kollegen - werde den besten Teil des Wochenendes auf der Jagd nach Karnickeln und Bauern und mit der Überprüfung von Waffenscheinen zubringen, und ich werde Haarexperten Honig ums Maul schmieren, obwohl ich weiß, daß es sich um blinden Alarm handelt und ich nichts tue, als Zeit zu verschwenden.«
    »Aber es muß sein.«
    »Natürlich muß es sein. Gehen wir essen.«
    Im Carousel Café war vom Angebot auf der Karte nur noch Schinken und Salat übrig. Wexford stocherte ohne große Begeisterung auf seinem Teller herum, auf dem Kopfsalatblätter sparsam mit Kohl und Möhrenstreifen umlegt waren. »Kamickel verfolgen mich ja geradezu«, brummelte er. »Soll ich Ihnen etwas über Swan und seine Frau erzählen?«
    »Ein paar Hintergrundinformationen sollte ich wohl haben.«
    »Normalerweise«, begann Wexford, »empfindet man mit den Eltern eines vermißten Kindes zu viel Mitleid. Die eigenen Gefühle kommen mit ins Spiel.« Er ließ den Blick von seinem Teller zu Burdens Gesicht gleiten und spitzte die Lippen. »Was keine Hilfe ist«, fuhr er fort. »Also, ich hatte nicht sonderlich viel Mitleid mit ihnen. Warum, werden Sie gleich verstehen.« Er räusperte sich und sprach weiter. »Nach Stellas Verschwinden haben wir uns intensiver mit dem Leben und der Geschichte Ivor Swans beschäftigt, als es mir jemals bei einem Fall in Erinnerung ist. Ich könnte seine Biographie schreiben.
    Er wurde als Sohn eines gewissen General Sir Rodney Swan in Indien geboren, zum Schulbesuch nach England und anschließend nach Oxford geschickt. Im Besitz dessen, was er mit geringem Privatvermögen bezeichnet, hat er nie direkt eine berufliche Laufbahn eingeschlagen, sondern in verschiedenen Berufen herumgestümpert. Eine Zeitlang hat er für jemand Ländereien verwaltet, aber da ist er bald rausgeflogen. Er hat einen Roman geschrieben, von dem dreihundert Stück verkauft wurden, so daß er das Experiment nie wiederholte. Statt dessen versuchte er sich in Public Relations, und seine Firma verlor in einem Jahr durch ihn zwanzigtausend Pfund. Totale und tief in seinem Wesen verwurzelte Faulheit kennzeichnet Ivor Swan. Er ist die fleischgewordene Trägheit. Ach, und gut aussehen tut er auch noch, überwältigend gut sogar, warten Sie, bis Sie ihn kennenlernen.«
    Burden goß sich ein Glas Wasser ein und schwieg. Er beobachtete, wie sich Wexfords Gesichtsausdruck belebte und erwärmte, während er sein Thema verfolgte. Früher war auch er in der Lage gewesen, sich so begeistert in die Charaktere von Verdächtigen hineinzuversetzen.
    »Swan hatte selten ein geregeltes häusliches Leben.., erzählte Wexford weiter. »Manchmal lebte er eine Weile bei seiner verwitweten Mutter in ihrem Haus in Bedfordshire, dann wieder bei einem Onkel, der irgendein hohes Tier bei der Luftwaffe war. Und, jetzt komme ich zu einem interessanten Punkt, wo immer er hinkommt, scheint er irgendwelche Katastrophen auszulösen. Nicht der Dinge wegen, die er tut, sondern der Dinge wegen, die er nicht tut. Ein böses Feuer brach im Haus seiner Mutter aus, während er dort wohnte. Swan war mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen. Dann war da der Verlust in der PR-Firma, weil er nichts tat; der Rausschmiß bei dem Verwaltungsjob - da hat er ein ganz schönes Chaos hinterlassen -, alles seiner Bequemlichkeit wegen.
    Vor ungefähr zwei Jahren landete er in Karachi. Damals nannte er sich freiberuflicher Journalist, und der Zweck seines Besuchs dort war die Untersuchung des

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