Der Liebesschwur
erwartet hatte. Er wollte ihr keine weiteren Hürden in den Weg stellen. Langsam ging er auf sie zu.
Patience war sich seiner Anwesenheit überaus bewusst. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, dann sah sie wieder auf Gerrards Zeichnung. »Wirst du noch lange hier bleiben?«
»Noch Stunden«, antwortete Gerrard.
»Nun …« Patience hob den Kopf und sah Vane in die Augen. »Ich habe mich gefragt, Mr. Cynster, ob Sie mir wohl auf dem Weg zurück zum Haus Ihren Arm zur Verfügung stellen können. Das nasse Gras ist doch viel schlüpfriger, als ich gedacht habe. Und einige dieser Steine sind recht gefährlich.«
Vane zog eine Augenbraue hoch. »Wirklich?« Elegant bot er ihr seinen Arm. »Ich kenne einen Weg zurück zum Haus, der einige Vorteile bietet.«
Patience warf ihm einen misstrauischen Blick zu, doch dann legte sie die Finger auf seinen Arm und ließ es zu, dass er mit ihr in Richtung auf die alte Kirche davonging. Gerrard nickte abwesend, als sie sich von ihm verabschiedeten. Er hörte noch die Ermahnung seiner Schwester, rechtzeitig zum Essen ins Haus zu kommen.
Vane ließ ihr keine Zeit mehr, um Gerrard noch etwas zu sagen, und führte sie zum Hauptschiff der Kirche. Der einzige noch verbliebene Bogen erhob sich über ihnen, und es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis sie Gerrard nicht länger sehen konnten. Seite an Seite gingen sie den langen Mittelgang der Kirche entlang.
»Danke.« Patience wollte die Hand wieder von seinem Arm nehmen, doch er legte seine Hand auf ihre.
Er fühlte, wie ihre Finger zuckten, doch dann hielt sie still, und er spürte, wie ein Schauer durch ihren Körper lief. Sie hob den Kopf, schob das Kinn vor und presste die Lippen zusammen. Ihre Blicke begegneten sich. »Der Saum Ihres Kleides ist ganz nass.«
Ihre haselnussbraunen Augen blitzten. »Meine Füße auch.«
»Und das lässt vermuten, dass Sie einen Grund hatten, diesen Weg zu machen.«
Sie blickte nach vorn. Vane beobachtete interessiert, wie sich ihre Brüste hoben und sich gegen das Mieder ihres Kleides drängten.
»In der Tat. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen.«
Die Worte kamen gepresst zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Oh? Warum?«
Abrupt hielt sie inne. Mit gerunzelten Augenbrauen wandte sie sich zu ihm um. »Weil ich glaube, dass ich Ihnen eine Entschuldigung schuldig bin.«
Vane lächelte sie an. Er versuchte nicht, seinen stahlharten Blick vor ihr zu verbergen. »Das stimmt.«
Mit zusammengepressten Lippen sah Patience ihn an, dann nickte sie. »Das habe ich begriffen.« Sie reckte sich, legte beide Hände auf ihren Schirm und hob das Kinn. »Ich entschuldige mich hiermit.«
»Für was denn genau?«
Ein langer Blick in seine grauen Augen verriet Patience, dass sie nicht so leicht davonkommen würde. »Weil ich falsche und abfällige Bemerkungen über Ihren Charakter gemacht habe.«
Sie sah, wie er über ihre Worte nachdachte. Sie beeilte sich, es ihm gleichzutun. »Und über Ihre Motive«, gab sie widerwillig zu. Doch dann überlegte sie es sich noch einmal und runzelte die Stirn. »Wenigstens einige.«
Seine Lippen verzogen sich. »Ganz sicher einige.«
Seine Stimme war jetzt wieder sanft. Bei ihrem Klang rann Patience ein Schauer über den Rücken.
»Nur um es deutlich zu machen: Ich nehme an, Sie widerrufen all ihre falschen Behauptungen?«
Er neckte sie, das Aufblitzen seiner Augen war absolut nicht vertrauenswürdig. »Uneingeschränkt«, fuhr Patience auf. »Also! Was wollen Sie denn noch mehr?«
»Einen Kuss.«
Die Antwort kam so schnell und so entschieden, dass Patience' Kopf zu ihm herumfuhr. »Einen Kuss?«
Er zog arrogant eine Augenbraue hoch, als wäre dieser Vorschlag es nicht wert, darüber erstaunt zu sein. Eine unmissverständliche Herausforderung lag in seinem Blick. Patience runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippen. Sie standen in dem offenen Mittelgang, nichts war weit und breit zu sehen. Sie waren vollkommen ungeschützt, allen möglichen Zuschauern ausgesetzt. Wohl kaum ein Ort, der zu Unschicklichkeiten einlud. »Oh, also gut.«
Schnell reckte sie sich auf die Zehenspitzen, legte eine Hand auf seine Schulter, um die Balance nicht zu verlieren, und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Seine Augen öffneten sich weit, dann blitzten sie belustigt auf – belustigter, als sie es ertragen konnte.
»Oh, nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nicht so einen Kuss.«
Sie brauchte ihn gar nicht zu fragen, was für einen Kuss er wollte. Patience
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