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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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gelungen war.
    »Ich bereite die Kinder auf das richtige Leben vor. Viele von ihnen wachsen heutzutage überbehütet auf. Besonders die Kinder, die morgens von ihren Muttis mit einem Cayenne vorgefahren werden und die ihr Frühstück aus der Burberry-Lunchbox nehmen. Man kann nicht früh genug damit anfangen, ihnen zu erzählen, was hier auf der Erde wirklich los ist.
Botox, Gift und Bauchansatz bei Männern gehören unbedingt dazu. Deshalb füllen wir gemeinsam den Psychotest aus der aktuellen ›Vogue‹-Ausgabe aus: Wie geeignet sind Sie für die Ehe ? Das macht doch Spaß Kinder, oder?«
    »Jaaaaa«, riefen alle im Chor. »Aber«, gab nun Sebastian Koch zu bedenken, »sind die Kinder nicht ein wenig klein für das richtige Leben? Ich meine - es sind Kinder, oder täusche ich mich?«
    »Nein, keine Sorge, hier sind nur die Vorschulkinder des Kindergartens versammelt. Nicht die ganz Kleinen. Für die wäre diese Einführung ins Leben sicher zu früh.« Toni drehte sich jetzt zu Frau Wennecker um und fragte streng: »Dies sind doch ausschließlich Vorschulkinder, Frau Wennecker? Darum hatte ich extra gebeten. Ich verderbe doch keine Kleinkinder?«
    »Nein, keine Sorge. Alles Vorschulkinder«, beeilte sich Frau Wennecker zu sagen.
    »Dann mache ich jetzt weiter mit der sechsten und letzten Frage. Also, ich lese vor: Ihre Ehe ist bislang kinderlos geblieben. Deshalb vereinbaren Sie einen Termin in einer Praxis für Fertilisation. Doch Ihr Mann taucht zur verabredeten Zeit nicht auf. Er lässt Sie sitzen. Was machen Sie ?«
    Georg gefror das Blut in den Adern. Das konnte doch nicht wahr sein. Was wollte Toni? Sollte er einen Herzinfarkt kriegen? Auf der Stelle tot umfallen? Winselnd zu ihr hinkriechen und sie bitten, ihm alles zu verzeihen? Fassungslos musste er mit anhören, wie Toni nun fortfuhr.
    »a) Sie lassen Ihren Mann auf Privatkosten per Krankenwagen mit Blaulicht aus dem Büro abholen.
    b) Sie lassen sich beim Arzt nichts anmerken, überstehen klaglos die ganze Untersuchung und wissen danach, dass es zumindest nicht an Ihnen liegt.
    c) Sie suchen sich einen neuen Samenspender .«

    »Krankenwagen, Krankenwagen«, brüllten jetzt alle Kinder wild durcheinander.
    »Also noch mal fünf Punkte, macht insgesamt …« Seelenruhig rechnete Toni die Punkte zusammen. Sebastian Koch war jetzt wie elektrisiert - er wusste, Georg Jungbluth und seine Frau hatten keine Kinder. Und laut Munzinger hatten sie vor vier Jahren geheiratet. Vier Jahre Kinderlosigkeit, das war schon eine Strecke, zumindest wenn man es auf Kinder anlegte. Hier lag ein Drama in der Luft, dies hier war Ehekrieg. Keiner schien es zu bemerken, außer ihm. Und natürlich Georg Jungbluth, der auf der Pressekonferenz noch so unglaublich souverän gewirkt hatte und dem jetzt die Schweißperlen auf Stirn und Schläfe standen. Toni hatte nun alles zusammengerechnet und verkündete das Ergebnis:
    »… 24 Punkte. Ich lese vor, welcher Ehe-Typ wir sind. Also: Sie sind für die Ehe geboren. Kein Partner ist so treu wie Sie. Wer von Ihnen vor dem Altar das Jawort kriegt, hat für immer das große Los gezogen . Das ist ja ein super Ergebnis. Kinder, ihr seid die Größten«, juchzte Toni und klatschte dabei in die Hände. Die Fotografen waren so gerührt, dass auch sie mitklatschten. Und sogar Frau Wennecker konnte nicht an sich halten und klatschte so lange mit, bis Georgs Blick sie traf. Danach ließ sie die Hände sofort sinken.
    Toni stand nun von dem kleinen Kinderstuhl auf, sie sah so schön aus in ihrem Kleid, die kleinen Mädchen griffen mit ihren kleinen Händen entzückt nach dem Stoff, den Jungen stand der Mund offen. Es war nicht irgendein Kleid, das sie trug - Toni hatte das Kleid der Haubenfrau nachschneidern lassen. Die Haubenfrau, sie war der Anstoß zu allem gewesen. Toni kämpfte nicht nur für sich, auch für sie. Das Kleid saß perfekt, der Busen war abgebunden, darunter fiel das Kleid elegant und lang zu Boden. Ein Junge war so aufgeregt bei dem Anblick
dieser schönen fremden Frau, er konnte nicht anders, er musste seine kurzen Arme um Tonis Hüfte schlingen und seinen Kopf in ihrem Bauch vergraben. Dabei schob er ihr Kleid ein wenig hoch. Der Effekt war erstaunlich. Egal wie unfruchtbar eine Frau ist, in Empire-Kleidern sieht jede ein wenig schwanger aus. Aber nun, mit dem leicht aufgebauschten Kleid, sah Toni zwingend schwanger aus. Das war ein Bild! Georg beobachtete mit Schrecken, wie der Boulevard-Fotograf blitzschnell die Kamera hob,

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