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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vorgestellt.«
    »Aber Sie kennen ihn?«
    »Klar!« Er nickte. »Verstößt
das irgendwie gegen die Vorschriften, wenn man Rafe Kendall kennt?«
    »Bis jetzt noch nicht«, gab ich
zu. »Ist er ein alter Freund von Ihnen?«
    »Ich kenne ihn, seit er seinen
Tempel aufgemacht hat. Wir sind nicht gerade eng befreundet, aber wir kommen
hin und wieder zu einem Drink zusammen. Er hat die Tatsache, daß Gail seinen
Tempel besucht, nie erwähnt und ich ebensowenig . Das
ist ihre und seine Angelegenheit.«
    »Haben Sie vor, Gail zu
heiraten?«
    »Ich weiß es nicht.« Er fuhr
sich mit einer abrupten Handbewegung über das Kinn, wobei er noch mehr
Schmieröl über das Gesicht wischte. »Ich würde sie gern heiraten, aber das
liegt wahrscheinlich bei ihr — später — , wenn sie über Hanks Tod
hinweggekommen ist.«
    »Wußten Sie, daß Hank eine
Freundin hatte?«
    »Nein.« Er sah ehrlich
überrascht drein. »Obwohl, wenn ich mir’s recht
überlege, das zu einem Betrüger wie ihm genau paßte .«
    »Eine Bothaarige namens Cherie«, sagte ich. »Vielleicht kennen Sie sie?«
    »Nein. Eine Rothaarige mit
einem solchen Namen? An die würde ich mich bestimmt erinnern.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich werde
noch einmal vorbeikommen. Inzwischen lassen Sie sich diesen Namen einfallen,
ja?«
    »Klar.« Er nickte energisch.
»Ich werde mich erinnern, und es wird sich herausstellen, daß meine Geschichte
stimmt, Lieutenant.«
    »Wenn sie nicht stimmt«, sagte
ich mit entmutigender Stimme, »können wir nach wie vor die ganzen Fragen
durchgehen — in der Polizeizentrale und mit Scheinwerferstrahlen in Ihren
Augen.«
     
    Das gedämpfte Glockenspiel
ertönte unverändert im Haus, als Gail Magnuson die
Tür öffnete. Sie trug wieder eine Hemdbluse und eine Hose aus Seidenleinen, nur
war dieses Mal die Farbzusammenstellung anders, und auf ihrem Gesicht lag ein gefaßter Ausdruck.
    »Lieutenant Wheeler —.« Sie
lächelte zaghaft. »Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    Ich folgte ihr ins Wohnzimmer
und setzte mich ihr gegenüber. Sie schob die Hände zwischen die Knie und beugte
sich leicht vor. Ihr Gesicht war sehr aufmerksam.
    »Sie wollen mir sicher noch ein
paar Fragen stellen, Lieutenant? Machen Sie deshalb keine Umstände. Ich fühle
mich jetzt sehr viel besser. Hanks Tod war ein schrecklicher Schock, aber ich
habe ihn beinahe überwunden und bin in der Lage, die Dinge im Licht der Logik
zu sehen. Verzeihen Sie, wenn es grausam klingt, aber in Anbetracht dessen, wie
er mich behandelt hat, bedeutet sein Tod keinen großen Verlust für mich.«
    »Eins muß ich Sie zuerst
fragen, Mrs. Magnuson «,
sagte ich höflich. »Wo waren Sie in der Nacht, als Ihr Mann ermordet wurde,
zwischen zwölf und zwei Uhr?«
    »Ich verstehe.« Sie nickte
ernst. »Ich war hier und habe in meinem Bett geschlafen, Lieutenant.«
    »War sonst noch jemand im
Haus?«
    »Nur Samantha natürlich. Sie
schlief in ihrem Zimmer.«
    »Sehr gut.« Ich lächelte sie
freundlich an. »Glauben Sie, daß Träume von irgendwelcher Bedeutung sind, Mrs. Magnuson ?«
    »Ich — ich weiß nicht!« Sie
lachte nervös. »Was für eine seltsame Frage!«
    »Ich habe gestern
nacht einen solch verrückten Traum gehabt«, sagte ich. »Ich träumte, ich
befände mich im Tempel der Liebe und betrat dort einen schalldichten
Raum. Dort spielte so laut Musik, daß einem das Trommelfell barst, und dazu
wirbelten Lichter, die dauernd die Farben wechselten, durcheinander. In der
Mitte des Raums stand ein großer, mit Plüsch ausgelegter Sarg, und als ich
näher trat, richtete sich die Person, die in ihm lag, auf. Diese Person waren
Sie, Mrs. Magnuson .«
    »Ich?« Ihre grauen Augen
weiteten sich, und dann schüttelte sie schnell den Kopf. »Nun, Träume gehören
ins Reich der Phantasie, nicht wahr? Glauben Sie, daß Ihr Traum von irgendeiner
Bedeutung ist, Lieutenant?«
    »Ich weiß nicht allzuviel darüber«, sagte ich ernst. »Aber wenn er für
etwas symbolisch war, dann, glaube ich, für >das Licht, das führt<.«
    »Das Licht, das führt?« Ihre
Stimme klang ein bißchen zu schrill, und sie biß sich hastig auf die leicht
herunterhängende Unterlippe.
    »Ist das nicht die Philosophie,
die Rafe Kendall in seinem Tempel der Liebe lehrt?« fragte ich ruhig. »Das Licht, das die Menschen führt; die Liebe hört
niemals auf, sie dauert fort, im Leben und im Tod. Sie macht nicht einmal vor
dem Sarg oder dem Grab halt — über dem See, auf dem Grund des Sees. — Ist das
nicht die Bedeutung?«
    Sie

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