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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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neuen Hauptverdächtigen. Denn niemand wusste, was mit van der Floet nach seiner Entlassung passiert war und wo er sich aufhielt.
    Im Einwohnermelderegister Düsseldorfs war van der Floet nicht verzeichnet, das hatten Lempers Kollegen bereits herausgefunden. Doch vielleicht hielt er sich schon längere Zeit in der Region auf und hatte nun dort weitergemacht, wo er im Sommer 1948 im Kasseler »Habichtswald« notgedrungen hatte aufhören müssen. Wahrscheinlich war die Mordmethode von ihm nun verfeinert worden, er hatte dazugelernt. Er wollte keine Ausnahme mehr machen und alle Opfer gnadenlos niedermachen, weil sie ihn diesmal später nicht wiedererkennen sollten – so wie die 23-jährige Verkäuferin Stephanie Seeling, als sie ihn zufällig aus einer Kneipe hatte kommen sehen und die Polizei alarmiert worden war.
    Lemper legte das Bild »Kassel-56/48« in die Mitte seines Schreibtisches. Es zeigte Oskar van der Floet: kurz geschnittene, nach rechts gescheitelte blonde Haare, ausdruckslose Augen, leicht abstehende Ohren, schmale Lippen, dezent nach links gebogene Nase, schmächtige Statur, die Hände an der Hosennaht, der beige Anzug an Armen und Beinen viel zu lang und viel zu weit. Bist DU unser Mann? Lemper nahm das Foto in die rechte Hand und betrachtete es genauer. Aber auch jetzt fand er keine Antwort.

19
    Dass es jetzt einen Verdächtigen Nummer 1 gab, nach dem bundesweit gefahndet wurde, bedeutete nicht, dass andere Ermittlungsansätze vernachlässigt werden durften. Seit Monaten war eine Arbeitsgruppe damit befasst, die »Unzuchtskartei« nach »Sittentätern« zu durchforsten, die infrage kommen konnten. Eine mühselige Angelegenheit: Es stellte sich nämlich heraus, dass jeder zehnte der üblichen Verdächtigen bereits verstorben war, die Tat mehr als zwanzig oder dreißig Jahre zurücklag oder der Überprüfte zu den Tatzeiten nachweislich inhaftiert gewesen war. Sie alle mussten aussortiert werden. Übrig blieben etwa zwanzig Prozent, die als »überprüfungsbedürftig« eingestuft wurden.
    Diese Männer wurden zwei Kategorien zugeordnet: »verdächtig« und »bedingt verdächtig«. In die erste Abteilung gehörte, wer mindestens ein Merkmal des Fahndungsrasters erfüllte:
    »Person ist vorrangig zu überprüfen:
Straftat zum Nachteil eines Liebespaars
vorbestraft wegen Tötungsdelikt (auch Versuch)
gewalttätig
wohnt oder ist aufhältig im Bereich der (vermuteten) Tatorte oder Leichenfundorte
hat dort zu einem früheren Zeitpunkt gewohnt
Arbeitsstelle im Bereich der Tatorte oder Leichenfundorte
hat dort zu einem früheren Zeitpunkt gearbeitet
hat frühere Straftat (nicht nur Sittendelikt!) im Bereich der Tatorte oder Leichenfundorte verübt
besitzt Fahrerlaubnis.«
    Nach Abschluss dieser Ermittlungen stand ein Name ganz oben auf der »Hitliste«: Ernst Armknecht. Der 29-Jährige war wegen »Kindesschändung« und »Bestialität« vorbestraft. Konkret hatte der Mann drei Jahre zuvor ein neun Jahre altes Mädchen aus der Nachbarschaft in seine Wohnung gelockt und dort missbraucht. Der aus Berlin stammende und in Potsdam geborene Verdächtige war mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Überdies hatte er als 19-Jähriger auf einem Bauernhof Kühe und Schweine missbraucht, indem er »an den Geschlechtsteilen der Tiere manipulierte«. Dafür waren sechzig Arbeitsstunden verhängt worden.
    Zum Hauptverdächtigen avancierte der ledige Anstreicher, als die Ermittler feststellten, dass er in Kalkum in der Unterdorfstraße 24 wohnte, nur knapp einen Kilometer Luftlinie vom Kalkumer Baggerloch entfernt. Dort waren am 28. November 1955 die Leichen von Lieselotte Ingensandt und Wilfried Mehnert geborgen worden. Zudem erfüllte Armknecht ein Fahndungskriterium, das zunächst gar nicht berücksichtigt worden war: Es stellte sich nämlich heraus, dass er Stammgast im Lokal »Wilke« war. Und genau dort waren Helga Kortmann und Peter Seiffert am 7. März 1956 letztmals lebend gesehen worden. Außerdem besaß Armknecht einen Führerschein und fuhr einen dunkelblauen Opel »Blitz«, Baujahr 1949.
    Damit hatte die Kripo nachgewiesen, dass Armknecht der einzige »polizeibekannte Sittentäter« Düsseldorfs war, der zwei »tatrelevante« Örtlichkeiten kennen musste und in der Lage gewesen wäre, die Leichen an die Ablageorte zu fahren. Das waren aber lediglich Indizien, die nicht »monokausal« auf eine Täterschaft Armknechts zurückgeführt werden konnten. Es gab also auch andere genauso plausible

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