Der Liebespakt
ihr Betrug vergessen gewesen. Ja, sie war feige, kein Zweifel. Aber sie ertrug den Gedanken nicht, Magnus zu verlieren. „Er wird mir nicht vergeben", sagte sie gepresst.
Tadelnd meinte ihre Mutter: „Er hat ein Recht, zornig zu sein. Und er hat ein Recht darauf, dass du dich bei ihm entschuldigst."
„Ich habe mich bereits entschuldigt."
„Mehr als das. Erklär ihm alles. Liebling, du musst ihm dein ganzes Herz öffnen, diese Geheimnisse offenbaren, die du nie irgendjemandem erzählt hast. Flehe ihn an, bettle meinetwegen. Es ist ein großes Wagnis, das weiß ich, denn wenn er dich ablehnt, hast du alles verloren. Du musst es tun, Caroline, du musst kämpfen."
„Ich weiß nicht, ob ich das tun kann." Ihre Mutter kam ihr auf einmal fremd vor. Was wusste sie schon davon, wie ihre Beziehung zu Magnus war?
Mrs Wembly lehnte sich in die weichen Polster des Sofas zurück und meinte mitleidig: „Hat dich dein Vater so sehr verletzt, dass du dem Mann, den du liebst, nicht dein Herz öffnen kannst?"
Caroline hob rasch den Kopf. Entsetzt sah sie ihre Mutter an, die weise lächelte.
„Oh nein. Ich kenne dein Geheimnis nicht, Caroline. Ich weiß nur, dass es ein Geheimnis gibt. Ich sehe jedes Mal diesen verschlossenen Gesichtsausdruck bei dir, wenn wir von ihm reden, und ich weiß, dass dies nicht damit zusammenhängt, dass er unsere Familie zerstört hat. Was auch immer er getan hat - Louis war ein kranker, sündiger Mann. Lass nicht zu, dass er dein Leben zerstört. Wir können unser Leben oder unsere Herkunft nicht leugnen, aber wir haben manchmal die Wahl, Entscheidungen zu treffen und etwas zu riskieren."
„Ich habe Magnus gesagt, dass ich ihn liebe", erwiderte Caroline trotzig.
„Und was hat er darauf geantwortet?"
„Nichts. Er hat mich wortlos verlassen."
„Dann hast du ihm nicht genug gesagt."
„Mama, ich vermute, er hat die Absicht, sich von mir zu trennen. Ständig ist er auf irgendwelchen Sitzungen in der Bibliothek. Was, wenn er bereits dabei ist, entsprechende Verträge aufzusetzen?"
„Sich yon dir scheiden lassen?" Mrs Wembly lachte auf, als wäre diese Vorstellung ein kapitaler Scherz. „Hast du schon vergessen, dass du sein Kind erwartest? Und vergib mir die Grausamkeit, Liebling, wenn ich sage, dass eine so unangenehme Prozedur keinen Sinn macht, wenn er dich ohnehin über kurz oder lang als Witwe zurücklassen wird."
Vielleicht hatte ihre Mutter recht, und Angst hatte sie so in Bann gehalten, dass sie
ihren Verstand nicht mehr richtig benutzte. „Das ist alles so verwirrend. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll", sagte Caroline.
„Dann komm. Du kannst später grübeln. Wir werden James besuchen, und du wirst Roger kennenlernen. Dein Bruder hat mir die strikte Anweisung gegeben, nicht herumzutrödeln und dich schnurstracks zu ihm zu bringen, sobald ich dir von Mr Carrey erzählt habe."
Caroline lächelte. „Er verwandelt sich also in einen kleinen Tyrannen, nicht wahr?" Ihre Mutter lachte. „Ja. Er ist sehr possierlich."
23. KAPITEL
Auf dem Weg zurück ins Hotel lehnte sich Mrs Wembly nach hinten in den Sitz der Mietdroschke zurück und schwärmte ihrer Tochter von Mr Carrey vor, der angeblich neunundvierzig Jahre alt war, also nur ein Jahr älter als Audrae Wembly selbst, und meist in Herefordshire in seinem kleinen Manor House lebte, das sich seit Generationen im Besitz der Familie mütterlicherseits befunden hatte. Da er der dritte Sohn seiner Eltern war, war das Manor sein einziges Erbe gewesen. Offenbar hatte er es klug verwaltet und in ein einträgliches Wirtschaftsunternehmen verwandelt. Als er seine Mutter, der er sehr ergeben war, in einem Sanatorium in der Schweiz besuchte, wo sie sich einer Lungenheilbehandlung unterzogen hatte, hatte er Mrs Wembly kennengelernt, die sich um seine Mutter gekümmert hatte. „Und - hat er ein angenehmes Äußeres?", neckte Caroline sie.
„Caroline!", wies ihre errötende Mutter sie zurecht und entgegnete würdevoll: „Das hat er tatsächlich. Er ist sehr gut aussehend."
„Er täte gut daran, in jeder Hinsicht so wunderbar zu sein, wie du es von ihm behauptest", sagte Caroline vorsichtig, „denn ich werde eine Verbindung mit ihm nicht gutheißen können, wenn er weniger ist, als du verdienst."
Doch Mr Carrey enttäuschte sie nicht. Er war tatsächlich ein gut aussehender Mann, fast etwas zu ernst und ihrer Mutter dem äußeren Anschein nach völlig ergeben. Groß und kräftig gebaut, mit einem angenehm markanten Gesicht
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