Der Liebhaber meines Mannes
Leben gewonnen und so.«
Du hast nach teurem Eau de Cologne gerochen. Es wehte mir entgegen, als du deine Ellbogen auf den Tisch gelegt hast: ein herrlicher Duft, wie frisch geschlagenes Holz. »Verzeihen Sie«, sagtest du, »ich sollte beim Mittagessen nicht über die Arbeit reden. Erzählen Sie mir von den Kindern, Marion. Wer ist Ihr Liebling?«
Ich dachte sofort an Caroline Mears, wie sie in der Vorlesestunde zu mir aufblickte, und ich sagte: »Es gibt ein Mädchen, die vielleicht vom Kunstunterricht profitieren würde …«
»Ich bin sicher, sie bewundern Sie alle. Es muss großartig sein, eine hübsche junge Lehrerin zu haben. Findest du nicht auch, Tom?«
Tom beobachtete gerade, wie das Kondenswasser an der Fensterscheibe herunterlief. »Großartig«, wiederholte er.
»Und wird aus ihm nicht ein großartiger Polizist?«, sagtest du. »Ich muss gestehen, ich habe meine Vorbehalte gegen unsere Jungs in Blau, aber wenn Tom bei der Polizei ist, werde ich nachts ruhiger schlafen. Was ist das noch mal für ein Buch, das du gerade liest, Tom? Es hat einen fantastischen Titel. ›Landstreicher und Einbrecher‹ oder so ähnlich …«
»›Verdächtige und Herumtreiber‹«, sagte Tom. »Und du solltest dich nicht drüber lustig machen. Es ist eine ernste Sache.« Er lächelte, seine Wangen glühten. »Aber wirklich gut ist ›Das Handbuch für Gesichtserkennung‹. Das ist faszinierend.«
»An was würdest du dich bei Marions Gesicht erinnern, Tom? Wenn du sie identifizieren müsstest?«
Tom sah mich einen Moment an. »Es ist schwierig bei Menschen, die man kennt …«
»Was wäre es, Tom?«, fragte ich, obwohl ich wusste, ich sollte nicht auf einer Antwort bestehen. Ich konnte nicht anders, Patrick, und ich glaube, du wusstest das.
Tom sah mich an, als würde er mich eingehend mustern. »Ich glaube, es wäre … ihre Sommersprossen.«
Ich fuhr mir mit der Hand an die Nase.
Du hast leise gelacht. »Es sind auch sehr schöne Sommersprossen.«
Ich hielt mir immer noch die Nase.
»Und deine hübschen roten Haare«, fügte Tom mit einem entschuldigenden Blick in meine Richtung hinzu. »Daran würde ich mich erinnern.«
Als wir das Lokal verließen, hast du mir in den Mantel geholfen und gemurmelt: »Ihr Haar ist tatsächlich atemberaubend, meine Liebe.«
Jetzt nach allem, was seitdem passiert ist, fällt es mir schwer, mich genau daran zu erinnern, was ich an jenem Tag von dir hielt. Aber ich glaube, ich mochte dich. Du sprachst so begeistert über deine Ideen fürs Museum – du wolltest es öffnen, »demokratisch« war das Wort, das du gebraucht hast. Jeder sollte dort willkommen sein. Du plantest eine Reihe von Mittagskonzerten, um neue Leute anzuziehen, und warst fest entschlossen, die Schulkinder ins Museum zu holen, damit sie dort selbst malen und werken konnten. Du hast sogar behauptet, ich könnte dir dabei helfen. Als ob es in meiner Macht gestanden hätte, etwas am Schulsystem zu ändern. Du hast mich beinahe glauben gemacht, dass ich es könnte. Ich dachte, dass dir bestimmt nicht ganz klar war, welchen Lärm undwelche Unordnung eine Gruppe von Kindern machen kann. Trotzdem hörten Tom und ich begeistert zu. Wenn die anderen Männer im Lokal dich anstarrten oder die Hälse reckten wegen des überschwänglichen Tons, den du angeschlagen hast, hast du nur gelächelt und geredet und geredet. Du warst überzeugt, dass niemand an Patrick Hazlewood Anstoß nehmen würde, der untadelige Manieren hatte und selbst niemanden nach seinem Äußeren beurteilte. Das hatte mir Tom gleich zu Anfang erzählt: »Er urteilt nicht einfach danach, wie jemand aussiehst.« Dazu wärst du zu großzügig.
Ich mochte dich ganz gern. Und Tom mochte dich auch. Ich merkte es daran, dass er dir zuhörte. Ich vermute, so war es immer zwischen euch. Tom war ganz aufmerksam, wenn du sprachst. Er war ungeheuer konzentriert, als fürchtete er, ein Schlüsselwort oder eine Geste zu verpassen. Ich sah ihn vor mir, wie er alles in großen Schlucken schluckte.
Als wir uns an jenem Mittag von dir trennten, standen wir im Eingang des Museums und Tom schlug mir auf die Schulter. »Ist es nicht komisch?«, sagte er. »Du hast das alles in Gang gebracht, Marion.«
»Alles was?«
Er sah plötzlich schüchtern aus. »Du wirst lachen.«
»Werd ich nicht.«
Er schob die Hände in die Taschen. »Also – diese Art Weiterbildung. Du weißt schon. Ich mochte immer unsere Gespräche – über Kunst und Bücher und das alles – wo du doch
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