Der Liebestempel
schüttelte schnell den Kopf. »Vielen Dank, Al, aber wahrscheinlich müssen
Sie in Ihren gefährlichen Ermittlungen fortfahren. Wenn Ihnen etwas zustößt,
werde ich Magnolienblüten schicken.«
»Ich werde als Gespenst
zurückkommen und Sie unter der Dusche verfolgen«, versprach ich. » Jedesmal , wenn Sie aufdrehen, werden Sie eine Gänsehaut
kriegen, die sich gewaschen hat. Und das nur wegen Al Wheelers Schatten,
der...« Aber ich verschwendete meine Zeit, denn sie hämmerte auf die
Schreibmaschine ein, einen Ausdruck wilder Konzentration auf dem Gesicht. Mir
blieb nichts anderes mehr übrig, als allein in die heiße Morgensonne
hinauszugehen und furchtlos einem langweiligen Tag mit neuen Fragen, die
gestellt werden mußten, entgegenzusehen.
Ungefähr eine halbe Stunde
später parkte ich den Healey unter einem großen Schild, auf dem Tankstelle am Strand — Boote zu vermieten — Angelausrüstung zu lesen war, und betrat das Büro. Paul Bryant wirkte in seinem Overall
recht arbeitsam. Er hatte einen Schmierölflecken auf dem Kinn. Er schien auch
nicht sonderlich begeistert bei meinem Anblick, aber wem ist schon ein Polyp
willkommen außer einem anderen Polypen, und selbst das ist fraglich.
»Lieutenant?« Er nickte kurz.
»Wie gehen die Geschäfte?«
fragte ich.
»Mäßig.« Seine dunklen Augen
waren wachsam. »Aber Sie sind doch wohl nicht den ganzen langen Weg hier
herausgefahren, um mich danach zu fragen, Lieutenant?«
»Es gibt noch etwas anderes«,
gab ich zu. »War es Ihr Einfall, daß Gail Magnuson sich dem Licht, das sie führen soll, zuwandte, oder war es ursprünglich die
Idee von Rafe Kendall?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon,
zum Teufel, Sie reden!« Der dichte Schnurrbart sträubte sich nachdrücklich ob
seiner offensichtlichen Abneigung gegen naseweise Lieutenants.
»Ein Licht, das die Menschen
führt, ist etwas, was Kendall in seinem Tempel der Liebe spendet«,
erklärte ich. »Vielleicht geraten dadurch seine Anhänger in die richtige
Stimmung für großzügige Spenden ihrerseits. Soviel ich gehört habe, hat Gail Magnuson ein paar sehr beachtliche Zuwendungen gemacht.«
»Was Gail dort macht oder
gemacht hat, ist ihre eigene Sache«, fuhr er mich an. »Mit mir hat das gar
nichts zu tun.«
»Nach allem, was ich gehört
habe, haben Sie sie bei Kendall und seinem Tempel eingeführt.«
»Da haben Sie falsch gehört«,
sagte er gleichmütig.
»Die Lady ist ein heißes
Eisen«, sagte ich. »Ihr Ehemann verschwindet, und zurück bleiben Sie, der treue
Familienfreund. All das schöne Geld liegt hier auf der Bank. Vielleicht können
Sie sich mit Ihrem Freund und Schwindler Kendall zusammentun und die Kuh ein
bißchen melken? Und dann kommt der Ehemann zurück, um das Ganze zu verpfuschen,
und dagegen müssen Sie schnell was unternehmen. Etwas Wirkungsvolles — vielleicht
so was, wie vier Kugeln in seine Brust schießen und seine Leiche in den See
werfen?«
»Wollen Sie mich vielleicht der
Ermordung Hanks beschuldigen?« fragte er in barschem Ton.
»Ich sage nur, daß Sie
jedenfalls ein Motiv dafür gehabt hätten.« Ich zündete mir gemächlich eine
Zigarette an und ließ ihn zappeln, während das Zündholz langsam abbrannte. »Wie
steht es denn mit der Geschichte, die Sie mir da erzählt haben? Daß er mit dem
Geld weggelaufen ist, das ihm seine Frau gab, damit er es in Ihr Vorhaben hier
investieren sollte? Wie hieß der Mann, der Ihnen das Land verkaufen wollte?«
»Ich — erinnere mich nicht.«
»Und wie hieß sein
Rechtsanwalt?«
»Das habe ich vergessen. Es
liegt so lange zurück.«
»Wo waren Sie vorgestern nacht zwischen Mitternacht und zwei Uhr
morgens?« .
Bryant überlegte kurz. »Hier.
Ich habe geschlafen.«
»Allein?«
Sein Gesicht verdüsterte sich.
»Hören Sie, Lieutenant, jetzt reicht’s mir aber mit dieser verdammten...«
»Allein?« wiederholte ich kühl.
»Klar, was denn sonst?«
»Sie haben also für die Zeit
des Mordes kein Alibi.«
»Wenn Sie sich einbilden, ich
hätte Hank Magnuson umgebracht, dann sind Sie
verrückt!« Er holte tief Luft; und zu meinem Bedauern merkte ich, daß er im
Begriff war, Gelassenheit walten zu lassen. »Die Geschichte, die ich Ihnen
wegen des Grundstücks erzählt habe, stimmt, und ich werde mich auch wieder an
den Namen des Mannes erinnern, der es verkaufen wollte. Ich kann Gail fragen,
sie wird sich erinnern.«
»Wie steht’s mit Kendall?«
bohrte ich nach.
»Das stimmt ebenfalls; ich habe
ihn Gail nie
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