Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
Widersacher machen. Der Kommissar begann zu lesen: »(…)
Scheinbares Alter: 25 – 27 Jahre
Größe: 178 cm ohne Schuhe – 182 cm mit Schuhen
Gestalt: schlank, muskulös
Kopfform: oval, hohe Form
Gesichtsform: länglich, hervorstehende Backenknochen, eingefallene Wangen
Haare: mittelblond, glatt nach hinten gekämmt, ohne Scheitel, lang
Bart: glattrasiert
Augen: blaugrau
Augenbrauen: dunkelblond, zusammengewachsen, dicht, schmal
Stirn: zurückweichend, hoch
Kinn: zurückweichend, breit mit Grübchen
Spricht: Schrift- und Plattdeutsch
(…)«
Um 10.35 Uhr wurde Ernst Armknecht vorgeführt. Köhler blätterte ca. zehn Minuten lang in den Unterlagen, nahm den Kopf dabei immer wieder mal hoch und fixierte den Verdächtigen. Währenddessen wurde nicht gesprochen, nur das Rascheln des Papiers war gelegentlich zu hören. Köhler wollte den Mann, den er verdächtigte, ein kaltblütiger Serienmörder zu sein, auf die Folter spannen, nervös machen. Und er schien mit dieser Masche Erfolg zu haben: Während Armknecht zunächst nahezu bewegungslos auf seinem Stuhl verharrt hatte, begann er bald hörbar mit den Fingern zu knacken. Immer wenn sich die Blicke der Männer begegneten, glaubte Köhler in den Augen des Mannes Emotionen erhaschen zu können, die sehr hilfreich sein konnten – Unsicherheit und Angst.
»Herr Armknecht«, begann Köhler unvermittelt das Verhör, »erklären Sie uns doch zunächst mal, wo Sie in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar gewesen sind.«
»Das habe ich doch schon …«
Köhler unterbrach den Mann barsch: »Dann erzählen Sie es eben noch einmal!«
»Also gut.« Armknecht machte eine beschwichtigende Geste. »Ich war bei meiner Mutter in Köln, habe sie besucht. Wir haben über ihren Urlaub gesprochen, den sie in den nächsten Monaten machen wollte. Der Abend ist darüber lang geworden, und ich habe mir ein paar Gläser Kölsch genehmigt. Weil ich grundsätzlich nicht Auto fahre, wenn ich Alkohol getrunken habe, bin ich über Nacht geblieben.«
Der Kommissar schaute den Mann unverwandt an. Köhler versuchte dem Verdächtigen klarzumachen, dass er ihm nicht glaubte. Er spekulierte darauf, dass Armknecht schnell einlenken und mit der Wahrheit herausrücken würde. Das tat er aber nicht.
»Wir haben da ein Problem.« Köhler runzelte die Stirn. »Könnte es nicht sein, dass Sie sich vielleicht geirrt haben?«
»Nein.«
»Sind Sie absolut sicher, dass Sie bei Ihrer Mutter gewesen sind?«
»Jawohl.«
»Sie lügen! Sie lügen uns ins Gesicht!« Köhler stand abrupt auf. Bisher war dem Verdächtigen aus taktischen Gründen noch nicht gesagt worden, dass seine Mutter das Alibi nicht bestätigt hatte. Köhler spürte, dass der richtige Augenblick jetzt kurz bevorstand. Der Kommissar wurde lauter: »SIE LÜGEN!«
Armknecht verschränkte die Arme vor der Brust. Etwas verlegen und mit leiser Stimme fragte er: »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ihre Mutter ist doch eine anständige Frau, nicht wahr?«
Der Verdächtige starrte den Kommissar irritiert an, gab aber bald zu verstehen, dass er zustimmte.
»Ihre Mutter würde doch bei der Polizei nicht die Unwahrheit sagen, nicht wahr?«
Armknecht nickte.
»Und jetzt hören Sie mir mal genau zu: Ihre Mutter hat uns gesagt, dass Sie am 7. Februar nicht bei ihr gewesen sind!«
Armknecht blieb stumm.
»Haben Sie mich verstanden?« Köhler machte einen Schritt auf den Mann zu. »Haben Sie mich verstanden!«
»Ich habe schon kapiert …«
»Und?«
»Ja, ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt …«
»Nicht ganz? « Köhler nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz.
»Ich war in Köln, nur nicht bei meiner Mutter. Ich habe einen Spaziergang gemacht.«
»Einen Spaziergang? « Köhler rümpfte die Nase.
»Bin halt so rumgelaufen …«
»In Köln? Nachts? Rumgelaufen? Was hatten Sie denn da zu suchen?«
Armknecht fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare. Er wirkte jetzt fahrig – und schwieg.
»Mein lieber Mann, jetzt aber mal heraus mit der Sprache.« Köhler wurde energischer. »Wo sind Sie wirklich gewesen, und was haben Sie da gemacht?«
Minutenlang blieb es still. Armknecht starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Leere. Dann sagte er mit zittriger Stimme: »Ich habe mich in der Stadt herumgetrieben und geschaut, ob ich eine günstige Stelle finden könnte … Das kann ich nicht erklären, aber es reizt mich unheimlich, wenn ich andere Menschen heimlich beobachten kann.«
» Menschen? Sie meinen wohl
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