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Der Liebeswunsch

Der Liebeswunsch

Titel: Der Liebeswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Wellershoff
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anders. Sie wußte ja offenbar mehr und schon seit langem.
     
    Er fuhr den Wagen in die Garage und betrat das Haus durch einen Seiteneingang neben der Küche, wo er Marlene vorfand. Sie
     saß am Tisch, vor sich eine Teekanne, eine halbleere Tasse und einen gläsernen Aschenbecher mit einigen ausgedrückten Zigarettenstummeln, und rauchte. Das war kein gutes
     Zeichen, denn sie hatte sich das Rauchen gerade wieder abgewöhnt. Da sie nicht mit dem Blick zur Tür am Tisch saß, drehte
     sie ihm, als er eintrat, mit einer trägen Bewegung ihr Gesicht zu, und die Verzögerung ihrer Reaktion machte ihm deutlich,
     wie verschlossen sie aussah.
    »Es hat leider etwas länger gedauert«, sagte er. »Im OP ist eine Leuchte installiert worden. Danach mußte natürlich alles
     desinfiziert werden. Ich konnte erst um zehn Uhr beginnen. Und dann kam es gleich ziemlich dick. Du rauchst wieder?«
    »Wie du siehst«, sagte sie. »Nimm dir eine Tasse, wenn du Tee möchtest.«
    Er ging zum Geschirrschrank, kam mit Tasse und Untertasse zurück, und setzte sich ihr gegenüber.
    Sie nickte kurz, drückte dann ziemlich gewaltsam die halbgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.
    »Scheiß Zeug«, sagte sie. »Aber keine Angst, ich gewöhn's mir wieder ab. Das ist das Wenigste, was ich mir abgewöhnen muß.«
    »Laß uns in Ruhe miteinander reden«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, ob wir's nicht besser bleibenlassen. Ich bin so geladen: Ich könnte an die Decke gehen.«
    »Ist was Besonderes?« fragte er.
    »Was?!« fuhr sie ihn an. »Bist du noch bei Trost?!«
    »Entschuldige, das war das falsche Wort. Mir kam es nur so vor, daß du dich gerade über etwas Bestimmtes aufgeregt hast.«
    »Ja, etwas Bestimmtes, zusätzlich zu dem ganzen Schlamassel, den du angerichtet hast. Ach es ist widerlich. Ichkomme mir auch selbst widerlich vor, weil ich mich nicht einfach davon lösen kann.«
    »Also, was ist es? Sag's mir bitte.«
    Sie schaute ihn an mit einem Blick, als wolle sie prüfen, wer ihr dort gegenübersaß. Dann schüttelte sie einmal langsam den
     Kopf und blickte auf ihre Hand, die vor ihr auf der Tischplatte lag, eine leere Hand, die sich langsam um etwas Unsichtbares
     schloß. Als sie wieder aufblickte, sprach sie.
    »Ich habe dich und Anja schon seit langem beobachtet«, sagte sie. »Spätestens seit unserer Floridareise war mir klar, daß
     sich etwas verändert hatte zwischen euch. Es war aber nicht ganz eindeutig. Ich konnte dir nichts nachweisen. Und ich wollte
     uns nicht in eine Situation bringen, in der du mich belügen würdest. Das war es, was ich am meisten fürchtete, weil das für
     mich bedeutet hätte, daß etwas Grundsätzliches zerstört war, etwas, das uns zusammenhielt, trotz allem. Weißt du, ich fand
     immer noch, daß unsere Ehe nicht so schlecht sei, eigentlich sogar gut. Und was du mit Anja angefangen hattest oder sie mit
     dir, war für mich eine vorübergehende Geschichte. So habe ich es mir jedenfalls immer wieder gesagt, bis ich vor ein paar
     Tagen durch Zufall euer Liebesnest entdeckt habe.«
    »Durch Zufall?« fragte er, weil er wollte, daß sie weitersprach. Denn er mußte wissen, woran er mit ihr war.
    »Ja«, sagte sie, »ich war in der Stadt und habe in dem Straßencafé gegenüber einen Kaffee getrunken und plötzlich auf der
     anderen Seite Anja kommen sehen. Ich wollte eigentlich winken. Aber sie schaute nicht rechts noch links und ging in das Haus
     hinein. Und nach einer Weile bist du gekommen.«
    »Warum hast du mich nachher nicht darauf angesprochen?«
    »Ich habe dir den Zettel hingelegt.«
    Sie machte eine Pause und zündete sich eine neue Zigarette an, ehe sie weitersprach.
    »Das Eigenartige ist, daß ich mich heute gefreut habe, als ich deine Antwort las. Ich bin in die Stadt gefahren, habe mir
     einen neuen Blazer gekauft und bei Fischer am Ring für den Abend einen Tisch bestellt. Ich habe mir gesagt, nun da die Heimlichtuerei
     vorbei ist, können wir alles klären. Ich bin dann noch einmal an dem Haus vorbeigegangen und habe mir die Hausnummer aufgeschrieben.
     Und erst als ich wieder zu Hause war und auf dich wartete, ist mein ganzes Vertrauen zusammengebrochen.«
    »Warum?« fragte er.
    »Ich habe in deinen Kontoauszügen gestöbert, und auf einmal ist mir alles klargeworden. Du hast dir ein zweites Leben eingerichtet
     und mich beibehalten als eine bequeme Selbstverständlichkeit, um die du dich nicht zu kümmern brauchtest.«
    »So ist es nicht. Das siehst du falsch.«
    »Ach, ich

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