Der Liebhaber meines Mannes
strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie sah zu ihm auf, mit glühenden Augen,frisch geleckten Lippen, und erklärte, mit ihr sei alles ganz in Ordnung, vielen Dank.
»Oh nein, Officer, das ist ein Missverständnis gewesen«, sagte sie, ohne auch nur in meine Richtung zu blicken. »Das Auto kam nahe heran, aber es hat mich nicht
erwischt,
ich bin von den Pedalen abgerutscht – das liegt an diesen Schuhen«, sie zeigte ihre abgetragenen schwarzen Pumps, als wären es feine hochhackige Riemchenschuhe, »und ich war ein bisschen perplex, Sie wissen wie das ist, Officer, früh am Morgen …«
Und sie redete und redete, schwatzte vor sich hin wie ein aufgeregter Spatz. Mein Polizist nickte, mit gelassenem Gesichtsausdruck, während sie ihren Unsinn brabbelte.
Als sie Dampf abgelassen hatte, fragte er: »Also Sie sind nicht runtergestoßen worden?«
»Kein bisschen.«
»Und es geht Ihnen gut?«
»Ich fühle mich pudelwohl.«
Sie streckte ihm die Hand aus, damit er ihr aufhalf. Er tat ihr den Gefallen, das Gesicht immer noch ausdruckslos.
»Es war schön, Sie kennengelernt zu haben, Officer.« Sie stieg jetzt auf ihr Fahrrad, strahlte für England.
Mein Polizist schenkte ihr ein Lächeln. »Passen Sie auf, wohin Sie fahren«, sagte er und wir standen beide und sahen zu, wie sie davonradelte.
Er wandte sich zu mir, und bevor ich mit irgendeiner Erklärung beginnen konnte, sagte er: »Verrückter alter Vogel, was?«, und grinste ein bisschen auf eine Art, wie sie jungen Polizisten während der Probezeit ganz sicher ausgetrieben werden soll.
Er vertraute vollkommen auf das, was ich ihm gesagt hatte. Er glaubte mir, nicht ihr. Und er vertraute mir schon so, dass er eine Dame in meiner Gegenwart beleidigte.
Ich lachte. »Nicht gerade ein schwerwiegender Vorfall …«
»Die sind selten, Sir.«
Ich streckte die Hand aus. »Patrick Hazlewood.«
Ein Zögern. Er betrachtete meine ausgestreckte Hand. Ich überlegte kurz, ob es irgendeine Vorschrift gab, die Polizisten körperlichen Kontakt – außer gewaltsamer Art – mit der Öffentlichkeit verbot.
Dann nahm er meine Hand und sagte mir seinen Namen.
»Ich muss sagen, Sie haben das großartig geregelt«, wagte ich zu äußern.
Zu meiner großen Überraschung färbten sich seine Wangen zartrosa. Ungeheuer rührend.
»Danke, Mr Hazlewood.«
Ich zuckte zusammen, hütete mich aber, in diesem frühen Stadium darauf zu bestehen, dass wir uns beim Vornamen nannten.
»Ich vermute, Sie haben viel mit solchen Vorfällen zu tun? Mit schwierigen Leuten?«
»Manchmal.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Nicht so viel. Ich bin noch neu. Ich bin erst ein paar Wochen hier.«
Wieder war ich gerührt von seinem unmittelbaren, bedingungslosen Vertrauen. Er ist nicht wie die anderen. Hat mich nicht ein einziges Mal auf diese abschätzende Art angesehen. Ließ sich nicht das Geringste anmerken, als er meine Stimme hörte. Machte nicht dicht. Er war offen. Er blieb offen.
Er dankte mir für meine Hilfe und wandte sich zum Gehen.
Das war vor zwei Wochen.
Am Tag nach dem sogenannten Unfall ging ich wieder an seinem Polizeihäuschen vorbei. Keine Spur von ihm. Ich schwebte immer noch. Die Mädchen im Museum hatten alle Bemerkungen gemacht. »Sie sind heute so aufgekratzt, Mr H.« Und das war ich. Pfiff Bizet, wo ich auch ging. Ich wusste. Das war es. Ich wusste es einfach. Es war nur eine Frage der Zeit. Davon, es richtig anzugehen.Nichts zu überstürzen. Ihn nicht zu verschrecken. Ich wusste, wir könnten Freunde sein. Ich wusste, ich könnte ihm geben, was er wollte. Auf lange Sicht. Mir ist klar, dass man im Argyle schneller und sicherer zu seinem Vergnügen kommt. Oder (Gott behüte) im Spotted Dog. Und es ist nicht so, dass ich etwas gegen diese Orte hätte. Es ist der Konkurrenzkampf, der mich fertigmacht. All die reichen Schwulen, die sich gegenseitig anstarren, sich für den Abend positionieren, sich ein Anrecht auf alles sichern, was durch die Tür kommt. Oh, es kann Spaß machen (ich erinnere mich besonders an einen Matrosen aus Portsmouth mit einem schielenden Auge und massigen Oberschenkeln). Aber ich will … na ja, es ist eigentlich ganz einfach. Ich will mehr.
Also. Tag zwei. Konnte in der Burlington Street kurz einen Blick auf ihn werfen, aber er war so weit weg, dass man hätte laufen müssen, um ihn zu erwischen. Und das wollte ich nicht. Ich pfiff immer noch – vielleicht ein bisschen leiser; schwebte – vielleicht ein bisschen tiefer.
Tag
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