Der Liebesschwur
Magistrat. Wir werden ihm die Beweise vorlegen und dann sehen, was er denkt.«
Vane nickte, und Patience entging auch nicht der Blick, den er mit Gerrard tauschte.
»Also gut.« Gerrard grinste. »Welches Gefängnis wird es denn sein? Oder gehen wir gleich in die Bow Street?«
Sie gingen in die Bow Street. Patience musste sich auf die Lippen beißen, um sich nicht einzumischen, um nicht zu bitten, mitgehen zu dürfen. Sligo, so bemerkte sie nach einem Wink von Vane, verließ hinter den Männern das Haus. Der Rest der Mitglieder des Haushaltes blieb im Speisezimmer, bis sich die Haustür hinter den Beamten und ihrem Schützling schloss.
Einen Augenblick lang lag noch Spannung in der Luft, dann ging ein Aufseufzen durch den Raum.
Patience erstarrte. Vane wandte sich ihr zu.
»Ich habe es wieder und wieder gesagt, aber Sie wollten nicht auf mich hören, Miss Debbington.« Whitticombe schüttelte herablassend den Kopf. »Und jetzt ist es so weit gekommen. Vielleicht werden Sie in Zukunft mehr auf das achten, was die Leute sagen, die älter sind als Sie.«
»Hört, hört«, mischte sich der General ein. »Ich habe es gleich von Anfang an gesagt. Die Tricks eines Schuljungen.« Mit gerunzelter Stirn sah er Patience an.
Kühn geworden deutete Whitticombe mit der Hand auf Minnie. »Und zu denken, welche Aufregung Sie und Ihr Bruder unserer lieben Gastgeberin so rücksichtslos verursacht haben.«
Mit hochrotem Gesicht stieß Minnie ihren Stock auf den Boden. »Ich wäre Ihnen allen dankbar, wenn sie die Sache nicht so verdrehen würden. Ich bin sicher aufgeregt, aber meine Aufregung wurde, soweit ich das sehe, von demjenigen verursacht, der uns die Beamten auf den Hals gehetzt hat.« Sie warf zuerst Whitticombe und dann dem General einen wütenden Blick zu.
Whitticombe seufzte. »Meine liebe Cousine, du musst wirklich den Durchblick bekommen.«
»Eigentlich«, begann Vane, und der lässige Ton seiner Stimme hatte einen stahlharten Unterton, der Whitticombe verstummen ließ, »muss Minnie gar nichts tun. Eine Anklage ist noch keine Verurteilung – und es ist ja auch noch überhaupt keine Anklage erhoben worden.« Vane sah Whitticombe in die Augen. »Ich würde viel eher behaupten, dass die Zeit uns zeigen wird, wer hier Recht oder Unrecht hat und wer seine Sicht der Dinge ändern muss. Es scheint mir ein wenig voreilig, jetzt schon Schlüsse zu ziehen.«
Whitticombe versuchte, hochmütig auf ihn herunterzusehen, doch da Vane ein ganzes Stück größer war als er, gelang ihm das nicht. Und das machte ihn nur noch wütender. Mit angespanntem Gesicht sah er Vane an, dann ließ er den Blick absichtlich zu Patience wandern. »Ich würde eher behaupten, Sie sind nicht in der Lage, hier als Verteidiger aufzutreten, Cynster.«
Vanes Körper spannte sich an, und Patience schloss die Hand fester um die seine.
»Oh?«
Nachdem Vane schwieg, verzog Whitticombe verächtlich den Mund. Patience stöhnte innerlich auf und ergriff Vanes Arm. Alle anderen in dem Raum verstummten und schienen die Luft anzuhalten.
»In der Tat.« Whitticombe lächelte boshaft. »Meine Schwester hat uns heute Morgen einige sehr interessante – recht fesselnde – Beobachtungen mitgeteilt. Sie und Miss Debbington betreffend.«
»Wirklich?«
Whitticombe schien für alles andere taub zu sein und überhörte die Warnung in Vanes ausdrucksloser Stimme. »Schlechtes Blut«, erklärte er. »Das muss in der Familie liegen. Der eine ein offensichtlicher Dieb, die andere …«
Zu spät sah Whitticombe in Vanes Gesicht – und erstarrte.
Patience fühlte, wie die Wut in Vane aufstieg. Unter ihren Händen wurden die Muskeln in seinem Arm stahlhart. Sie klammerte sich an ihn und zischte: »Nein!«
Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde ihren Arm abschütteln, und dann würde Whitticombe tot sein. Aber sie hatte sich vorgenommen, in Kent zu leben und nicht im Exil auf dem Kontinent.
»Colby, ich würde vorschlagen, Sie ziehen sich jetzt zurück – sofort.« Vanes Stimme verriet ihm, dass er Rache nehmen würde, wenn Colby das nicht tat.
Steif und ohne Vane aus den Augen zu lassen, nickte Whitticombe Minnie zu. »Ich bin in der Bibliothek.« Er ging rückwärts zur Tür, dann blieb er noch einmal stehen. »Die Rechtschaffenen werden belohnt werden.«
»In der Tat«, antwortete Vane. »Damit rechne ich.«
Mit einem verächtlichen Blick verließ Whitticombe den Raum. Die Spannung, die die anderen ergriffen hatte, ließ langsam nach. Edmond sank in
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