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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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hier bist. Und es ist in Ordnung, glaub mir. Patrick würde wollen, dass wir herkommen.«
    Sein Tonfall war merkwürdig, passte nicht zu Tom, irgendwie theatralisch, was ich damals der Anspannung zuschrieb. Ich erblickte unsere Spiegelbilder in dem hohen Fenster. Wir sahen beinahewie ein kultiviertes junges Paar aus, das am Samstagabend etwas zusammen trank, umgeben von geschmackvollen Gegenständen und hochwertigen Möbeln. Ich versuchte, das Gefühl, dass dies alles am falschen Ort mit den falschen Menschen geschah, zu verdrängen, trank schnell meinen Drink aus und sagte zu Tom: »Zeig mir noch mehr von der Wohnung.«
    Er führte mich in die Küche. Ich erinnere mich, dass du ein Gewürzregal hattest – es war das erste Mal, dass ich eines gesehen hatte – und eine Spüle mit zwei Becken und einer Abtropffläche, und die Wände waren hellgrün gekachelt. Tom konnte nicht aufhören, mich auf Dinge aufmerksam zu machen. Er öffnete die obere Tür des großen Kühlschranks. »Gefrierfach«, sagte er. »Hättest du nicht auch gerne so einen?«
    Ich gab es zu.
    »Er ist ein großartiger Koch, weißt du.«
    Ich drückte Überraschung aus und Tom öffnete alle Schränke und zeigte mir zum Beweis, was drin war. Es gab Kupferpfannen, Schmortöpfe aus Ton, einen Satz Edelstahlschneidemesser, eines mit einer gekrümmten Klinge, das Mezzaluna genannt wurde, wie Tom erklärte, Flaschen mit Olivenöl und Weinessig, ein Buch von Elizabeth David auf dem Bord.
    »Aber du kochst doch auch«, sagte ich. »Du warst beim Versorgungskorps.«
    »Nicht so wie Patrick. Pastete und Kartoffelbrei ist so ziemlich alles, was ich kann.«
    »Ich mag Pastete und Kartoffelbrei.«
    »Einfacher Geschmack«, sagte Tom grinsend, »für eine Lehrerin.«
    »Das stimmt«, sagte ich und öffnete den Kühlschrank. »Eine Tüte Fisch und Chips reicht mir völlig. Was hat er hier drin?«
    »Er sagte, er würde etwas dalassen. Hast du Hunger?« Tom langte an mir vorbei nach einem Teller mit kaltem paniertemHähnchen. »Willst du was?« Er nahm einen Flügel und nagte das Fleisch vom Knochen. »Schmeckt gut«, sagte er und hielt mir den Teller hin. Seine Lippen glänzten.
    »Dürfen wir das?«, fragte ich, aber meine Hand war schon an einer Keule.
    Tom hatte recht: Es war gut. Die Panade war leicht und knusprig, das Fleisch saftig und fett.
    »Das ist gut!« Toms Augen waren immer noch gierig. Er nahm ein Stück nach dem anderen, ließ sich dabei die ganze Zeit darüber aus, wie stilvoll deine Küche, wie schmackhaft das Hähnchen und wie fein dein Brandy wäre. »Wir nehmen alles«, sagte er. Und wir standen in der Küche, verschlangen dein Essen, tranken deinen Alkohol, leckten unsere fettigen Finger und kicherten.
    Danach nahm Tom meine Hand und führte mich in ein anderes Zimmer. Da hatte ich schon ein paar Drinks gehabt und beim Gehen die seltsame Wahrnehmung, dass die Umgebung nicht ganz mit mir mitkam. Wir gingen nicht in dein Schlafzimmer, Patrick (obwohl ich es dir zu gern erzählen würde). Wir gingen ins Gästezimmer. Es war klein und weiß, mit einem Einzelbett, Schlüsselblumen auf der Tagesdecke, einem schlichten Spiegel über dem winzigen Kamin und einem Garderobenschrank, in dem die leeren Bügel bei unseren Schritten leicht gegeneinanderschlugen. Ein schlichtes, praktisches Zimmer.
    Wir hielten uns immer noch an den Händen, als wir neben dem Bett standen, keiner von uns wagte, es direkt anzusehen. Toms Gesicht war jetzt ganz blass und ernst; seine Augen waren nicht mehr gierig. Ich dachte an ihn am Strand, wie groß und gesund und fröhlich er im Wasser war. Ich erinnerte mich daran, dass ich ihn mir als Neptun vorgestellt hatte, und erzählte ihm beinahe davon, aber etwas in seinen Augen hielt mich davon ab.
    »Na ja«, sagte er.
    »Ja.«
    »Willst du noch was trinken?«
    »Nein. Danke.«
    Ich begann zu zittern.
    »Kalt?«, fragte Tom und legte einen Arm um mich. »Es ist spät«, sagte er. »Wenn du gehen willst …«
    »Ich will nicht gehen.«
    Er küsste mein Haar, und als seine Finger über meine Wange strichen, zitterten sie. Ich drehte ihm das Gesicht zu und unsere Nasenspitzen berührten sich.
    »Marion«, flüsterte er. »Ich hab das noch nie gemacht.«
    Ich war schockiert von dem Geständnis und dachte, dass er vielleicht mir zuliebe den Unschuldigen spielte, damit ich mich meiner Unerfahrenheit nicht schämte. Es musste doch sicher jemanden gegeben haben, als er bei der Army war.
    Wenn ich das jetzt schreibe und ihn vor mir

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