Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
wohnt, kaum einer, wie er aussieht und wer alles hinter ihm steht. Fragen nach ihm konnten in den letzten Jahren des alten Präsidenten das Leben kosten. Aber wir hatten immer wieder mit seltsamen Todesfällen und verschwundenen Personen, vornehmlich jungen Männern zu tun. Ein Kult schien sich im Norden des Landes gebildet zu haben. Doch immer wenn wir näher an die Verdächtigen kamen, blies man die Aktionen ab. Wir jungen Geheimdienstoffiziere, die nicht durch die Schule der alten SS-Offiziere gingen, wollten das Offensichtliche nicht sehen. Dann jedoch …« Er hielt inne. »Als der alte Präsident starb, drohte die Opposition zu putschen. Wir, der Geheimdienst und die Polizei, mussten das verhindern. Ich wurde damit beauftragt, ein Team aus eigenen Leuten und Soldaten zusammenzustellen, die mit mir den Süden des Landes nach gegnerischen Widerstandszellen durchsuchensollten. Also zogen wir alle Register. Wir observierten, befragten, und selbst im kleinsten Dorf fanden wir Hinweise. Nach vier Wochen waren wir im Hauran, einer Hochebene östlich der Golan-Höhen, nicht weit entfernt vom erwähnten Bosra. Bei den Verhören in einem Ort stießen wir auf eisiges Schweigen. Dann durchsuchten wir auch einen alten Brunnen im Innern eines alten Nabatäer-Tempels mitten im Dorf. Keiner wollte ihn tiefer kontrollieren. Denn die Einwohner reagierten plötzlich sehr offen feindselig und nervös.
    Also seilte ich mich ab. Schon nach wenigen Metern stieg ein erbärmlicher Gestank nach oben. Nach etwa zehn Metern verlor ich meine Taschenlampe. Dann setzte ich auf etwas Schwammiges auf. Der Geruch war kaum zu ertragen. Mir schien, als ob es der feuchte, matschige Boden des Brunnens sei. Ich tastete nach der Lampe, fand sie und leuchtete nach unten. Ich befand mich nicht auf dem Boden. Ich stand auf den Leichen von Säuglingen! Erstgeborenen, wie ich später feststellte.« Faruk verstummte abrupt.
    Jan ging zum Kühlschrank und holte etwas Wasser für ihn.
    Faruk nickte dankbar. »Während wir den Tatort absperren wollten, erschien eine Militärkolonne. Die Bewohner hatten sie wohl alarmiert. Sie beschuldigten uns des Geheimnisverrats, schon im Dorf schossen sie zwei meiner Männer nieder. Dann fuhr man uns in einen Basalt-Steinbruch und tötete dort alle meine Mitarbeiter. Junge, hoffnungsvolle Menschen. Sie alle sackten neben mir in den schwarzen Sand.« Er stockte. Sekunden vergingen. Leise fuhr er fort. »Nur mich ließen sie am Leben. Sie fuhren nach Damaskus, stießen mich mitten auf der Straße von der Pritsche und lachten. Sie wussten, dass ich niemandem etwas erzählen würde. Sie hatten recht.« Er machte eine Pause. Trotz der flackernden Kerzen, die auf dem Tisch brannten, sahen die anderen die glänzenden Augen des Syrers. »In meinem Land schweigt man über solche Dinge.« Seine Stimme wurde noch leiser. »Ich lief nach Hause.Wollte meine Frau sehen. Die Tür stand offen. Das Einzige, was ich noch von ihr fand, war ein Streifen Blut an der Wand.« Er starrte einen Moment zum Himmel. Dann hatte er sich wieder gefasst. »Mein Vorgesetzter, der heutige Geheimdienstchef, nahm mich unter seine Fittiche. Und so konnte ich ungestört, aber in stetiger Angst meiner Arbeit für Syrien nachgehen.« Er lachte bitter.
    Elijah hatte immer wieder gerüchteweise von dieser Aktion gehört. Aber er hatte sich einen Säuglingsmord nicht vorstellen können. Der Mord an Erstgeborenen war das dunkle Erbe des Nahen Ostens aus längst vergangenen Zeiten. Auch in Israel fand man bei Ausgrabungen Skelette von Erstgeborenen in einer alten Kloake. Aber die waren Tausende von Jahren alt. Er kannte auch die grausige Erzählung, dass die Vorfahren der Juden noch den Gott Baal damit friedlich stimmen wollten, indem sie die Erstgeborenen in einen Kessel warfen und ihn unter Feuer setzten. Die Bibel verdammte auch deswegen den Gott Baal. Aber das war Vergangenheit. War der Kult zurückgekommen?
    »Ich schwieg. Gegenüber unseren Freunden und Familien log ich, sagte, dass Aischa mit einem anderen Mann durchgebrannt sei. Ich beschmutzte ihr Andenken, um zu leben. Denn Syrien war lange nicht das Land der Fragen, sondern eher das Land des Schweigens und Erduldens. So wartete ich all die Jahre auf meine Gelegenheit, ermittelte still auf eigene Faust neben meiner Tätigkeit als Distriktchef in Aleppo. Immer wieder stieß ich auf Fischer. Aber er war so etwas wie ein Gespenst. Einige kannten ihn, niemand wollte über ihn reden. Vor zwei Jahren fanden wir

Weitere Kostenlose Bücher