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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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der, der geklopft hatte. Einer in Zivilkleidung hielt sich im Hintergrund und spähte die Treppe hinunter. Ich sah noch einmal hin. Aber Toms Gesicht war nicht da.
    »Patrick Francis Hazlewood?«
    Ich nickte.
    »Ich habe hier einen Haftbefehl für Sie wegen des Verdachts, Handlungen grober Unzucht mit Laurence Cedric Coleman begangen zu haben.«
    »Wer?«
    Der Rotgesichtige grinste höhnisch. »Das sagen sie alle.«
    »Ist das eine Art Scherz?«
    »Das sagen sie auch alle.«
    »Wie sind Sie hier raufgekommen?«
    Er lachte. »Sie haben sehr hilfsbereite Nachbarn, Mr Hazlewood.«
    Als er den üblichen Text aufsagte – »alles, was Sie sagen, kann aufgenommen und gegen Sie verwendet werden usw.« –, konnte ich nichts denken. Ich starrte auf das tiefe Grübchen in seinem Kinn und versuchte zu begreifen, was gerade geschah. Dann war seine Hand auf meiner Schulter, und als ich den Handschuh des Polizisten spürte, begann in mein Gehirn zu sickern, was tatsächlich vor sich ging. Mein erster Gedanke war: Es ist eigentlich Tom. Sie wissen von mir und Tom. Etwas – ein Polizeikodex – hindert sie, seinen Namen zu sagen, aber sie wissen Bescheid. Warum sollten sie sonst hier sein?
    Sie haben mir keine Handschellen angelegt. Ich ging ruhig mit, dachte, je weniger Theater ich machte, desto weniger schrecklich wird es vielleicht für ihn. Der rotgesichtige Mann, dessen Name Slater war, wie ich später erfuhr, sagte etwas von einem Durchsuchungsbeschluss; ich habe so ein Papier nicht gesehen, aber als Slater mich wegführte, stürzten sich die beiden anderen uniformierten Männer in meine Wohnung. Nein. Stürzten ist zu dramatisch. Sie schlüpften hinein, grinsend. Ich wusste, mein Tagebuch lag geöffnet auf dem Schreibtisch im Schlafzimmer. Sie würden nicht lange brauchen, um es zu finden.
    Slater schien von der ganzen Sache ziemlich gelangweilt. Als wir in der grünen Minna durch die Stadt fuhren, begann er, mit seinem Kollegen in Zivil über einen anderen Fall zu schwatzen, in dem er dem Kriminellen »eins über den Schädel ziehen« musste. Sein Opfer hatte gerufen: »Genau wie meine Mutter, als ich ihr gesagt habe, dass ich Polizist werde.« Die beiden kicherten wie Schuljungen.
    Als wir im Verhörraum waren, wurde klar, wer Laurence Coleman war. Ein unschmeichelhaftes Foto des Jungen wurde auf den Tisch geknallt. Ob ich den jungen Mann kannte. Ob ich, wie er ausgesagt hatte, »ihn vor den Toiletten in der Black Lion Street wie einen Homo angemacht« hätte. Ob ich Handlungen grober Unzucht in besagten öffentlichen Toiletten mit dem Mann begangen hätte.
    Ich lachte fast vor Erleichterung. Es hatte nichts mit Tom zu tun, sondern mit dem dunkelhaarigen jungen Mann im Argyle.
    Nein, sagte ich, hätte ich nicht.
    Slater lächelte. »Es wäre besser für Sie«, sagte er, »wenn Sie die Wahrheit sagen und sich schuldig bekennen würden.«
    Woran ich mich jetzt erinnere, sind die vielen Teeflecken auf dem abgenutzten Tisch und die Art, wie Slater an die Kante seines Stuhls griff und sich vorbeugte. »Ein Geständnis«, sagte er, »ersparthäufig eine Menge Ärger. Ärger für Sie. Und Ärger für Ihre
Partner.«
Die Röte war aus seinem Gesicht gewichen und die Falten um seinen Mund waren im grellen Schein der Deckenbeleuchtung deutlich zu sehen. »Familie und Freunde werden in diesen Fällen oft verletzt.« Er schüttelte den Kopf. »Und es könnte alles so leicht vermieden werden. Bricht mir das Herz.«
    Kalte Panik breitete sich plötzlich in meiner Brust aus. Vielleicht ging es eigentlich doch um Tom und Slater wollte auf diese Art einen Freund und Kollegen retten.
    Ich sah ihm in die Augen. »Ich verstehe«, sagte ich. »Und wenn ich es mir jetzt recht überlege, habe ich den jungen Mann tatsächlich getroffen und wir haben auf dem Klo gefickt und beide unseren Spaß gehabt.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über Slaters Gesicht. »Das wird dem Gericht die Arbeit sehr erleichtern«, sagte er.
    Heute Morgen um neun kam ein Wärter – Burkitt – in meine Zelle. Burkitt hat den Ruf, so etwas wie ein Sadist zu sein, aber ich hatte dafür noch keinen Beweis. Er ist ein dünner, großer Mann mit braunen Augen und kurz geschnittenem dichten Bart, der gut aussehen würde, wenn er nicht ein fliehendes Kinn hätte. Er sagte erst nichts. Stand nur vor mir und wickelte langsam einen Pfefferminzbonbon aus.
    Dann: »Hazlewood. Komm, mach schon. Besuch beim Seelenklempner.«
    »Seelenklempner?« Ich kenne die Gefängnissprache immer

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