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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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Erklärungsmöglichkeiten.
    Folglich musste Armknecht dazu befragt werden, wo er sich zu den Tatzeiten aufgehalten hatte. Sollte er kein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen können, wollten die Ermittler ihn sofort »vorläufig festnehmen« und seine Wohnung und seinen Wagen nach Beweismitteln durchsuchen.
    Am 1. März wurde Armknecht frühmorgens von zwei Kriminalbeamten ohne Vorwarnung abgeholt und ins Präsidium gebracht. Entgegen der allgemeinen Erwartung konnte der Verdächtige jede Frage ohne erkennbares Zögern oder Anzeichen der Verunsicherung beantworten. Sein Alibi: »In der Nacht vom 31.10. auf den 1.11.1955 bin ich zu Hause gewesen und habe geschlafen. Ich lebe allein, und ich hatte keinen Besuch. Es gibt also niemanden, der das bezeugen könnte. (…) Am 7. Februar 1956 war ich bei meiner Mutter. Sie wohnt in Köln. Nachmittags bin ich zu ihr gefahren. Weil ich zuviel Bier getrunken hatte, habe ich dort übernachtet.«
    Nachdem Armknecht ausgesagt hatte, seine Mutter habe keinen Fernsprechanschluss, telefonierten die Düsseldorfer Todesermittler noch während des Verhörs mit ihren Kollegen in Köln. Gudrun Armknecht sollte unverzüglich zu den Angaben ihres Sohnes befragt werden, bevor eine Absprache stattfinden konnte. Und was die 59-Jährige mitzuteilen hatte, ließ die Ermittler hellhörig werden: Sie konnte zur fraglichen Zeit gar nicht zu Hause gewesen sein, weil sie ihre Schwester in Berlin besucht hatte. Ihr Sohn hatte sich also im Datum geirrt – oder gelogen.
    Armknecht wurde zunächst nicht mit der Aussage seiner Mutter konfrontiert, sondern gebeten, sich die Angelegenheit nochmals ins Gedächtnis zurückzurufen. Um möglichen Erinnerungsfehlern vorzubeugen, gab man ihm einen Kalender an die Hand. Doch das Ergebnis blieb dasselbe. »Das war der Dienstag in der Zeit um Karneval. Ich bin bei meiner Mutter gewesen«, versicherte er.
    Eine halbe Stunde später durchsuchten sechs Kriminalbeamte die Zwei-Zimmer-Wohnung des jetzt Festgenommenen, dessen Keller, seinen Wagen. In einem Stapel alter Zeitungen, der im Schlaf- und Wohnraum neben dem Sofa lag, fanden die Ermittler die Ausgabe des Mittag vom 30. November 1955. Die Zeitung war so gefaltet, dass die fett gedruckte Schlagzeile nicht zu übersehen war: »Brautpaar im Baggerloch wurde ermordet. Ärztliche Untersuchung ergab: Wuchtige Schläge auf die Köpfe und dann im bewußtlosen Zustand ertrunken«. Die Ermittler werteten dies als weiteres Indiz – und wurden wenig später abermals fündig. Beim Durchblättern des Mittag vom 11./12.2.1956 stießen die Beamten auf einen Artikel, der mit einem roten Filzstift angestrichen worden war. Die Überschrift lautete: »Mutter Kortmanns Alptraum in der Mordnacht. Einzelheiten der Ermittlungen im Mordfall Seiffert/Kortmann«.
    Im Wagen Armknechts machten die Fahnder schließlich eine weitere Entdeckung, die den Verdächtigen schwer belasten konnte: Die Polsterbezüge der Rücksitze waren mit einer rot-bräunlichen Substanz behaftet, die sich tropfenartig verteilt und zwei größere Lachen gebildet hatte. »Nach äußerlichem Anschein und Verteilungsbild dürfte es sich höchstwahrscheinlich um Blut handeln«, notierten die Beamten in ihrem »Tatortbefundbericht«.
    Friedhelm Köhler las die Mitteilungen seiner Kollegen und das Protokoll des ersten Verhörs besonders aufmerksam und machte sich auf einem Blatt Papier Notizen. Er hatte von Horst Lemper den Auftrag bekommen, den Verdächtigen zu vernehmen. Köhler galt als besonders gewieft und erfahren. Der Kriminaloberkommissar hatte im Zuge der Ermittlungen schon Joachim Stahlschmidt verhört, den man schließlich hatte laufen lassen müssen. Ihm zur Seite gestellt wurde Hans-Gerd Bode, ein ambitionierter junger Kriminalobermeister. Der 26-Jährige arbeitete seit zwei Jahren im 1. Kriminalkommissariat. Köhler würde das Verhör führen, Bode das Gesagte dokumentieren. Die beiden waren mittlerweile ein eingespieltes Team.
    Die vorab festgelegte Marschroute sah vor, Armknecht zunächst zu seinem nachweislich falschen Alibi und den in seiner Wohnung gefundenen Zeitungsartikeln zu befragen. Die Blutspuren im Wagen des Verdächtigen sollten noch keine Rolle spielen, das Gutachten war erst für den nächsten Tag in Aussicht gestellt worden.
    Köhler hatte sich auch die Unterlagen der erkennungsdienstlichen Behandlung besorgt. Das machte er immer so. Er wollte sich auf diese Weise auf den Mann einstimmen, sich ein möglichst komplettes Bild von seinem

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