Der Lilith Code - Thriller
die Jerusalemer Altstadt führen. Hier ist der direkte Zugang zur Klagemauer und über eine Holzbrücke zum Tempelberg. Jetzt musste alles schnell gehen. Dieser Bereich gehört zu den am besten überwachten Plätzen in der ganzen Stadt. Polizei und Militär patrouillierten und sicherten die Zugangswege.
Aber ihr Plan sah das alles vor.
Sie starteten ihre Wagen, fuhren durch das Tor auf den Kontrollpunkt der Polizei zu. Einer ihrer Scharfschützenwar etwas höher nördlich im jüdischen Viertel postiert. Die beiden jungen, aus Äthiopien eingewanderten Polizisten wollten gerade ihre Spiegel unter das erste Fahrzeug führen, als sie wie aus dem Nichts zusammensackten. An der Klagemauer zündeten zwei Helfer unter ihren langen schwarzen Mänteln jeweils zwei Rauchbomben und schossen aus halbautomatischen Waffen, die sie kurz zuvor aus einer benachbarten Synagoge erhalten hatten, in die Luft. Panik ergriff die Betenden. Schreiend rannten sie Richtung Süden. Die Sicherheitskräfte stürmten gegen die rennende Masse, während die Schießenden in den Tunnel neben der Klagemauer verschwanden. Avi und die anderen hetzten aus ihren Wagen, entluden das Gepäck, warfen es sich auf den Rücken und schnallten weitere Rucksäcke vor ihren Bauch. Zwei Sackkarren wurden in Sekunden mit schweren Kisten beladen, ehe die Sicherheitskräfte an der Klagemauer reagieren konnten.
Mit erstaunlicher militärischer Präzision hatten sie nach zwei Minuten die Schleuse zum Tempelberg erreicht, die Polizisten getötet und sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Es war die Zeit des Mittagsgebetes, Tausend Muslime beteten in beiden Gotteshäusern. Fünf von ihnen hetzten über den blankpolierten Stein Richtung Felsendom, dessen goldenes Dach in der Mittagshitze schimmerte. Die anderen sechs liefen nach rechts zur Al-Aksa-Moschee. Dann fielen die ersten Schüsse. Es war 12.24 Uhr.
Um 13.05 Uhr verkündete der Kopf der Gruppe via Internet und Twitter, dass sich in beiden Gebäuden unzählige Tote und Verletzte, aber auch noch unversehrte Muslime befänden. Eine Stürmung sei unverantwortlich, da dann unweigerlich die Moscheen mit Hilfe der Sprengfallen zerstört werden würden. Um 16.25 Uhr gab der Premierminister in Absprache mit dem Präsidenten des Staates Israel das GO für den Zugriff der Antiterroreinheit. Obwohl namhafte Politiker aus den USA, Russland und der EU anbotenzu vermitteln, wollte die israelische Regierung das Heft in der Hand behalten.
Um 19.45 Uhr, als die Sonne über der Jerusalemer Altstadt versank, stürmten vier Gruppen der Sajeret Duvdevan, einer militärischen Einheit des Heeres, über mehrere Eingänge die Gebäude, seilten sich aus Hubschraubern ab und liefen unterirdisch über verschiedene Tunnel, die auf den Tempelberg führten, auf die Geiselnehmer zu.
Die erste Explosion erfolgte Punkt 20 Uhr zur besten Sendezeit der arabischen Welt bis Pakistan. Sie ließ den Felsendom innerhalb weniger Sekunden in einem Feuerball explodieren. Wenige Minuten später konnte die Al-Aksa-Moschee nach schweren Feuergefechten blutig erobert werden.
Eine Wolke stieß aus den Trümmern des Felsendoms gen Himmel. Der Abendwind blies westlich vom Meer und schob die Wolke über den Osten der Stadt, dorthin, wo die Araber lebten.
Frankfurt am Main, 21. 06., 18. 45 Uhr
Ich kann den Geist der Musik nicht anders fassen als in Liebe.
Richard Wagner
Regina und Elijah hatten das Haus und seine Umgebung diskret, aber gründlich begutachtet. Weder Fahnder noch Polizisten waren zu sehen. Ihre Verfolger kannten nicht ihr Reiseziel. Unterwegs waren sie mehrfach Umwege gefahren, für den Fall, dass man sie beschattete. Aber sie waren unbehelligt geblieben.
Der Mann, den sie aufsuchen wollten, hieß angeblich Ivan Poch. So hatte es der Imam aufgeschrieben. Er sollte ein Orient-Experte in vorgeschichtlicher und frühislamischer Kultur und Kunst sein, so hatte der alte Mann es jedenfalls versprochen. Poch lebte im Ostend, einst das Arbeiterviertelder Stadt, jetzt etwas aufpoliert durch Renovierungen und Sanierungen.
Im Abstand von mehreren Minuten schritten sie zum Eingang des roten Ziegelbaus. Früher war es eine Mietskaserne für die Arbeiterfamilien der benachbarten Fabriken, heute eine auf kaufkräftige Kundschaft ausgelegte Ansammlung von Yuppie-Lofts im oberen und trendigen Jungfamilien-Wohnungen im unteren Teil. Ein Flur, vollgestellt mit drei Kinderwagen und einem gelbschwarzen Fahrrad, führte zum Treppenaufgang. Etage um Etage suchten
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