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Der Liebessalat

Der Liebessalat

Titel: Der Liebessalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph von Westphalen
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»aber du hast doch schon eine Frau.«–»Das macht nichts«, sagte der Poet, »da muß nur ein bißchen geteilt und geregelt werden, und ab und zu drücken wir alle ein Auge zu, dann geht das schon.«–»Ich weiß nicht recht«, sagte die Prinzessin. –»Du kommst doch aus dem fernen Orient«, flehte der Poet, »ihr habt doch die Harems erfunden, was tut man da anderes als teilen!« Da schüttelte die Prinzessin trotzig ihr pechschwarzes Haar: »Ich will einen Mann, der allein mir zur Verfügung steht.«– Der Poet senkte verzweifelt sein Haupt und sagte leise: »Du bist noch sehr jung.« Da wurde die Prinzessin plötzlich prinzessinnenhaft und stellte Bedingungen: »Du bist ein unpassender Verehrer«, schimpfte sie, und ihre dunklen Augen funkelten: »Besorg mir einen passenden Mann. Er soll witzig sein wie du, und ganz für mich allein dasein.«–»Das tu ich gern, aber nur, wenn du 3 Mal im Jahr 3 Tage lang ganz für mich allein da bist«, sagte der Poet standhaft. –»Bring mir erst den Mann, dann werden wir sehen«, antwortete die Prinzessin. – Der Poet also war der unpassende Verehrer, und so bemühte er sich um würdige Männer für die Prinzessin. Er unterrichtete sie. Er schrieb Briefe in ihrem Namen wie der Cyrano de Bergerac. Keiner war der Prinzessin recht. Er brachte den Kandidaten den Satz bei: »Ich stehe zu Eurer Verfügung, Prinzessin!« Doch keiner konnte den Satz überzeugend genug sagen. Es klang angelernt und beflissen. Es mußte mit Witz gesagt werden und trotzdem ehrlich gemeint sein. – Bei einem schönen, gutgewachsenen, intelligenten, geistreichen, humorvollen, zu Sonntagsausflügen bereiten, dunkle und willensstarke Frauen akzeptierenden, in gehobener Stellung befindlichen, seine Briefe selbst schreiben könnenden – also weitgehend geeigneten Kandidaten, der schon mit großen Erwartungen der ersten Begegnung mit der Prinzessin entgegensah, entschlüpfte dem armen Poeten versehentlich seine heimliche Motivation. Erbost wendete sich der Kandidat ab: »In was für einen Sumpf wolltest du mich ziehen, Verkommener!« Da packte der arme Poet den Kandidaten, schüttelte ihn und sprach zu ihm: »Du hättest sie mir nicht 3 mal 3 Tage im Jahr gegönnt, Kleinherziger! Du bist nicht in der Lage zu lieben. Wer lieben kann, dessen Herz ist groß, und er kann teilen. Bin ich nicht bereit gewesen, dir die Prinzessin 365 minus 9 sind ganze 356 Tage im Jahr zu gönnen!« Diesen Satz hatte die lauschende Prinzessin gehört, und da wurde ihr Herz weit. »Komm«, sagte sie zu ihrem armen Poeten, und erstmals lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter: »Einerlei ob du mir einen Mann bringst oder nicht: Du sollst 356 Tage im Jahr mein Freund sein, 3 mal 3 Tage lang aber sollst du mein Liebster sein!«

    Die Geschichte mit Aza war Vergangenheit, ein Jahr oder über ein Jahr her, aber sie ging Viktor immer noch nach. »Weil du es nicht verwinden kannst, daß sie dich abgewiesen hat.« Das war Adrians Ansicht, die Viktor wütend machte: »Unsinn«, sagte er. Er konnte jede Frau verstehen, die einen wie ihn abwies. Es war nicht angenehm, aber er hatte es nicht anders verdient. Was er nicht verstehen konnte, war, daß man den im Märchen beschriebenen Deal kategorisch ablehnte. Oft hatte er das Märchen auf seinen Lesungen vorgetragen, das Publikum war immer erheitert. Danach hatte er Stimmzettel mit folgendem Text verteilen lassen:
    »Lachen Sie nicht: Manchmal werden Märchen wahr. Angenommen, Sie suchen händeringend nach einem Partner (oder nach einer Partnerin) fürs Leben. Angenommen, eine Person, die Ihnen nicht unbedingt zusagt, aber auch nicht unangenehm ist, bietet Ihnen einen Pakt an: Wenn er (oder sie) den Idealpartner (oder die Idealpartnerin) herbeischafft, mit dem (oder mit der) Sie glücklich werden, müssen Sie als Preis für das Glück 3 mal 3 Tage im Jahr bezahlen, wobei es Ihnen anheimgestellt ist, was in diesen Tagen geschieht. Ob Sie zusammen mit dem Vermittler (oder der Vermittlerin) Karten spielen, sich betrinken oder vögeln – es ist allein Ihre Entscheidung. Man wird Ihnen nur zu nahe treten, wenn Sie es wünschen. Die Kosten für den Hotelaufenthalt und für die An- und Abreise übernimmt der Vermittler (oder die Vermittlerin). Frage: Würden Sie sich auf diesen Deal einlassen, ja oder nein? Zutreffendes ankreuzen.«
    Es gab Veranstaltungen, da hatten mehr als achtzig Prozent des Publikums »Nein« angekreuzt. Bei solchen Stimmergebnissen war Viktor nach der Auszählung außer

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