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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Gedanken zögernd beiseite. Sie konnte der Tatsache nicht ausweichen, dass sie sich geirrt hatte. Sie hatte Vane ausschließlich nach seinem Äußeren beurteilt. Obwohl er in der Tat ein Wolf war, so war er doch offensichtlich ein fürsorglicher Wolf.
    Es gab keine andere Möglichkeit als eine Entschuldigung. Ihre Selbstachtung würde sich mit nichts anderem zufrieden geben, und auch er würde es so wollen.
    Als sie die Ruinen erreicht hatte, sah sie sich um. Ihre Augen schmerzten, in der letzten Nacht hatte sie noch weniger geschlafen als in der Nacht zuvor. »Wo sind sie nur?«, murmelte sie. Wenn sie das hinter sich bringen und ihre Gedanken von diesem ärgerlichen Problem befreien konnte, dann könnte sie vielleicht heute Nachmittag einen Mittagsschlaf machen.
    Aber zunächst einmal musste sie ihm geben, was sie ihm schuldig war. Sie war gekommen, um sich zu entschuldigen. Und das wollte sie schnell hinter sich bringen – ehe sie den Mut verlor.
    »Wirklich? Das habe ich gar nicht gewusst.«
    Gerrards Stimme führte sie zu dem alten Kreuzgang. Seine Staffelei stand vor ihm, und er zeichnete die Bögen auf der einen Seite. Patience trat auf den offenen Hof, sie suchte nach Vane – und entdeckte ihn in dem Schatten eines halb eingestürzten Bogens des Kreuzganges, ein paar Schritte hinter Gerrard.
    Vane hatte sie bereits gesehen.
    Gerrard blickte auf, als er ihre Schritte auf den Steinen hörte. »Hallo. Vane hat mir gerade erzählt, dass im Augenblick Zeichnen in der gehobenen Gesellschaft recht hoch im Kurs steht. Offensichtlich veranstaltet die Royal Academy in jedem Jahr eine Ausstellung.« Mit der Holzkohle in einer Hand wandte er sich wieder seiner Zeichnung zu.
    »Oh?« Patience sah zu Vane und wünschte, sie könnte seine Augen erkennen. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts von seinen Gedanken. Er hatte sich gegen den steinernen Bogen gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, dabei beobachtete er sie wie ein Habicht. Ein grüblerischer, potenziell gefährlicher Habicht. Oder wie ein Wolf, der auf seine Mahlzeit wartet.
    Sie riss sich zusammen und trat dann neben Gerrard. »Vielleicht können wir einen Besuch in der Akademie machen, wenn wir in die Stadt reisen.«
    »Hm«, meinte Gerrard und konzentrierte sich ganz auf seine Arbeit.
    Vane betrachtete sie. Er hatte sie sofort gesehen, als sie durch einen Durchbruch in der alten Mauer gekommen war. Er hatte schon einen Augenblick vorher gewusst, dass sie da war, ein sechster Sinn hatte ihn gewarnt, eine leichte Bewegung in der Atmosphäre. Sie zog seine Sinne an wie ein Magnet, und das war im Augenblick nicht gerade hilfreich.
    Er biss die Zähne zusammen und bemühte sich, die Erinnerung an den gestrigen Abend aus seinen Gedanken zu vertreiben. Immer wenn er daran dachte, verließ ihn seine gute Laune, und das war nicht gerade weise, wenn sie in der Nähe war. Sein Temperament war wie ein Schwert – wenn es erst einmal aus der Scheide gezogen war, war es nur noch kalter Stahl. Und er brauchte all seine Kraft, es in seiner Scheide zu lassen, was ihm noch nicht vollkommen gelungen war.
    Wenn Miss Patience Debbington weise war, würde sie sich von ihm fern halten.
    Und wenn er weise wäre, würde er das Gleiche tun.
    Sein Blick, der über ihren wohlgerundeten Körper strich, über den Rock, der um ihre Beine schwang, glitt noch tiefer, zu ihren Knöcheln. Sie trug Halbstiefel aus Wildleder – und ihr Rock war vollkommen nass.
    Vane wunderte sich. Er starrte auf den nassen Saum ihres Rockes. Sie hatte wirklich ihre Haltung geändert – das hatte er schon beim Frühstück gefühlt, doch dann hatte er diesen Gedanken als zu hoffnungsvolle Fantasie wieder abgetan. Er sah keinen Grund, warum sie ihre Haltung ihm gegenüber ändern sollte. Er hatte sich bereits davon überzeugt, dass es nichts gab, was er sagen konnte, um ihre Anschuldigungen zu widerlegen – sie enthielten allerdings ein Körnchen Wahrheit, und wenn er ehrlich war, hatte er sich mit seinen Versuchen, sie zu manipulieren, in diese Schwierigkeiten gebracht. Er hatte entschieden, dass es nur eine Möglichkeit gab, ihre falsche Meinung von ihm zu korrigieren: Er musste beweisen , dass sie sich irrte – nicht mit Worten, sondern mit Taten. Und dann wäre er in der Lage, ihre Verwirrung auszukosten und auch ihre Entschuldigungen.
    Er richtete sich auf und stieß sich von der Mauer ab. Vane begriff, dass auf irgendeine Art ihre Entschuldigung schon viel früher kommen würde, als er es

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