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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Augenzeuge von etwas geworden sein oder Fotos entdeckt haben.«
    »Beweise für ihre Untreue? Aber ich sage Ihnen doch, sie wußte, daß ich Verständnis gehabt hätte. Ich hätte darüber hinweggesehen, wie sehr es mich auch geschmerzt hätte.«
    Wexford starrte ihn an und war nur mühsam in der Lage, seinen Ärger zu unterdrücken. Der Mann hatte keine Ahnung vom Leben. Er redete von ehelicher Untreue, als wäre sie stets eine unkomplizierte und zeitweilige Schwärmerei für jemand anders, eine Frage von Verführung, Liebe und späteren Schuldgefühlen. Er war naiv. Wexford jedoch nicht. Er hatte die Liebesbriefe gesehen, die sich auch die hochgestelltesten und kultiviertesten Menschen schreiben, die Fotos, für die sich auch die elegantesten und anspruchsvollsten Frauen in Pose setzen. Dreißigtausend Pfund waren unter Umständen kein zu hoher Preis, sie nicht in die Hände eines Ehemanns gelangen zu lassen.
    »Sie haben eine Reihe von Au-pair-Mädchen beschäftigt, das haben Sie erwähnt.«
    »Ganz normale junge Mädchen«, sagte Quentin. »Absolut ehrlich und froh, bei uns zu sein. Sie empfanden tiefe Bewunderung für Elizabeth.«
    So wie Nelleke?
    »Vor den Mädchen hatten Sie ein Ehepaar«, hakte Wexford nach. »Wie war noch gleich der Name?«
    »Twohey«, sagte Quentin Nightingale.
     
    In dem kleinen weißen Cottage wurde das Unterste zuoberst gekehrt. Als Wexford in das Haus kam, hörte Mrs. Cantrip mit dem zwangsläufig auf den Samstag verlegten Großputz auf und setzte sich mit der gelblichbraunen Katze auf dem Schoß in einen Sessel. In dem Zimmer hing ein starker Geruch nach Bohnerwachs und Mottenkugeln.
    »Twohey?« fragte sie. »Mr. Nightingale hat ihn wegen seiner Unverschämtheit entlassen. Er hat nie angemessenen Respekt gezeigt, schon von Anfang an nicht. Und ordentlich gearbeitet hat der sein Lebtag nicht, soweit ich das beurteilen kann. Lungerte immer herum, wo er nichts verloren hatte, schnüffelte alles aus und machte lange Ohren, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Und deshalb hat man ihn rausgeworfen?«
    Die Katze glitt geschmeidig auf den Boden und begann, sich die Krallen an einem Tischbein zu wetzen. »Laß das, Ginger«, sagte Mrs. Cantrip. »Mit der Zeit trieb er’s zu bunt, Sir, das können Sie mir glauben. Ein paar Wochen vor seinem Rausschmiß wurde er so aufsässig gegenüber der gnädigen Frau, daß es nicht mehr feierlich war, wo doch die Gnädige immer so liebenswürdig war und sich nie zur Wehr setzte.« Sie hob die Katze auf und ließ sie aus dem Fenster zwischen die Zinnien und Dahlien plumpsen. »Sie ertappte ihn, wie er sich gerade von Mr. Nightingales Whisky bediente, und als sie ihn zur Rede stellte, sagte er doch glatt: ‘Das bißchen wird Sie wohl nicht gleich an den Bettelstab bringen.’ Da bleibt einem doch die Spucke weg!«
    »Und seine Frau?«
    »Die war gar nicht so übel. Um die Wahrheit zu sagen, sie stand ziemlich unter seiner Fuchtel. Mich fand sie ganz nett. Hat mir noch zwei Jahre später eine Karte zu Weihnachten geschickt.«
    »Sie kennen also ihre Adresse?« fragte Wexford.
    »Ich habe nie zurückgeschrieben, Sir«, sagte Mrs. Cantrip und schnaubte entrüstet. »Auf Umgang mit solchen Leuten lege ich keinen gesteigerten Wert. Mir ist aber aufgefallen, daß die erste Karte in Newcastle abgestempelt war.«
    »Haben sie eine andere Stellung angenommen?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Sir. Im Angeben und Aufschneiden war Twohey ganz groß, und er hat immer wieder betont, wie satt er das Dienstbotenleben habe. Als Eisenwarenhändler werde er sich selbständig machen, hat er gesagt, aber unter vier Augen hat mir Mrs. Twohey anvertraut, das seien alles Luftschlösser. Woher sollten sie auch das Anfangskapital nehmen, Sir? Sie hatten keinen roten Heller, das können Sie mir glauben.«
    Nachdem er Sergeant Martin auf die Suche nach Twohey angesetzt hatte, fuhr Wexford zur Tabard Road und parkte vor einem Bungalow, dessen rosa Haustür farblich zu den Geranien im Garten paßte. Auf einer Regenplane auf dem Rasen saßen zwei Kinder, jedoch nicht nebeneinander, sondern an entgegengesetzten Enden, als wollten sie soviel Abstand halten wie mit dem Verbot ihrer Mutter, sich nicht ins feuchte Gras zu setzen, vereinbar war. Der Junge wusch Malerpinsel aus, das Mädchen quartierte Raupen aus einem Einmachglas in diverse Streichholzschachteln um.
    Wexford grüßte sie freundlich, dann schlenderte er zu ihrem Vater, der gerade die Garagentüren strich. Er

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