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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Februar hat er den ganzen Tag über in San Francisco gearbeitet. Natürlich ist er rübergekommen, als er von Stellas Verschwinden erfuhr, und er wird zweifellos auch jetzt wieder kommen.«
    In Wexfords Abwesenheit waren detaillierte Berichte der gerichtsmedizinischen Untersuchung eingetroffen. Sie bestätigten Dr. Crockers Diagnose und ergaben, trotz all der Sachverständigkeit derer, die sie erstellt hatten, wenig Neues. Acht Monate waren seit dem Tod des Kindes vergangen, doch das Ergebnis hieß: Tod als Folge manuellen Drucks auf Kehle und Mund. Ihre angeschimmelten und zerfetzten Kleidungsstücke lieferten keine weiteren Anhaltspunkte, ebensowenig wie die Steinplatte auf der Zisterne.
    Weitere Anrufe von Leuten, die John angeblich gesehen hatten, waren inzwischen eingegangen, andere hatten Stella im September lebend und wohlauf gesehen, wieder andere beide zusammen, gesund und munter. Eine Frau, die auf der Insel Mull Urlaub machte, schrieb, sie sei am Strand von einem Mädchen, auf das Stellas Beschreibung paßte, angesprochen und nach dem Weg nach Tobermory gefragt worden. Der kleine Junge in ihrer Begleitung sei blond gewesen, und das Mädchen habe gesagt, er heiße John.
    »Ich wünschte, sie würden unsere Zeit nicht derart verschwenden«, sagte Wexford in dem Wissen, daß sie alle Spuren aufnehmen und verfolgen mußten. Er nahm den nächsten Umschlag. »Was haben wir denn hier? Ein neues Lebenszeichen von unserem Kaninchenfreund, scheint mir.« Er las laut vor:
    “Ich habe Sie gewarnt, mir nicht aufzulauern. Dachten Sie, ich wüßte nicht, was in Ihrem Hirn vorgeht? Ich weiß alles. Ihre Leute sind nicht sehr geschickt im Verstecken. John war enttäuscht, daß er Montag nicht nach Hause konnte. Er hat die ganze Nacht geweint. Ich werde ihn nur seiner Mutter übergeben. Sie muß allein am Freitag mittag, zwölf Uhr, an derselben Stelle warten. Vergessen Sie nicht, was ich mit Stella Rivers gemacht habe, und versuchen Sie keine weiteren Tricks. Eine Kopie dieses Schreibens schicke ich an Johns Mutter.«
    »Ein Segen, sie wird es nicht zu Gesicht bekommen. Martin sammelt all ihre Post ungeöffnet ein. Wenn wir diesen Witzbold nicht vor Freitag kriegen, müssen wir eine Polizistin mit roter Perücke losschicken.«
    Der Gedanke an diese verkleidete Frau Gemma, die auf einen Jungen warten würde, der nicht kam, ließ Übelkeit in Burden aufsteigen. »Das mit Stella Rivers gefällt mir nicht«, murmelte er.
    »Es bedeutet gar nichts. Der hat nur die Zeitungen gelesen, das ist alles. Meine Güte, sagen Sie bloß nicht, daß Sie darauf reinfallen. Er ist nur ein Schwindler. Da kommt Martin mit Mrs. Lawrences Post. Ich nehme sie, danke, Sergeant. Aha, da haben wir ja das Doppel des Ergusses von unserem Komiker.«
    Burden konnte nicht anders. »Wie geht es ihr?« fragte er rasch.
    »Mrs. Lawrence, Sir? Sie sah ein bißchen arg mitgenommen aus.«
    Burden stieg das Blut ins Gesicht. »Was heißt das, arg mitgenommen?«
    »Na ja, sie hatte getrunken, Sir.« Martin zögerte, ließ sich so viel von seiner Verärgerung anmerken, wie er eben wagte. Die Augen des Inspectors blickten kalt, sein Gesicht war beherrscht, auf seinen Wangen lag eine prüde Röte. Weshalb mußte er nur immer so verdammt spießig sein? Wenn man halb wahnsinnig vor Sorge war, dann war doch wohl ein bißchen Kummerwegspülen erlaubt. »Irgendwie ist es ja verständlich, ich meine...«
    »Ich frage mich oft, was Sie eigentlich meinen, Martin«, schnauzte Burden. “Glauben Sie mir, aus Ihren Worten geht es nicht hervor.«
    »Tut mir leid, Sir.«
    »Aber es ist doch jemand bei ihr?« Wexford sah von dem Brief und seiner Kopie hoch, die er sorgfältig verglichen hatte.
    »Die Freundin ist nicht gekommen«, sagte Martin. »Sie hat es offenbar übelgenommen, daß die Londoner Kollegen sie sich vorgenommen haben und wissen wollten, ob sie oder ihr Freund John kürzlich gesehen hatten. Ich nehme an, sie waren dabei nicht allzu taktvoll, Sir. Der Freund ist schon mal aktenkundig geworden und außerdem arbeitslos. Diese Frau, die Mrs. Lawrence besuchen wollte, ist Lehrerin an der Schauspielschule und spielt selbst hie und da Theater. Sie hat gesagt, wenn bekannt würde, daß die Polizei bei ihr war, würde ihr das womöglich beruflich schaden. Ich habe angeboten, eine Nachbarin zu holen, aber Mrs. Lawrence wollte nichts davon wissen. Soll ich noch mal eben hinfahren und...«
    »Fahren Sie sonstwohin, solange Sie hier verschwinden!«
    »Lassen Sie’s gut

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