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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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sich her in den Laden dirigierte. Daß solche Vorsichtsmaßnahmen in einer Stadt nötig wurden, deren Hüter er war, deprimierte ihn zutiefst.
    Warum nicht Ivor Swan? Warum nicht? Daß der Mann keine Vorstrafen hatte, hieß überhaupt nichts. Vielleicht hatte er nur keine, weil keiner je etwas herausgefunden hatte. Wexford beschloß, Swans Leben noch einmal durchzugehen, mit besonderer Berücksichtigung der Gegenden, in denen er seit Oxford gelebt hatte. Er würde herausfinden, ob Kinder verschwunden waren, solange Swan sich in ihrem Umkreis aufgehalten hatte. Wenn Swan es gewesen war, dann würde er Swan auch kriegen, das schwor er sich.
    Aber bevor er weitere Nachforschungen nach dem Vorleben von Stellas Stiefvater anstellte, mußte er mit Stellas Vater sprechen. Sie hatten sich für zwölf verabredet, und als Wexford in seinem Büro ankam, war Peter Rivers schon da.
    Frauen werden oft vom gleichen Typ Mann immer wieder angezogen, und Rivers war seinem Nachfolger nicht unähnlich. Hier war die gleiche Gewandtheit zu bemerken, das gleiche glatte Aussehen, der ordentliche, kleine Kopf mit den fein ziselierten, beinah wie poliert wirkenden Zügen und die fast weiblichen, schmal zulaufenden Hände. Doch Rivers strahlte nicht Swans Lässigkeit aus, ließ den Eindruck vermissen, daß er sexuell alles andere als träge war. Etwas Geschäftiges ging von ihm aus, eine pingelige Rastlosigkeit, kombiniert mit einer Nervosität, die eine oberflächliche Romantikerin wie Rosalind Swan auf die Dauer irritieren mußte.
    Er sprang auf, als Wexford eintrat, und erging sich in einer langen Erklärung, weshalb er nicht an der Verhandlung hatte teilnehmen können, gefolgt von dem Bericht der lästigen Reise von Amerika hierher. Wexford fiel ihm ins Wort.
    »Werden Sie Ihre ehemalige Frau besuchen, solange Sie hier sind?«
    »Schätze, ja.« Obwohl er noch kein Jahr in Amerika war, hatte Rivers sich bereits sprachlich angepaßt. Wie ein Schwamm. »Schätze, ich muß. Daß ich diesen Swan nicht ausstehen kann, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Ich hätte Stella nie zu ihm lassen sollen.«
    »Sicher hatten Sie gar keine andere Wahl, Mr. Rivers?«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Ich habe einfach nie dem Antrag der Mutter auf Sorgerecht widersprochen, das ist alles. Hauptsächlich wegen Lois - das ist die derzeitige Mrs. Rivers -, die sich mit einem so großen Kind nicht belasten wollte. Rosie war auch gar nicht so wild auf das Sorgerecht, abgesehen davon, Swan hat sie angetrieben. Ich kann Ihnen auch sagen, warum, wenn Sie’s wissen wollen.«
    Wexford, der all das ziemlich ekelhaft fand, nickte nur.
    »Swan hat genau gewußt, daß er keinen roten Heller mehr übrig hätte, nachdem er alle Kosten bezahlt hatte, kein Heim, nichts. Die drei haben ja zuerst in einer verwahrlosten, möblierten Wohnung in Paddington gehaust. Sein Onkel hat ihm dann gesagt, er würde ihm Hall Farm überlassen, wenn Rosie Stella behielte. Das ist Tatsache, Rosie hat mir’s erzählt.«
    »Aber warum? Warum sollte es diesem Onkel wichtig sein?«
    »Er wollte, daß Swan endlich seßhaft wird, er sollte eine Familie gründen und etwas für sich tun. Schöne Hoffnungen! Swan sollte am College hier einen Kurs in Landwirtschaft machen, damit er das Land bestellen konnte. Sobald er hier war, hat er das gesamte Land an einen Bauern verpachtet, der schon lange ein Auge darauf geworfen hatte. Ich verstehe nicht, weshalb dieser Onkel sie nicht beide rausschmeißt. Er hat tonnenweise Geld und außer Swan keinen, dem er’s hinterlassen kann.«
    »Sie scheinen eine Menge darüber zu wissen, Mr. Rivers.«
    »Das habe ich mir zur Aufgabe gemacht, ja, Sir! Rosie und ich haben seit Stellas Verschwinden regelmäßig korrespondiert. Und ich sage Ihnen noch was. Bevor er nach Karachi kam und meine Ehe zerstört hat, hat Mr. Ivor Swan bei seinem Onkel und seiner Tante gelebt. Nur ist sie während seines Aufenthalts gestorben. Sie werden wissen, was ich meine, wenn ich sage, daß sie sehr plötzlich gestorben ist.«
    »So?«
    »Sie sind doch Detektiv. Ich hätte gedacht, das würde Sie aufhorchen lassen. Swan hat geglaubt, jetzt käme er zu Geld, aber alles ging an Onkelchen.«
    »Ich glaube, ich brauche Sie nicht länger aufzuhalten, Mr. Rivers«, sagte, Wexford, der langsam zu dem Schluß kam, daß Rosalind Swan einen entschieden schlechten Geschmack bei Männern hatte. Die Abneigung, die er gegen Swan empfand, war gar nichts gegen den Widerwillen, den dieser Mann in ihm

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