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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Hetero-Gerede, nachdem man mit einem Mann zusammen war.
Ich bin nicht schwul. Das weißt du doch, oder? Ich habe eine Frau und Kinder zu Hause. Das ist mir noch nie passiert.
    »Darüber nachdenken und es tun sind zwei völlig verschiedene Dinge«, sagte ich und streckte die Hand nach seinem Knie aus
    Aber er hörte nicht zu. Er wollte reden.
    »Neulich wurde ich zum Chef gerufen. Und weißt du, was ermich gefragt hat? Er sagte: ›Wann werden Sie ein Mädchen zur achtbaren Ehefrau eines Polizisten machen?‹«
    »Unverschämtheit!«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass er es erwähnt hat … Manche Junggesellen, sagt er, manche Junggesellen haben es schwer, in dieser Abteilung zu höheren Dienstgraden aufzusteigen.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Nicht viel. Klar, dass sie uns jetzt alle hart rannehmen, wo doch der Chef auf der Anklagebank sitzt … Jeder muss jetzt weißer sein als weiß.«
    Ich wusste, dass die ganze Sache nicht gut für uns sein würde. »Du hättest ihm sagen können, dass du noch viel zu jung zum Heiraten bist und dass es nicht sein Bier ist.«
    Er lachte. »Du solltest dich hören.
Sein Bier.«
    »Was ist falsch an
sein Bier?«
    Er schüttelte nur den Kopf. »Viele sind schon viel früher verheiratet als ich.«
    »Und guck dir an, wie es ihnen geht.«
    Er zuckte mit den Schultern. Dann sah er mich von der Seite an. »Es wäre nicht so schlecht, oder?«
    Er sagte das absichtlich so leichthin, deshalb war klar, dass er an jemanden dachte. Dass er es schon plante. Und ich vermutete, es war die Lehrerin, die er an dem Tag erwähnt hatte, als ich ihm Ikarus gezeigt hatte. Warum sollte er sie sonst überhaupt erwähnen. Ich war so dumm gewesen.
    Also sagte ich so fröhlich, wie ich konnte: »Es ist das Mädchen, das du erwähnt hast, nicht wahr?«
    Er schluckte. »Wir sind im Moment nur Freunde. Nichts Ernstes, weißt du.«
    Er log.
    »Na ja. Wie ich gesagt habe, ich würde sie gerne kennenlernen.«
    Ich habe keine Wahl. Das weiß ich. Ich kann so tun, als ob sienicht existiert, und riskieren, ihn ganz zu verlieren, oder ich kann das Martyrium auf mich nehmen und ein bisschen von ihm behalten.
    Ich könnte sogar alles daran setzen, ihm die Lust an der Frau zu nehmen.
    Wir haben verabredet, dass sie bald einmal zum Museum kommt. Ich vermied es absichtlich, ein genaues Datum festzulegen, in der jämmerlichen Hoffnung, er würde das Ganze vergessen.
    Er war einverstanden, Modell zu sitzen und das Porträt zu beenden. Ich werde ihn auf Papier bringen, egal, was es kostet.

 
24. NOVEMBER 1957
    ES IST SONNTAG UND ICH habe ein Picknick für uns gepackt. Hören Sie.
Uns.
    Gestern habe ich Ochsenzunge bei Brampton gekauft, ein paar Bier für ihn, ein gutes Stück Roquefort, ein Glas Oliven und zwei Biskuittörtchen mit Zuckerguss. Während ich alles aussuchte, dachte ich daran, was mein Polizist vielleicht gerne essen würde, aber auch daran, was er, wie ich fand, einmal probieren sollte. Ich schwankte, ob Servietten und eine Flasche Champagner dabei sein sollten. Am Ende packte ich beides ein. Warum nicht versuchen, ihn zu beeindrucken?
    Das alles ist völlig grotesk, nicht zuletzt deshalb, weil es der bisher kälteste Morgen des Jahres ist. Die Sonne lässt sich nicht blicken, feuchter Nebel hängt über dem Strand und heute früh auf dem Klo sah ich meinen Atem. Aber er kommt um zwölf und ich will mit ihm im Fiat nach Cuckmere Haven fahren. Eigentlich sollte ich eine Thermosflasche mit Tee und ein paar warme Decken mitnehmen. Vielleicht packe ich die auch ein, nur für den Fall, dass wir nicht aus dem Auto steigen.
    Trotzdem, das trübe Wetter heute verspricht, dass wir ungestört sind. Nichts verdirbt einen Ausflug mehr als zu viele argwöhnische Blicke. Ich hoffe, er trägt so etwas Ähnliches wie Wandersachen, um zumindest passend auszusehen. Michael weigerte sich immer, Tweedsachen zu tragen, und besaß nicht ein einziges Paar Wanderschuhe – einer der Gründe, warum wir gewöhnlich drinnen blieben. Natürlich gibt es Orte auf dem Land, wo nie viele Leute auftauchen, aber die, die es tun, können ein dummes Packsein, das mit wettergegerbten Gesichtern jeden anstarrt, der nicht genau so aussieht wie sie. Man lernt, einiges zu ignorieren, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass mein Polizist von diesen wütenden Blicken besudelt wird.
    Ich muss nachsehen, ob der Fiat anspringt.
    Er kam pünktlich. Die üblichen Jeans, T-Shirt, halbhohe Stiefel. Und der lange graue Mantel darüber. »Was?«,

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