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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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du mich angesehen, dein jungenhaftes Grinsen wurde flacher und breiter, verwandelte sich in ein professionelles Lächeln und du sagtest: »Du hast deine Freundin mitgebracht.«
    Tom räusperte sich. »Patrick, das ist Marion Taylor. Marion ist Lehrerin. Grundschule St. Luke. Marion, Patrick Hazlewood.«
    Ich hielt deine kühlen weichen Finger einen Moment lang und du hast meinem Blick standgehalten.
    »Sehr erfreut, meine Liebe. Wollen wir zusammen Mittag essen?«
    »Unser Stammlokal«, verkündete Tom und hielt die Tür des Clock Tower Cafés auf.
    Ich war in zweierlei Hinsicht erstaunt. Erstens, dass du und Tom ein »Stammlokal« hattet, und zweitens, dass es das ClockTower Café war. Ich kannte es vom Hörensagen, weil mein Bruder Harry gelegentlich vor der Arbeit hinging, um einen Becher Tee zu trinken; er sagte, es wäre gemütlich dort und der Tee so stark, dass er einem nicht nur den Zahnschmelz von den Zähnen holt, sondern auch die Haut von der Kehle. Aber ich hatte es nie selbst besucht. Als wir die North Street hinaufgingen, hatte ich mir vorgestellt, du würdest mit uns in ein Lokal mit weißen Tischdecken und dicken Servietten gehen und wir würden eine gemischte Grillplatte und eine Flasche Bordeaux bestellen. Vielleicht ins Restaurant im Old Ship Hotel.
    Stattdessen waren wir hier im Fett geschwängerten Mief des Clock Tower Cafés, dein eleganter Anzug schrecklich auffallend zwischen den Ex-Army-Trenchcoats und grauen Regenmänteln, meine Absätze hier fast so deplatziert, wie sie es im Museum gewesen waren. Abgesehen von dem Mädchen mit rosa Schürze hinter dem Tresen und einer alten Frau mit Lockenwicklern und Haarnetz, die sich in der Ecke über einen Becher mit irgendetwas beugte, waren keine anderen Frauen im Lokal. Am Tresen standen Männer an und rauchten, die Gesichter glänzend vom Dampf des Teekessels. Von den Menschen an den Tischen sprachen nur wenige. Die meisten aßen oder lasen die Zeitung. Das hier war kein Ort für Gespräche, zumindest nicht die Art Gespräch, die du führen würdest, wie ich dachte.
    Wir sahen zu den Plastikbuchstaben an der Menütafel hinauf:
     
    FLEISCHPASTETE KARTOFFELBREI SOSSE
    FLEISCHPASTETE POMMES FRITES BOHNEN
    WÜRSTCHEN BOHNEN EIER
    WÜRSTCHEN BOHNEN POMMES FRITES
    SPOTTED DICK PUDDING MIT VANILLESOSSE
    APFELDESSERT
    TEE KAFFEE RINDERBRÜHE LIMONADE
    Darunter war ein handgeschriebenes Schild: IN DIESEM BETRIEB WIRD NUR BESTE MARGARINE VERWENDET .
    »Ihr beide setzt euch hin, ich bestelle«, sagte Tom und deutete auf einen freien Tisch am Fenster, der noch mit schmutzigen Tellern und Lachen von verschüttetem Tee bedeckt war.
    Aber du wolltest nichts davon hören. Und so setzten Tom und ich uns und beobachteten, wie du in der Schlange vorgerückt bist, die ganze Zeit dein freundliches Lächeln behalten und zu dem Mädchen hinter dem Tresen gesagt hast: »Herzlichen Dank, meine Liebe.« Sie kicherte als Antwort.
    Toms Knie hüpfte unter dem Tisch auf und ab, sodass die Bank, auf der wir saßen, vibrierte. Du hast uns gegenüber auf einem Stuhl Platz genommen und eine glänzende Papierserviette auf deinem Schoß ausgebreitet.
    Wir hatten jeder einen dampfenden Teller mit Fleischpastete und Kartoffelbrei, und obwohl es schrecklich aussah – alles versank in Soße, die über den Tellerrand lief –, roch es köstlich.
    »Genau wie das Essen in der Schule«, sagtest du. »Nur dass ich es gehasst habe.«
    Tom lachte laut.
    »Sagen Sie mir, Marion, woher kennen Sie sich, Sie und Tom?«
    »Oh, wir sind alte Freunde«, erklärte ich.
    Du hast Tom kurz angesehen, als er sich begeistert über seine Fleischpastete hermachte.
    »Wie ich höre, bringt Tom Ihnen das Schwimmen bei.«
    Das hob meine Stimmung. Er hatte also über mich gesprochen. »Ich bin keine besonders gute Schülerin.«
    Du hast gelächelt und nichts gesagt, dir über den Mund gewischt.
    »Marion interessiert sich auch sehr für Kunst«, sagte Tom. »Nicht wahr, Marion?«
    »Unterrichten Sie Ihre Klasse auch in Kunst?«, hast du gefragt.
    »Oh, nein, der Älteste ist erst sieben.«
    »Man kann nie früh genug anfangen«, sagtest du milde lächelnd. »Ich versuche gerade, die Machthaber im Museum zu überreden, an Nachmittagen Kunsterziehung für Kinder jeden Alters anzubieten. Sie wollen es nicht – eine Menge altmodischer Typen, wie Sie sich vorstellen können –, aber ich denke, es würde gut ankommen, meinen Sie nicht? Wenn man sie für etwas gewinnt, wenn sie klein sind, hat man sie fürs ganze

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