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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nickte. »Das ist’s, was das
Licht, das uns führt, bedeutet.«
    »Vielleicht reicht es Ihnen
nicht, diese Theorie bewußt zu akzeptieren?« fuhr ich fort. »Vielleicht muß
auch Ihr Unterbewußtsein überzeugt werden? Lagen Sie
deshalb nackt im Sarg, lauschten auf die Beat-Musik und sahen den wirbelnden
Farben zu, Mrs. Magnuson ?«
    Den Bruchteil einer Sekunde
lang tauchte etwas wie panische Furcht in ihren Augen auf, dann lächelte sie
etwas gezwungen. »Es muß ein sehr lebhafter Traum gewesen sein, wenn er Sie so
beeindruckt hat, Lieutenant.«
    »Vermutlich!« Ich lehnte mich
in meinen Stuhl zurück. »Kennen Sie einen Mann namens Fenwick ?«
    »Chuck Fenwick ?«
Sie wartete, bis ich genickt hatte. »Ja, aber ich mag ihn nicht besonders gem.
Er war mit Hank befreundet, und wir sahen uns gelegentlich, bevor Hank weglief.
Er geht oft in den Tempel, aber ich übersehe ihn dort grundsätzlich. Fenwick ist ein widerwärtiger Mensch, und ich möchte keine
Bekanntschaft fortsetzen, die mir ursprünglich von Hank aufgezwungen wurde.«
    Ihre Ausdrucksweise war
gespreizt, so wie eine Zeugenaussage im Gerichtssaal zu klingen pflegt. Aber
die Empfindung selbst wirkte echt — sie konnte Chuck Fenwick nicht ausstehen. »Wovon lebt er?« fragte ich.
    »Ich war nie ausreichend an ihm
interessiert, um irgend etwas über sein Privatleben
in Erfahrung zu bringen«, erwiderte sie steif.
    »Erinnern Sie sich vielleicht
an den Namen des Mannes, der Paul Bryant damals das Grundstück verkaufen
wollte, an dessen Erschließung sich Ihr Mann beteiligen wollte?«
    »Ich...« Sie legte eine Hand an
die Stirn. »Es tut mir leid, Lieutenant.« Ihr Lächeln hatte etwas
Zerbrechliches und zugleich Rührendes. »Nach alldem, was geschehen ist, fällt
es mir schwer, mich an Details zu erinnern, die über ein Jahr zurückliegen.«
    »Selbstverständlich.« Mein
Lächeln paßte in seiner künstlichen Aufrichtigkeit
genau zu dem ihren. »Vielleicht fällt es Ihnen später noch ein, Mrs. Magnuson . Soviel ich gehört
habe, wird vom Tempel aus niemals Geld gefordert, es hängt von freiwilligen
Spenden der Mitglieder ab.«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wieviel Geld Sie gespendet haben, seit Sie dort hingehen?«
    »Nein.« Sie runzelte die Stirn.
»Ich sehe auch nicht ein, inwiefern das für Sie von Wichtigkeit sein könnte,
Lieutenant. Es kann nichts mit der Ermordung meines Mannes zu tun haben und
geht ausschließlich mich etwas an.«
    »Schwamm drüber!« sagte ich.
»Kennen Sie zufällig ein rothaariges Mädchen namens Cherie?«
    »Cherie?« Sie überlegte ein
paar Sekunden lang und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Na, trotzdem vielen Dank.« Ich
stand auf. »Im Augenblick will ich Sie nicht mit weiteren Fragen belästigen, Mrs. Magnuson .«
    Sie begleitete mich in den
Korridor hinaus und öffnete die Tür. »Leben Sie wohl, Lieutenant. Sie werden
mich über Ihre weiteren Fortschritte auf dem laufenden halten, nicht wahr?« Ein unsicheres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich
mochte meinen Mann nicht besonders gern, aber ungeachtet dessen möchte ich
doch, daß sein Mörder erwischt wird.«
    Von Samantha war, als ich zu
meinem Wagen zurückkehrte, nichts zu sehen. Vielleicht war sie in der Schule
oder spielte irgendwo. Irgendwie vermißte ich die
ernsten, großen grauen Augen.
    Unterwegs hielt ich vor einem
Restaurant, um auf meinem Weg nach Valley Heights ein Steak-Sandwich zu essen,
und so war es kurz nach zwei Uhr, als ich vor dem Haus parkte, in dem — dem
Telefonbuch zufolge — Chuck Fenwick wohnte. Es war
ein typisches Haus der mittleren Einkommensklasse, umgeben von gepflegtem Rasen
und Teil einer langen Reihe von anderen Häusern, die fast ebenso aussahen.
Ungefähr das Beste, was einem in Vororten geboten werden kann, und etwa ebenso
aufregend wie kalter Tee mit Zitrone, den man durch einen Strohhalm trinkt. Ich
ging die betonierte Zufahrt entlang, stieg die Stufen zur Vorveranda hinauf und
klingelte an der Haustür.
    Kurze Zeit später wurde die Tür
geöffnet. Ein weibliches Wesen stand da und betrachtete mich mit einem
nachdenklichen Ausdruck, als sei sie gewöhnt, die Hausierer zu behalten und die
Bürsten wegzuwerfen. Ihr magerer sonnengebräunter Körper wirkte zäh und
ausdauernd, und das Oberteil ihres weißen Bikinis umspannte kleine spitze
Brüste, während das Höschen lediglich flache Hüften knapp umgab. Ihre
grünlichen Augen waren kräftig mit Mascara betont, und ihr großer

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