Der Liebespakt
war geblieben und täglich stärker geworden.
Er schloss die Augen. Und zum ersten Mal, seit er die erlösenden Worte des Arztes gehört hatte, lächelte er.
Es dauerte fast eine Woche, bis Caroline sich vollständig erholt hatte. Magnus schien während dieser Woche sehr beschäftigt zu sein. Ganze Tage saß er, mal mit Fremden, mal allein in der Bibliothek und schloss sie von allem aus. Sie war sehr besorgt wegen der Dinge, die unten vor sich gingen. Etwas Gutes konnte es kaum bedeuten.
Das einzig Angenehme in dieser Zeit war die Vorfreude auf den Besuch ihrer Mutter. Sie brannte darauf, James wiederzusehen, sich davon zu überzeugen, welche Fortschritte er gemacht hatte. Als ihr Verhältnis zu Magnus noch gut gewesen war, hatte seine Nähe sie getröstet. Allein, wie sie war, sehnte sie sich nun mehr denn je nach ihrer Familie.
Als der Ankunftstag nahte, konnte sie das Warten kaum mehr ertragen. Ihre Gefühle nahmen ihr den Appetit, was seit dem Beginn ihrer Schwangerschaft sehr ungewohnt war. Nicht einmal Magnus entging, dass sie die Lust am Essen verloren hatte.
Eines Tages, als sie im Speisesaal saßen, einem hübschen Raum, der in Grün und Blau eingerichtet war und viel fröhlicher als die beiden Esszimmer in Hawking Park wirkte, starrte Caroline appetitlos auf den filetierten Kapaun auf ihrem Teller.
„Fühlst du dich nicht wohl?", fragte ihr Gatte bestürzt.
Der Klang seiner Stimme verwirrte sie. Sie sah auf und blickte in seine smaragdgrünen Augen. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen vor Bedauern. Er fehlte ihr so sehr. Dies war erst die zweite Mahlzeit in dieser Woche, die sie gemeinsam einnahmen. Täglich, stündlich vermisste sie die Kameradschaft, den Spaß, die Leidenschaft, die sie geteilt hatten.
Widerwillig sagte sie: „Meine Mutter trifft heute in London ein. Irgendwann am Nachmittag." Sie schnitt das Thema nicht gern an, besorgt, die Erwähnung ihrer Familie könnte ihn daran erinnern, dass sie ihn wegen James getäuscht und betrogen hatte.
Doch die Bemerkung schien ihm nichts auszumachen. „Das sollte dich doch glücklich stimmen. Aber du siehst höchst betrübt aus."
„Ich bin nur aufgeregt, das ist alles." Sie nahm einen Bissen, der vorzüglich schmeckte, den sie aber trotzdem kaum herunterbrachte, legte die Gabel neben den Teller und seufzte. „Ich nehme an, ich bin ein wenig befangen, weil ich sie so sehr vermisst habe."
Magnus nickte, als würde er das verstehen. „Ich vermute,
dass die Besorgnis um den Gesundheitszustand deines Bruders dich nervös macht. Geht es ihm gut?"
Diese Frage erstaunte sie so sehr, dass es eine ganze Weile dauerte, bis sie ihm antwortete: „Ja, nach dem zu schließen, was meine Mutter schrieb, geht es ihm gut."
„Wie lange war er denn krank?" Kein Anflug von Groll lag in seiner Stimme.
Zögernd gab sie Auskunft. „Er ist krank, seit er drei Jahre alt war."
„Es heißt, dass sich der Gesundheitszustand im geeigneten Klima oft bessert." Er wandte sich wieder seinem Teller zu, aß weiter und beendete damit ihr merkwürdiges Gespräch.
Immer noch verwirrt saß Caroline da und sah ihren Gatten erstaunt an. Er schenkte ihr weiter keine Aufmerksamkeit mehr und war in seine eigenen Gedanken versunken, was ihr die Gelegenheit gab, ihn in Ruhe zu betrachten. Sein dunkles Haar schimmerte in dem Sonnenstrahl, der durchs Fenster fiel und kleine Lichter in den Locken aufblitzen ließ. Sie hätte sein Haar so gern berührt, gefühlt, wie weich es war. Verlangen trieb ihr Tränen in ihre Augen.
Da trat der Butler ein.
„Mylady, Mrs Wembly möchte Ihnen einen Besuch abstatten."
Caroline stand so schnell auf, dass der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, hinter ihr zu Boden kippte. Lächelnd sah Magnus sie an und nickte ihr zu, als wollte er sagen: „Nun geh schon."
Mrs Wembly hatte man in den Gelben Salon geführt. Mit wogenden Röcken eilte Caroline ihrer Mutter entgegen und warf sich ihr in die ausgebreiteten Arme.
„Du meine Güte", keuchte Mrs Wembly und lachte und weinte zur selben Zeit. „Sieh dich nur an. Herausgeputzt und jeder Zoll eine Countess." Sie hielt Caroline auf Armeslänge von sich, und ihre Augen leuchteten, als sie den Anblick ihrer Tochter in sich.aufnahm. „Du hast nie schöner ausgesehen. Offenbar bekommt dir der Ehestand."
Ihre Tochter verschluckte sich fast, stimmte ihr aber pflichtschuldig bei. Später würde noch Zeit für Geständnisse sein. „Mama, auch du siehst wunderbar aus.
Dieses Kleid ist bezaubernd!",
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