Der Liebespakt
sagte sie staunend.
Lächelnd drehte sich ihre Mutter im Kreis, um ihre Kreation aus violetter und silberner Seide vorzuzeigen. „Das ist nicht etwa aus Mrs Dungeness' Kollektion", sagte sie stolz. „Das hat eine Schweizer Schneiderin für mich genäht. Ich habe eine Arbeit gefunden im Sanatorium - als eine Art Gesellschafterin und Krankenschwester für die Patienten. Ich lese den älteren Patientinnen und Patienten vor und sorge ein wenig für sie. Das ist eigentlich eine sehr nette Beschäftigung. Viel besser jedenfalls, als nichts zu tun."
„Komm, setz dich, Mama, und erzähl mir davon. Und von James - du musst mir alles über ihn erzählen! Wo steckt er denn?"
Mrs Wembly zupfte ihre Röcke zurecht und warf ihrer Tochter einen vorsichtigen Blick zu. „Ich habe ihn im Hotel gelassen."
„Allein? Und warum wohnst du in einem Hotel? Das ist schrecklich teuer! Du musst bei uns bleiben, Mama. Magnus weiß mittlerweile von James." Da ihre Mutter sie überrascht ansah, nahm Caroline ihre Hand. „Wir reden später davon. Jetzt möchte ich erst einmal, dass du mich mit ins Hotel nimmst, damit wir James hierher bringen können."
„Ganz richtig", sagte Magnus, der eben den Salon betrat. Er ging direkt auf Mrs Wembly zu, nahm ihre Hand und beugte sich über diese. Huldvoll neigte Mrs Wembly den Kopf. Mit einem Lächeln dachte Caroline daran, dass ihre Mutter immer, selbst in Zeiten schlimmster Not, ihre Würde bewahrt hatte. Das unverhoffte Zeichen der Wertschätzung von Seiten des Earl nahm sie daher gefasster entgegen, als dieser hätte erwarten dürfen.
„Sie sehen großartig aus, Mrs Wembly", begrüßte er die ältere Dame charmant. Offensichtlich war er nicht in der Stimmung, vor seiner Schwiegermutter irgendwelche unangenehmen Dinge anzusprechen, wie etwa Carolines Diebstahl.
Der Gedanke daran ließ sie erröten.
„Das gilt auch für Sie, Mylord. Auch Sie sehen großartig aus. Caroline hat mich davon unterrichtet, dass Ihr Gesundheitszustand sich ein wenig gebessert zu haben scheint", antwortete Mrs Wembly.
Caroline war entsetzt. Niemand, nicht einmal sie, hatte je gewagt, so beiläufig mit Magnus über seine Herzschwäche zu
sprechen. Doch er lächelte nur. Das Grübchen erschien in seiner Wange - ein Zeichen dafür, dass er die Anteilnahme ihrer Mutter genoss.
„Ja, tatsächlich, Madam, das scheint der Fall zu sein." Noch einmal verbeugte er sich vor den Damen, dann sagte er in bedauerndem Ton: „Ich muss mich leider schon wieder von Ihnen verabschieden, da ich noch Geschäftsangelegenheiten zu erledigen habe. Aber es sei mir erlaubt, anzumerken, dass auch ich entzückt wäre, wenn Sie hier bei uns in Eddington House wohnten, Mrs Wembly."
„Vielen Dank für die Einladung, Mylord. Ich denke, es wäre den Umständen angemessen, wenn Sie mich in Zukunft Au-drae nennen würden."
„Ganz meiner Meinung. Dann machen Sie mir aber bitte auch die Freude, mich bei meinem Taufnamen zu nennen."
Caroline sah, wie ihre Mutter kurz über diesen Vorschlag nachdachte und dann nickte. „Sehr wohl. Natürlich nur im familiären Rahmen."
„Natürlich. Ich wünsche Ihnen beiden einen guten Tag, Au-drae, Caroline."
Er verließ sie. Caroline entspannte sich spürbar, nachdem er gegangen war, und wandte sich wieder ihrer Mutter zu. „Nun, sag schon, Mama. Ich muss wissen, wie es James geht. Bitte erzähl mir alles."
Audraes Augen leuchteten. „O Mädchen, es geht ihm ausgezeichnet. In der letzten Woche ist er gerannt - gerannt. Er ist über eine Wiese in der Nähe des Hauptgebäudes spaziert, und irgendein Tier schien seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Da ist er einfach darauf zugelaufen, ohne lange zu überlegen. Ich war dabei, habe es mit eigenen Augen gesehen. Oh, mein Liebling, ich muss dir wohl nicht erzählen, wie besorgt ich um ihn war, aber es ging ihm gut. Er war anschließend ein bisschen zittrig, hat jedoch nicht gehustet, kein einziges Mal."
„Fantastisch!", rief Caroline und sprang auf. „O Mama, lass uns sofort aufbrechen." Audrae streckte den Arm aus, hielt ihre Tochter am Ärmel fest und zog sie zurück auf das Sofa. „Noch einen Augenblick, Liebling. Ich bin allein hergekommen, weil ich dir etwas erzählen muss, das der kleine James nicht hören soll."
Voller Angst wartete Caroline auf schlechte Neuigkeiten. „Bitte sieh mich nicht so an", bat ihre Mutter. „Es ist nichts Schlimmes. Zumindest hoffe ich das."
„Hat es mit James zu tun? Hast du mir irgendetwas über ihn
Weitere Kostenlose Bücher