Der Liebespakt
Hingucker. Ein Dustin Hoffman, ein Tom Cruise, ein Brad Pitt - wer waren die denn ohne Damenbegleitung auf dem roten Teppich? Pinguine im schwarzen Smoking, mehr nicht. Öde Fauna. Kein Paparazzo, der etwas auf sich hielt, konnte sich dafür begeistern. Ein berühmter Mann im Smoking, begleitet von einer attraktiven, charmanten, interessanten Frau, das war dagegen immer ein Bild wert. Diese Antonia hatte das Zeug zur Gesellschaftsgröße. Aber da war noch mehr. Da steckte eine Geschichte hinter der Glamourgeschichte. Eine Story hinter der Homestory. Sebastian Koch roch das. Dieser Auftritt im Betriebskindergarten war ein offener Ehekrieg gewesen. Ein Skandal. Und für Skandale hatte Sebastian Koch eine Nase.
Liliane Brett-vor-dem-Kopf witterte gar nichts. Die ließ sich gerade von Toni auf der Terrasse die grandiose Aussicht vorführen.
Georg stand schräg dahinter und war unkonzentriert. Er war erst heute Morgen aus Frankfurt zurückgekehrt, wo er die Nacht mit Karoline in einem Hotel am Flughafen verbracht hatte. Der erhoffte Sex hatte lange auf sich warten lassen. Stattdessen stritten sie sich stundenlang. Die Nachricht, dass Liliane Moya am nächsten Tag mit ihrem Fernsehteam einen Bericht
über das Ehepaar Jungbluth machen würde, ließ Karoline völlig ausrasten. Karoline neidete Liliane Moya alles, ihre Sendung, ihr Auftreten, ihr Team. Sie war sich sicher, sie war tausendfach geeigneter für diesen Moderationsposten. Und Toni, obwohl Karoline wusste, dass sie längst Geschichte war, neidete sie die Position als Ehefrau an Georgs Seite. Dieser doppelte Neid ließ Karoline förmlich durchdrehen. Sie griff einen Chromföhn, der in diesem Moment in Reichweite lag, und schmetterte ihn mit ungeheurer Wucht an die Wand des Hotelzimmers, wo der Aufprall ein tiefes Loch in Tapete und Verputz hinterließ. Der Föhn war hin, und Georg schlief endlich mit ihr.
Doch auch danach wich die Spannung zwischen ihnen nicht. Karoline forderte eine Erklärung - warum musste diese Homestory sein?
»Versteh doch, ich bin verheiratet. Antonia gehört zu meinem Image«, sagte er wiederholt beschwörend. Karoline überzeugte das nicht.
»Na und«, antwortete sie schnippisch, »ich bin verlobt. Spielt das in der Öffentlichkeit irgendeine Rolle? Trage ich meine Verlobung in die Zeitung? Präsentiere ich mich mit Tom vor der Kamera? Nein, nie. Warum tust du das plötzlich? Sag mir die Wahrheit: Seid ihr wieder zusammen?«
Zum x-ten Mal erklärte er ihr, das mit dem Fernsehteam sei nicht seine Idee gewesen. Peter von Randow habe ihn dazu gezwungen. Selbst als Georg seinen Vorstandschef darauf hinwies, dass bislang die Politik des Konzerns doch eher gewesen sei, Privates auch privat zu halten, habe Randow abgewunken. »Sie und Ihre Frau haben mir klargemacht: Wir müssen offensiv mit der Presse umgehen. Wir brauchen Schlagzeilen, Georg. Die Leute sollen Ihre wundervolle Frau kennenlernen, sie sollen wissen, wie Sie beide leben. Das bringt positive Aufmerksamkeit für den Konzern. Sie sind im Moment das Paar in der Stadt.
Und eines sag ich Ihnen, Jungbluth: Nachdem der Botschafter es mit dem Botschaftsluder im Auto getrieben hatte, fand auch der letzte Depp die Schweiz heiß.«
Doch selbst die Geschichte mit Randow zog bei Karoline nicht.
»Da läuft doch wieder etwas zwischen dir und deiner Frau. Du willst mich loswerden«, zischte sie.
Also war Georg weitergegangen, als er eigentlich geplant hatte. Er erzählte Karoline von dem Vertrag mit Toni, von dem gemeinsamen Termin beim Notar, von den Bedingungen und dem Geld. Karoline hatte ihm anfangs nicht glauben wollen. Da öffnete er die Tresorfunktion seines BlackBerrys und zeigte ihr den Vertrag. Erst nachdem sie das Schriftstück mit eigenen Augen sah - besonders Tonis und Georgs Unterschrift darunter - beruhigte sie sich ein wenig. Um vier Uhr morgens hatten sie dann ein zweites Mal miteinander geschlafen, diesmal weniger leidenschaftlich, eher versöhnlich. Jetzt am Morgen war Georg zwar körperlich extrem zufrieden, aber trotzdem angespannt in die Frühmaschine von Frankfurt nach Berlin gestiegen. Karo line wusste jetzt alles. So hatte er das nicht geplant. Er spürte, er war gereizt.
»Ihre Aussicht, ich liebe Ihre Aussicht. Dieses Panorama. Sven, kriegst du das Panorama drauf?«, rief Liliane Moya, die ehrgeizige Fernsehmoderatorin, und scheuchte ihren Kameramann Sven und den Rest des Teams auf die Dachterrasse.
»Wisst ihr, was ich vorschlagen würde«, sagte sie zu
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