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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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erinnerte sie ständig daran. Nein – sie war in Sicherheit. Es würde ihm nicht gelingen, sie zu verführen. Ihre tief sitzende Antipathie einem eleganten Gentleman gegenüber würde sie vor ihm schützen.
    Und das bedeutete, dass sie straflos ihre Neugier befriedigen konnte. Ihre Neugier wegen dieser eigenartigen Gefühle, die er in ihr weckte, manchmal bewusst, zu anderen Zeiten offensichtlich unbewusst. Sie hatte so etwas noch nie zuvor gefühlt.
    Sie musste wissen, was das zu bedeuten hatte. Sie wollte wissen, ob es da noch mehr gab.
    Mit gerunzelter Stirn ging sie weiter hin und her und formulierte ihre Argumente. Ihre Erfahrung, was körperliche Beziehungen betraf, war äußerst begrenzt – sie selbst hatte dafür gesorgt, dass das so war. Nie zuvor hatte sie den geringsten Wunsch verspürt, einen Gentleman zu küssen. Oder zuzulassen, dass ein Gentleman sie küsste. Aber dieser eine, erstaunlich gründliche, erstaunlich lange Kuss von Vane hatte ihr über jeden Zweifel hinweg gezeigt, dass er auf diesem Gebiet ein Meister war. Nach seinem Ruf hatte sie auch gar nichts anderes erwartet. Von wem sonst hätte sie so etwas besser lernen können?
    Warum sollte sie diese Situation nicht ausnutzen und noch ein wenig mehr lernen – alles natürlich innerhalb der schicklichen Grenzen. Sie wusste vielleicht nicht, wo seine Grenzen lagen, aber sie wusste, wo die ihren waren.
    Sie war sicher, sie wusste, was sie wollte, und sie wusste, wie weit sie gehen durfte.
    Mit Vane Cynster.
    Diese Aussicht hatte ihre Gedanken den größten Teil des Nachmittags über beschäftigt. Es war äußerst schwierig gewesen, ihn nicht ständig anzusehen, seinen großen, schlanken Körper, diese kräftigen Hände mit den langen Fingern und diese faszinierenden Lippen.
    Patience runzelte die Stirn.
    Sie sah auf, als sie das Ende ihrer Route erreicht hatte – ihre Gardinen waren noch nicht zugezogen. Sie ging zum Fenster, streckte die Hand aus, um die Gardinen zu schließen – in dem trüben Licht dahinter leuchtete ein Licht.
    Patience erstarrte und sah aus dem Fenster. Das Licht war ziemlich hell, wie ein Ball leuchtete es durch den Nebel, der die Ruinen einhüllte. Es hüpfte auf und ab, dann bewegte es sich weiter. Patience wartete gar nicht erst, um noch mehr zu sehen. Sie wirbelte herum, öffnete ihren Schrank, griff nach ihrem Umhang und lief zur Tür.
    Ihre weichen Schuhe machten kein Geräusch auf dem Teppich im Flur. Eine einzelne Kerze brannte in der Eingangshalle und warf ihren Schatten bis hinauf zur Galerie. Patience hielt nicht inne, sie lief, so schnell sie konnte, zur Seitentür.
    Sie war verschlossen. Patience kämpfte mit den schweren Riegeln, zog sie zurück und öffnete die Tür. Myst schoss an ihr vorbei aus dem Haus. Patience trat schnell hinaus und schloss die Tür hinter sich. Dann wirbelte sie herum und lief los – in den dichten Nebel.
    Fünf Schritte vor der Tür blieb sie stehen. Sie zitterte und zog ihren Umhang fester um ihre Schultern und band die Bänder am Hals zu. Sie warf einen Blick zurück. Nur wenn sie sich sehr anstrengte, konnte sie das Haus hinter sich erkennen, die dicken Mauern, die blinden Augen der Fenster in der unteren Etage und den dunklen Fleck, der die Seitentür verriet.
    Sie sah zu den Ruinen. Von dem Licht war nichts mehr zu sehen, doch das Gespenst, wer auch immer das sein mochte, konnte das Haus noch nicht erreicht haben.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach war das Gespenst noch immer dort draußen.
    Mit dem Rücken zum Haus machte Patience ein paar vorsichtige Schritte. Der Nebel wurde noch dichter, noch kälter.
    Sie zog den Umhang noch fester um sich, dann biss sie die Zähne zusammen und ging weiter. Sie versuchte, sich vorzustellen, dass sie im hellen Sonnenlicht ging, versuchte, in Gedanken festzustellen, wo sie war. Dann ragte aus dem Nebel der erste Stein der Ruinen auf, ein beruhigend bekannter Anblick.
    Sie holte Luft und ging weiter, suchte sich vorsichtig einen Weg zwischen den Steinen hindurch.
    Der Nebel war über der Wiese am dichtesten, doch als sie näher an die Ruinen kam, wurde er ein wenig dünner, so dass sie die Umrisse der Ruinen erkennen konnte und wusste, wo sie war.
    Kalte, feuchte Nebelschwaden wehten zwischen den einzelnen zerfallenen Bögen. Der Nebel verhüllte, enthüllte und verhüllte dann wieder alles. Es gab keinen Wind, doch ein leises Geräusch schien durch die Ruinen zu flüstern, wie eine entfernte Totenklage aus alten Zeiten.
    Als Patience auf die

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