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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Nacken geschlungen.
Nach wie vor sah es gut aus. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer und bemerkte, daß
sie die Silberstiefel gegen ein Paar weißer Satinschuhe eingetauscht hatte. Sie
ließ sich auf der Couch nieder, schlug die Beine übereinander, und zum erstenmal in meinem Leben sah ich Hagelkörner nach oben
fallen. Ihre Hand umschloß automatisch das Glas, das
ich ihr anbot, und dann lehnte sie den Kopf gegen die Couch zurück und seufzte
zufrieden.
    »Es ist nach wie vor gemütlich,
Al.« Ihre saphirblauen Augen funkelten. »Was haben Sie bloß mit Rafe angestellt?«
    »Sie haben gesagt, er sei ein
nervöser Typ«, beschwerte ich mich, während ich mich neben sie auf die Couch
setzte. »Aber ich war es, der schließlich nervös wurde. Einen Augenblick lang
dachte ich, er würde mich in kleine Fetzen zerreißen und in den Boden
stampfen.«
    »Sie müssen eine empfindliche
Ader bei ihm erwischt haben«, sagte Justine weise.
»Wissen Sie was, Al? Darin sind Sie Experte!«
    »Ich habe lediglich gesagt, er
habe da einen gutgehenden kleinen Betrieb und es wäre ihm doch sicher nicht
recht, wenn er sich die Sache dadurch, daß er einen Polizeibeamten von oben
herab behandle, verpfuschen würde.«
    Sie gurgelte vor Gelächter.
»Sie müssen eine Arterie bei ihm erwischt haben!«
    »Er weiß, daß es stimmt.«
    »Aber er will es nicht mehr
wahrhaben. Jetzt, nachdem er einen Haufen Geld verdient, möchte er glauben, daß
seine verrückte Therapie und der ganze Mumpitz über das Licht, das den Menschen
führt, wirklich hinhauen. Pervers — vielleicht ist das für Rafe die richtige Bezeichnung.«
    »Ich könnte mir eine noch
bessere Theorie vorstellen, aber das würde Ihre rosigen Muschelöhrchen beleidigen«, sagte ich galant. »Wie war denn Ihre Zusammenkunft?«
    »Langweilig wie immer.«
    »War Fenwick da?«
    »Der lachende Chuck läßt sich
niemals eine Gelegenheit entgehen, durch mein durchsichtiges Gewand
hindurchzusehen«, sagte sie. »Er weiß immer noch nicht genau, ob ich irgend etwas darunter anhabe.«
    »Seltsam, daß Sie das gerade
erwähnen«, sagte ich beiläufig. »Ich habe mir das auch flüchtig durch den Kopf gehen
lassen, als ich Sie darin gesehen habe. Es ist reine Neugierde natürlich. Aber
tragen Sie...?«
    »Fleischfarbene Dessous. Das
war einer von Rafes phantasievolleren Einfällen. Und
was nun den lachenden Chuck anbetrifft, konnte er Ihnen irgendwas Interessantes
über Magnuson mitteilen?«
    »Nicht das geringste. Aber ich
muß Sie warnen, Sie haben im Kampf um Fenwicks Gunst
Konkurrenz. Einen Rotschopf namens Cherie; sie führt sozusagen den Haushalt für
ihn.«
    »Muß ja ein Mordsvergnügen
sein«, sagte Justine mit spröder Stimme.
    »Ich traf fünf Minuten vor ihm
in seinem Haus ein, und Cherie spielte im Bikini Hausmädchen. Als Fenwick hereinkam, nahm er automatisch das Schlimmste an
und knallte ihr eine Ohrfeige, daß sie halbwegs durchs Zimmer flog. Der
lachende Chuck hat ein bestialisches Temperament — er und Kendall!«
    »Wenn er das nächstemal durch mein Gewand hindurchspäht, bohre ich ihm
einen Strohhalm ins Auge und sage ihm, ich hätte gedacht, es sei Cherie«,
zischte sie. »Aber lassen wir den widerwärtigen Burschen beiseite. Wie steht’s
mit Bryant?«
    »Sie sagten — ebenso wie auch
Kendall — , er habe Mrs. Magnuson im T empel eingeführt. Aber
Bryant bestreitet das.«
    »Dann lügt er.«
    »Oder?« sagte ich ermutigend.
    »Vielleicht lügt auch Rafe , aber ich nicht.« Sie trank ihr Glas leer und schob es
mir in die Hand. »Nehmen Sie das als Wink mit dem Zaunpfahl. Wir leiten einen
abstinenten Tempel und
manchmal macht die Arbeit durstig. Und Ihr simples Polizistengehirn wartet auf
Beweise dafür, daß ich in bezug auf Bryant nicht
gelogen habe. Na schön, ich kann es nicht beweisen, deshalb können Sie mir ebensogut den Drink holen, Al Wheeler.«
    Ich ging in die Küche hinaus,
goß erneut das Glas ein und brachte es ihr an die Couch zurück. »Wie wär’s,
wenn ich Sie beim Wort nähme?« sagte ich, während sie mir das Glas aus der Hand
nahm. »Warum also sollte Bryant gelogen haben? Warum ist es denn von solcher
Wichtigkeit, wer Mrs. Magnuson im Tempel eingeführt
hat?«
    »Sie müssen selber
dahinterkommen — dafür werden Sie bezahlt.« Sie gähnte genüßlich .
»Ich habe jetzt dienstfrei und bin keine Streikbrecherin, die korrupte
Polizeibeamte um ihr ehrlich verdientes Brötchen bringt.«
    »Das ist meine einzige
Ambition«, vertraute ich ihr wehmütig an.

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