Der Liebesbeweis
fünfundzwanzig Grad – genau richtig, um Margaritas zu schlürfen. In der Wüste gab es kein buntes Herbstlaub, dafür aber warme Oktoberabende und Tequila.
Ava saß an einem Tisch beim Springbrunnen. Für diesen Anlass trug sie ein schwarzes T-Shirt mit rundem Ausschnitt, dazu einen langen schwarzen Rock und Springerstiefel.
“Dieser Tisch ist eine gute Wahl.” Katie setzte sich ihr gegenüber. “Dies ist mein Lieblingsplatz. Man kann das Wasser plätschern hören.”
“Plätscherndes Wasser erzeugt negative Ionen”, entgegnete Ava. “Und negative Ionen heben die Stimmung.”
“Das kann ich brauchen.” Katie winkte den Kellner heran. “Und eine Margarita.”
Ava nickte. “Ich habe gemerkt, wie genervt du gestern Abend warst, als du gegangen bist.”
“Ja, tut mir leid, dass ich so kurz angebunden war.”
“Ist schon gut, das verstehe ich.”
“Es war eine heikle Situation. Ich …” Katie hielt inne, da der Kellner an ihren Tisch kam.
Er stutzte. “Sind Sie nicht Crazy Katie?”
“Ja.” Katie war es gewohnt, gelegentlich erkannt zu werden, aber heute passierte es ziemlich oft. Jeder wollte ihr etwas zu ihrer Sendung von Freitagabend sagen. Immerhin hatte sie das von ihren Gedanken an Jess abgelenkt.
“Meine Freunde und ich finden das Gebäude auch blöd.” Er zwinkerte. “Wir gehören nicht zu den Kerlen, die sich beweisen müssen, wenn Sie verstehen, was ich meine.”
“Das höre ich gern. Je mehr Unterstützung ich finde, umso besser.”
“Ich kenne viele Leute, die hinter Ihnen stehen”, sagte der Kellner. “Also, was wünschen die Ladies zu trinken?”
“Zwei Margaritas”, antwortete Katie. “Ich lade dich ein, Ava.”
“Oh, das musst du nicht.”
“Aber du studierst nebenbei. Ich weiß, wie es ist, wenig Geld zu haben. Wenn du richtig verdienst, kannst du dich gern revanchieren.”
“Einverstanden.” Ava schien sich sehr über die Aussicht auf eine dauerhafte Freundschaft mit Katie zu freuen. Nachdem der Kellner gegangen war, beugte sie sich über den Tisch. “Wirst du oft erkannt?”
“Nur gelegentlich. Heute sind mehr Leute als sonst zu mir gekommen und haben etwas zu meiner Sendung gesagt. Das ist gut, denn ich brauche Munition gegen Edgecomb.”
“Allerdings. Und wie ist die Situation mit deinem Ex? Findest du immer noch, dass er ein Mistkerl ist?”
“Ja.” Katie hatte damit gerechnet, dass dieses Thema zur Sprache kommen würde, und war vorbereitet. “Er war über Dr. Astorbrookes Theorien nicht besonders erfreut, um es milde auszudrücken.”
“Das wären die wenigstens Männer.”
“Was ist mit unserem Kellner? Er ist auf meiner Seite.”
“Er ist jung und noch in der Protestphase.”
“Jared hatte auch kein Problem damit.”
Ava winkte ab. “Jared ist ein netter Mensch. Den bringt nichts so leicht auf die Palme. Aber dein Typ …”
“Er ist nicht mein Typ”, unterbrach Katie sie.
“Das ist doch nur so eine Redewendung. Wie dem auch sei, du hast Harkins ganz schön zugesetzt, und mir kam er nicht sehr umgänglich vor.”
“Er ist ziemlich temperamentvoll.” Und er küsst himmlisch, fügte sie im Stillen hinzu.
“Ich weiß, das Aussehen ist nicht alles, aber er sieht gut aus. Er ist ein bisschen der Jude-Law-Typ.”
“Kann sein.” Jess sah nicht einfach nur gut aus. In seiner Nähe schmolz Katie dahin. Das war damals auf der High School so gewesen, und heute, neunzehn Stunden und sechsundvierzig Minuten nach dem letzten Kuss, hatte sich nichts dran geändert. Nicht, dass sie die Minuten zählte.
Sie hatte schon das halbe Wochenende von Jess geträumt und wollte nicht auch noch die zweite Hälfte des Wochenendes ständig an ihn denken. Das Treffen mit Cheryl und Ava war daher eine willkommene Ablenkung.
Wie auf Befehl tauchte gerade in diesem Augenblick Cheryl auf, strahlend und mit gelocktem rotem Haar.
“Hi.” Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich. “Entschuldigt, dass ich zu spät komme. Ich habe heute Nachmittag mit diesem attraktiven neuen Typen von der Anwaltskanzlei Tennis gespielt und dabei ganz die Zeit vergessen.” Wie immer redete sie ohne Punkt und Komma. “Ich hätte ja angerufen, aber mein Handy benimmt sich komisch. Ich muss es gegen ein neues eintauschen, aber ich hasse diese Prozedur. All diese neuen Knöpfe, die es zu bedienen gibt …” Sie hielt inne und sah Katie an. “Wieso grinst du? Was ist denn hier so komisch?”
“Du.” Katie war froh, dass sie sich mit Cheryl zur Happy Hour
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