Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
Vom Netzwerk:
selbstsicher, wie er tut? Wie viel Angst er wirklich hat, kann ich unmöglich wissen. Das Lachen, die funkelnden Augen sind ein guter Schutz, vor der Welt und vor sich selbst.

 
25. OKTOBER 1957
    EIN RIESIGER SKANDAL bei der Brightoner Kriminalpolizei beschäftigt gerade die Zeitungen. Ich glaube, es steht sogar in der »Times«. Der Polizeipräsident und ein Kriminalinspektor sind angeklagt. Ihnen wird Korruption vorgeworfen. Die Einzelheiten sind im Moment noch unklar, aber fest steht, dass diese beiden Männer darin verwickelt sind. Sie sollen Deals mit verschiedenen zwielichtigen Personen gemacht haben, wie man sie im Bucker of Blood antrifft. Ich muss zugeben, ich freute mich, als ich die Überschrift im »Argus« las: POLIZEIPRÄSIDENT UND ZWEI ANDERE ANGEKLAGT – endlich erfuhren unsere Jungs in Blau einmal allgemeine Verachtung und möglicherweise Inhaftierung – aber meine Schadenfreude verflog, als mir klar wurde, was das vielleicht für meinen Polizisten bedeutete. Normale, ehrliche Mitglieder der Polizei werden mit Sicherheit für die Vergehen ihrer Chefs bezahlen müssen. Gott weiß, unter welchem Druck sie jetzt stehen.
    Aber ich kann nichts daran ändern. Ich kann bloß warten, dass er wiederkommt. Das ist alles, was ich tun kann.

 
4. NOVEMBER 1957
    HEUTE MORGEN GLITZERTE FROST auf dem Gehsteig. Uns steht ein kalter Winter bevor.
    Er ist fast drei Wochen nicht hier gewesen. Und jeden Tag geht etwas von der Erinnerung an unseren gemeinsamen Abend verloren. Ich fühle noch seine Lippen, kann mich aber nicht mehr genau an die Form des Knubbels an seiner Nasenwurzel erinnern.
    Im Museum hat Jackie mich hinter ihren Brillengläsern genau beobachtet und Houghton hat unentwegt von der Notwendigkeit geredet, den Direktor, den Vorstand und den Stadtrat bei Laune zu halten, indem nichts zu Ausgefallenes unternommen wird. Das Porträtprojekt ist nicht mehr erwähnt worden. Aber, vielleicht beflügelt von der Erfahrung, dass ich noch einen Jungen von Anfang zwanzig verführen konnte, trieb ich meine Reformen weiter voran. Ich muss jetzt nur noch eine Schule finden, die bereit ist, ihre jungen Schützlinge durch diese Pforten zu schicken und meinem zweifelhaften Einfluss zu überlassen.
    Heute Abend hatte ich das Gefühl, ich müsste nach London, um Charlie zu besuchen. Es war schon ziemlich spät, aber ich hätte noch ein paar Stunden mit ihm, bevor der letzte Zug zurückfährt. Ich wollte ihm unbedingt von meinem Polizisten erzählen. Reden. Seinen Namen herausschreien. Wenn er schon nicht da war, war das Nächstbeste, ihn lebendig zu machen, indem ich ihn Charlie beschrieb. Ich muss zugeben, ich wollte auch ein bisschen angeben. Seit der Schule war es immer Charlie, der mir von der erregenden Schulterform irgendeines Jungen erzählt hat, der süßen Art, in der Bob oder George oder Harry zu ihm aufsieht und von der Unterhaltunggefesselt ist, und der ihm auch noch vollkommene Befriedigung im Bett verschafft. Jetzt hatte ich auch was zu erzählen.
    Charlie war nicht überrascht, dass ich kam – ich kündige meine Besuche niemals an –, aber er ließ mich einen Augenblick draußen auf der Treppe warten. »Hör zu«, sagte er. »Hab grad jemanden bei mir im Moment. Kannst du nicht vielleicht morgen wiederkommen?«
    Er hat sich nicht geändert. Ich sagte ihm, dass ich im Gegensatz zu ihm morgen arbeiten müsste, deshalb ginge es nur jetzt oder nie. Er öffnete die Tür und sagte: »Dann komm rein und lern Jim kennen.«
    Charlie hatte sein Reihenhaus in Pimlico kürzlich ganz und gar renovieren lassen – viele Spiegel und Metalllampen, leicht wirkende Möbel und moderne Wandbehänge. Es ist sauber und hell, sehr beruhigend fürs Auge. Tatsächlich die perfekte Umgebung für Jim, der auf Charlies neuem Sofa saß und eine Woodbine rauchte. Barfuß. Sah aus, als ob er sich vollkommen zu Hause fühlte. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er und streckte eine weiche, weiße Hand aus, ohne aufzustehen.
    Wir schüttelten die Hände, er richtete seine rostbraunen Augen auf mich.
    »Jim arbeitet für mich«, erklärte Charlie.
    »Oh? Was macht er?«
    Die beiden grinsten sich an. »Ungewöhnliche Jobs«, sagte Charlie. »Sehr nützlich, jemanden im Haus wohnen zu haben. Drink?«
    Ich bat um einen Gin Tonic und zu meiner Überraschung sprang Jim auf. »Ich nehm das Übliche, Liebling«, wies Charlie ihn an und beobachtete, wie der Junge hinausging. Jim war klein, aber gut proportioniert, lange Beine und ein

Weitere Kostenlose Bücher