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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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ihren Leuten, »wir stellen ein Frühstück nach. Das sind doch tolle Bilder: ein Frühstück vor den beiden Domtürmen des Gendarmenmarktes. Das läuft.«
    »Machen wa«, nuschelte Kameramann Sven, die anderen begannen schon mit den Umbauarbeiten. Für den richtigen Kamerawinkel musste der Terrassentisch weiter nach links, dafür
wurden der Baum mit den Zwergpfirsichen und der blühende chilenische Jasmin auf die rechte Seite gerückt, sodass sie das Bild umrahmten. Georg und Toni beobachteten mit wachsendem Unmut, wie schon wieder ein Teil ihrer Wohnung umgeräumt wurde - »nur wegen des Bildaufbaus, Sie verstehen das doch? Wir räumen später alles wieder ordentlich zurück. Es dauert nur zwei Minuten«, hatte Liliane Moya jedes Mal beschwichtigend gesagt. Doch es dauerte nie »nur zwei Minuten«, sondern mindestens zehn bis fünfzehn, bis die Umräumaktionen fertig waren. Beim Umräumen selbst waren die Fernsehmitarbeiter so rücksichtslos, dass sich schon mehrere deutlich sichtbare Schrammen im Parkett abzeichneten. Zurückgeräumt wurde eh nichts. War vielleicht besser so.
    Georg schaute genervt auf die Uhr. »Ist es nicht etwas spät für ein Frühstück? Es ist zwei Uhr mittags.«
    »Egal. Bei der Ausstrahlung erkennt kein Mensch die wahre Uhrzeit«, beruhigte die Fernsehmoderatorin.
    »Und der Stand der Sonne?« Toni zeigt nach oben. Die Sonne stand hoch über ihnen.
    »Wer kann denn heute noch die Zeit vom Sonnenstand ablesen? Also nicht unsere werberelevante Zielgruppe von 14 bis 34 Jahren. Die wissen ja kaum noch, dass die Sonne überhaupt wandert. Vertrauen Sie mir, eine Frühstücksszene ist in einer Fernseh-Homestory immer zentral. Die können wir nämlich auch noch am nächsten Tag im Frühstücksfernsehen verwenden. Was meinst du, Sven …«, die Moderatorin hatte sich von den Jungbluths abgewandt und ihrem Kameramann zugewandt »… mit Tischdecke oder ohne?«
    »Wir haben keine Tischdecken«, empörte sich Toni. »Wir haben Läufer.«
    Sven machte ein Daumen-hoch-Zeichen. »Tischläufer sind super Eyecatcher.«

    Wieder schaute Georg überdeutlich auf die Uhr, während Toni schnell hineingelaufen war, um die Tischläufer zu besorgen. »In einer Dreiviertelstunde muss ich wieder im Büro sein«, sagte er drohend. Diese Fernsehaufzeichnung raubte ihm viel zu viel Zeit.
    Lilian Moya kiekste. »Kein Problem. Bis dahin sind wir längst durch.« Schon jetzt war offensichtlich, dass sie log. Sie griff sich einen der Kabelträger. »Geh runter zu dieser Kaffeebude vor dem Haus. Hol fünf Croissants, zwei Latte macchiatos mit extra viel Schaum und zwei Joghurts mit Früchten. Und mach schnell. Wenn da eine Schlange steht, drängele dich vor. Wir sind vom Fernsehen, wir haben wichtige Aufnahmen und keine Zeit zu warten.« Der Kabelträger rannte los. Liliane Moya lächelte wieder Georg Jungbluth an. Eigentlich ein ganz gut aussehender Kerl, dachte sie. Scheint allerdings im Stress zu sein. »Ich habe gerade Ihr Frühstück bestellt«, säuselte sie in einem Ton, der offensichtlich flirtend war, »ich vermute, Sie haben kaum etwas zum Frühstücken im Haus. Die wahren Promis haben ja nie viel zu essen im Kühlschrank. Die essen ja immer auswärts, nicht wahr. Oder sie hungern für die perfekte Figur.« Sie hob neckisch den Zeigefinger, was wohl scherzhaft tadelnd wirken sollte.
    »Ja, ja, stimmt«, sagte Georg, sichtbar unkonzentriert, denn er beobachtete, wie sich drinnen der Jungredakteur Sebastian Koch seiner Frau Toni näherte, die gerade über einer Schublade der italienischen Designkommode lehnte. Etwas an dem lauernden Blick dieses Redakteurs gefiel Georg nicht. Die Art, wie er Toni extrem aufmerksam beobachtete, sogar abzuschätzen schien. Ahnte er etwas? Durchschaute er den Betrug? Nein, das konnte er gar nicht. Toni sah so vielversprechend fruchtbar aus, dass selbst eine Hebamme ihr die Schwangerschaft abgenommen hätte. Sie trug so ein Jackie-O-Kleid. Es war ärmellos
und nicht zu körperbetont, aber auch nicht plump. Eher geschickt. Es war schwarz und weiß und hatte eine Art blassorangenes Korallenmuster. Die Korallen nahmen den Farbton von Tonis Haaren auf. Dazu trug sie unglaublich hohe Stilettos, die mit dreifachen Riemen um ihre schmalen Knöchel geschlungen waren.
    »Ihre Frau sieht toll aus in dem Prada-Kleid. Ich hatte es auch kurz an. Aber mir stand es einfach nicht«, sagte Liliane Moya, die jetzt sehr nahe bei ihm stand, eigentlich zu nahe, und ihn dabei beobachtete, wie er seine Frau

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