Der Liebesbeweis
wird nicht passieren, und das weißt du. Du und die Demonstranten, ihr habt den Kampf verloren. Das Haus wird gebaut, auch wenn du mich noch so sehr verspottest.”
“Die öffentliche Meinung kann eine starke Macht sein. Ich arbeite daran, sie auf meine Seite zu bekommen.”
“Viel Glück. Ich beabsichtige, dieses Gebäude hochzubringen.”
Katie sah ihn an und dachte daran, wie seidig sich seine braunen Haare angefühlt hatten, wenn sie mit den Fingern hindurchgefahren war. Sie musste die Stuhllehne umklammern, um nicht die Hand nach ihm auszustrecken. “Du müsstest dich mal hören. Du beabsichtigst, dieses Gebäude hochzubringen – wenn das keine Sexualsymbolik ist!”
“Es ist nur ein Gebäude.” Etwas flackerte in seinen Augen auf. “Das hier ist Sex.” Er packte ihre Schultern und küsste Katie leidenschaftlich. Dann ließ er sie so abrupt wieder los, dass sie schwankte.
Unfähig, irgendetwas herauszubringen – ein ungewöhnlicher Zustand für sie –, starrte sie ihn an und rang nach Atem. Einen langen Moment sahen sie einander nur an.
“Verdammt, Katie.” Seine Stimme war sanft wie eine Liebkosung.
“Verdammter Kerl”, erwiderte sie ebenso sanft.
“Du hast mich früher um den Verstand gebracht.”
Sie schluckte. “Aber nicht genug.”
“Aha, es geht also doch um den Abschlussball.”
Jetzt konnte sie es nicht mehr gut abstreiten, schon gar nicht, wenn sie sich nach einem weiteren Kuss sehnte. Und nicht nur danach. Nein, sie war kein bisschen über ihn hinweg.
“Es war nicht der richtige Ort, Katie. Und dieser ist es auch nicht, wenn ich es mir genau überlege.” Er wich zurück und griff nach dem Türknopf.
Katie lehnte sich gegen den Tisch, um Halt zu finden. “Du gehst?”
“Du liebe Zeit, wir befinden uns im Konferenzzimmer von KRZE.”
“Und die Tür kann man abschließen.”
Er zögerte, als denke er darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf. “Aber ich würde dich gern wiedersehen. Ich glaube …”
“Damit du mir erst Hoffnungen machen und mich anschließend zurückweisen kannst? Von wegen!”
“Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht küssen.”
“Keine Sorge, es wird nicht wieder passieren.” Sie schlang schützend die Arme um sich. “Ich hätte wissen müssen, dass sich nichts geändert hat.”
“Unsinn, alles hat sich geändert.”
“Nicht, was dich und mich angeht. Aus irgendeinem Grund macht es dir Spaß, Hoffnungen in mir zu wecken, nur um dann zu verschwinden.”
“Damals waren wir fast noch Kinder! Heute ist das anders.”
“Ach ja?”
Er sah sie lange an. “Ja, das ist es. Und ich werde einen Weg finden, es dir zu beweisen.” Damit öffnete er die Tür, ging hinaus und schloss sie leise wieder hinter sich.
Benommen blickte Katie auf die kunstvollen Verzierungen der Tür, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Du lieber Himmel, wenn Jess bereit gewesen wäre, hätte sie ihn ein weiteres Mal geküsst. Womöglich hätte sie auch noch mehr getan. Wie dumm sie doch war!
Der Raum war nicht schallisoliert, und Ava lauschte bestimmt neugierig. Aber vermutlich hätte sie nichts gehört. Die Tür war schwer, die Wände waren dick. Doch wenn Katie und Jess miteinander geschlafen hätten, hätte sie es wahrscheinlich irgendwie mitbekommen.
Nur Jesses Zurückweisung hatte Katie davor bewahrt, ihren Job zu riskieren. Edgecomb würde sofort ihre Sendung absetzen, wenn er herausfände, was in seinem Konferenzzimmer vor sich gegangen war, noch dazu mit dem Besitzer von Harkins Construction. Und sie hätte es nicht anders verdient.
Jess hatte also die richtige Entscheidung getroffen, nur bedeutete das nicht, dass er kein Mistkerl war. Er hätte wenigstens versuchen müssen, sie zu verführen, damit sie die Chance hatte, die Sache abzubrechen. Was sie höchstwahrscheinlich nicht getan hätte, aber darum ging es nicht. Sie war fertig mit ihm.
Er mochte zwar der Mann sein, der ihr Verlangen mit einer einzigen leichten Berührung weckte. Er mochte noch besser aussehen als in seiner Jugend – muskulöser und mit einer tiefen, sexy Stimme, die ihr sinnliche Schauer über den Rücken jagte. Doch all das spielte keine Rolle, denn er begehrte sie nicht so, wie ihr Großvater ihre Großmutter begehrt hatte.
Männer sollten die Opfer ihrer Hormone sein, nicht vom Verstand geleitet. Wieso musste ausgerechnet Jess die Ausnahme bilden?
3. KAPITEL
Gegen sechs am Samstagabend lag die Temperatur auf der Terrasse von Katies mexikanischem Lieblingsrestaurant um die
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