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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Vater - noch nicht da sei, wolle sie ihm auf der Mill Lane entgegengehen. Mrs. Fenn ließ das Mädchen nicht gern allein losziehen, aber es war noch hell, und sie konnte sie nicht begleiten, da sie noch anderthalb Stunden bleiben mußte, um aufzuräumen. Sie beobachtete, wie Stella durch das Tor von ‘Equita’ ging und wurde so zum letzten Menschen, der sie sah, bevor sie verschwand - bis auf einen.«
    »Bis auf einen?«
    »Vergessen Sie nicht den Mann, der ihr anbot, sie mitzunehmen. Und nun die Häuser entlang der Mill Lane. Es gibt nur drei zwischen ‘Equita’ und Stowerton, alle weit voneinander entfernt: Saltram Lodge und zwei Cottages. Bevor Hill ihr die Mitfahrgelegenheit anbot, hatte sie schon eins der Cottages hinter sich gelassen, das eine, das nur an Wochenenden bewohnt ist - und in dem an diesem Donnerstag deshalb niemand war. Nachdem Hill sie gesehen hatte, wissen wir nicht, was mit ihr passiert ist, aber wenn sie unbehelligt weitergegangen wäre, so wäre sie als nächstes am zweiten Cottage vorbeigekommen, das vermietet ist. Der Mieter, ein alleinstehender Mann, war zur Arbeit und kam nicht vor sechs nach Hause. Auch dies ist sorgfältig nachgeprüft worden, denn sowohl dieses Cottage als auch Saltram Lodge haben Telefon, und eine der Möglichkeiten, die mir einfielen, war, daß Stella womöglich zu einem Haus gegangen sein könnte, um dort zu fragen, ob sie telefonieren könne. Das dritte und letzte Haus ist Saltram Lodge. Auch dort war niemand, bis Mrs. Fenn um sechs nach Hause kam. Sie hatte Verwandtenbesuch aus London gehabt, aber der war mit dem Dreiuhrfünfundvierzigzug von Stowerton nach London abgefahren. Ein Taxifahrer bestätigte, er habe die Leute zwanzig nach drei abgeholt.«
    »Und das war alles?« fragte Bürden. »Keine weiteren Hinweise?«
    Wexford schüttelte den Kopf. »Nicht das, was man Hinweise nennen könnte. Die übliche Herde Leute mit den wenig hilfreichen Beweisen. Eine Frau hatte vor einem der Cottages einen Kinderhandschuh gefunden, aber es war nicht Stellas. Dann war da noch ein Anbieter von Mitfahrgelegenheiten, der erklärte, gegen halb sechs in der Nähe von Saltram Lodge einen älteren Mann aufgegabelt und nach Stowerton mitgenommen zu haben, doch dieser Fahrer war ein etwas undurchsichtiger Kerl, der mir den Eindruck machte, eher vom Typ sensationslüstern zu sein als einer, auf dessen Wort man sich verlassen kann.
    Ein Lastwagenfahrer behauptete, er habe einen Jungen aus der Hintertür eines der Häuser kommen sehen, und vielleicht stimmte das auch. Alle lassen in diesem Teil der Welt ihre Hintertüren offen. Sie glauben, auf dem Lande gäbe es keine Kriminalität. Aber der Fahrer sagte auch aus, er habe Schreie hinter der Hecke gleich bei ‘Equita’ gehört, und wir wissen, daß Stella lebte und unversehrt war bis zu dem Augenblick, wo sie Hills Mitfahrangebot ausschlug. Ich bezweifle, ob wir je mehr herausfinden werden.«
    Wexford sah müde aus, das schwammige Gesicht schwerer und schlaffer als gewöhnlich. “Ich werde morgen ein paar Stunden freinehmen, Mike, und ich rate Ihnen, das auch zu tun. Wir sind beide total ausgepumpt. Schlafen Sie einfach mal aus.«
    Burden nickte abwesend. Er sagte nicht, daß Schlafen keinen Sinn hat, wenn niemand da ist, mit dem man schlafen kann, aber er dachte es. Während er erschöpft zu seinem Wagen ging, kamen ihm jene seltenen, wunderbaren Sonntagvormittage in den Sinn, wenn Jean, die sonst Frühaufsteherin war, einwilligte, bis neun mit ihm im Bett zu bleiben. Eng umschlungen hatten sie dann den Geräuschen gelauscht, die Pat beim Teezubereiten machte, waren auseinandergefahren und hatten kerzengerade im Bett gesessen, wenn sie mit dem Tablett hereinkam. Was waren das für Tage gewesen, doch er hatte es damals nicht geahnt, nicht zu würdigen gewußt, nicht jeden Augenblick genossen, wie er es hätte tun sollen. Und jetzt hätte er zehn Jahre seines Lebens für einen einzigen solchen Morgen gegeben.
    Seine Erinnerungen stürzten ihn in ein dumpfes Elendsgefühl; sein einziger Trost dabei war, daß er bald in Gesellschaft eines Menschen sein würde, dem es ebenso schlecht ging wie ihm, doch als er auf die stets offene Tür zuging, hörte er sie so fröhlich und vertraut rufen, als seien sie alte Freunde. “Ich bin am Telefon, Mike. Gehen Sie rein und setzen Sie sich. Machen Sie sich’s gemütlich.«
    Das Telefon war offenbar im Eßzimmer. Er setzte sich in den anderen Raum, ihm war unbehaglich zumute, denn Unordnung

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