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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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bleiben.
    Überhaupt - hatte nicht auch dieser Job in ihre Ehekrise geführt? Es war sicher nicht der einzige Grund, aber es war einer. Sie hatte viel gearbeitet in den letzten Jahren. Viel zu viel. Georg auch. Es hatte Monate gegeben, in denen sie sich höchstens zwei- oder dreimal wirklich zu Hause gesehen hatte. Ihre schöne Dachgeschosswohnung stand manchmal viele Wochen leer. Toni arbeitete irgendwo an einem Projekt in Süddeutschland oder der Schweiz, während Georg first class durch die Welt jettete und Geschäfte abschloss. Sie hatten sich aus den Augen verloren, und wenn sie diese Teilhaberschaft und damit den Auftrag in Bad Salzuflen annahm, dann war es der letzte Nagel zu ihrem Ehesarg.
    »Ich kann nicht«, wiederholte Toni. Diesmal war ihre Stimme fest. Und dann kam ein zweiter Satz hinterher. Er war nicht geplant gewesen, aber als Toni sich selbst reden hörte, wusste sie, es war die einzige richtige Entscheidung. Sie konnte nicht einfach die Junior-Partnerschaft ablehnen. Anselm würde ihr das nie verzeihen. Ab jetzt würde sie kein Bein mehr im Büro auf die Erde bekommen. Also sagte Toni: »Ich kündige.«
    Das war die Lösung. Kündigen. Sie konnte ab sofort nur zu Hause sein und sich hauptberuflich darum kümmern, ihre Ehe
zu retten. Finanziell war das kein Problem, Georg verdiente genug für sie beide. Zumindest, wenn es um das normale Leben ging. In vier Monaten, wenn alles vorbei war, würde sie sich etwas Neues suchen.
    In diesem Moment sprang Anselm auf. Die heftige Bewegung kam vollkommen unerwartet. Sein Bürostuhl fiel nach hinten, aber Anselm achtete nicht auf ihn, sondern er griff über seinen Schreibtisch. Erst dachte Toni, er wolle sich auf sie stürzen mit seinem kräftigen, total durchtrainierten Surferkörper, aber dann bremste er ab, legte die Hände auf die äußerste Tischkante und kam mit dem Gesicht so dicht an sie heran, dass sie seinen Kaugummi-Atem riechen konnte. Dann begann er zu brüllen:
    »Du durchtriebenes Aas, ich weiß genau, was du planst. Du arbeitest an einem Deal mit den Kuwaitis! Oder ist es dieses kleine Hotel in Mitte? Hast du mit denen einen eigenen Vertrag abgeschlossen? Ich weiß schon lange, dass du deine eigene Firma aufmachen willst. Glaub bloß nicht, du kannst mir die Klienten klauen. Ich werde dich von allem abziehen. Nicht du kündigst. Ich kündige dir, du falsche Schlange! Du kannst sofort deine Sachen packen und gehen. Und wage bloß nicht, irgendeine Adresse, irgendeinen Kontakt, noch nicht mal eine Visitenkarte mitzunehmen. Nola wird die ganze Zeit neben dir stehen, wenn du deine Sachen zusammenpackst. Du hast dich mit dem Falschen angelegt, Toni. Nur weil dein Mann so ein hoher Wirtschaftstyp ist, musst du nicht denken, du kommst mit allem durch. Wenn du mir in irgendeines meiner Projekte reinpfuschst, wenn du mir jemals in die Quere kommst, dann gibt es Krieg. Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    Und Toni gab die einzige Antwort, die in dieser Situation ehrlich war: »Ich bin Georgs Frau.«
    Dann stand sie auf und verließ das Büro.
    Für immer.

    Eine gute Stunde später schloss sie die Tür zur Dachgeschosswohnung auf. Es war niemand mehr da. Der Catering-Service hatte alles abgeräumt, der Geschirrverleiher das geliehene Geschirr, Besteck, die Tafelaufsätze und die Kandelaber mitgenommen, und dann war die Putzfrau durchgegangen. Toni wusste, das restliche Essen stand im Edelstahl-Kühlschrank. Ohne ihre Jacke auszuziehen ging sie hinüber, öffnete ihn und holte eine Flasche Champagner heraus. Der Champagner ließ sich leicht entkorken, schäumte ein wenig über und hinterließ ein paar Tropfen auf dem Küchentresen und auf Georgs Notiz, die Toni bereits heute Morgen vorgefunden hatte. »Fliege geschäftlich nach Schanghai, bin in sieben Tagen zurück. Bis dahin ist das Grünzeug und der ganze alte Plunder weg!« Der ganze »alte Plunder« war tatsächlich wieder eingemottet. Aber den Gefallen mit dem »Grünzeug« tat ihm Toni nicht. Im Gegenteil, sie nahm den Champagner und begann in aller Seelenruhe, die mit weißen Kieselsteinen gefüllten Töpfe zu gießen, in denen die Birkenbögen verankert waren. Vielleicht hielten die Birkenblätter mit dem Trunk ja noch eine Weile durch.
    Dann ging sie zurück zum Kühlschrank, nahm sich eine Portion Hummer und Soße heraus, balancierte Hummer und Champagnerglas zu einer der Birkenlauben, in deren Mitte weiterhin der lange Esstisch stand. Sie hatte jetzt viel Zeit. Es war früher Nachmittag,

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