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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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konnten sich dem Wunsch, lehrmeisterhaft zu sein, selten entziehen. Während seiner Ausbildung bei der Staatssicherheit, nicht weit von hier, war er mit diesem deutschen Wesenszug häufig konfrontiert worden. Er empfand diese Schwäche aber eher belustigend. Er vermutete dahinter das deutsche Erfolgsrezept.
    Jan ließ sich nicht beirren. »Der berühmteste Zylinder dieser Art ist der des Kyros. Er steht in London im British Museum. Sein Text ist die Proklamation des persischen Königs Kyros nach seiner Eroberung des babylonischen Reichs. Er gilt als die erste Fassung einer Menschenrechtscharta. Zudem beinhaltet er die Aufforderung, alle Juden, die damals in babylonischer Gefangenschaft waren, zurück nach Israel gehen zu lassen, um dort den Tempel aufzubauen.«
    »Warum erzählst du uns das?« Regina wirkte genervt.
    Jan war jetzt in Fahrt. »Weil die Schrift auf unserem Zylinder nicht 2500 Jahre, sondern wenige Monate alt ist. Jemand hat diesen Zylinder für die geheime Übertragung einer Warnung, einer Vorsehung benutzt. Meine Vermutung ist, dass deine Almut sie geschrieben hat. Sie war in der Lage dazu. Und sie scheint in Verbindung mit den Hintermännern zu stehen.«
    Jetzt waren alle wie elektrisiert.
    »Was, zum Teufel, steht denn da?«
    Jan ging kurz in die Dunkelheit der Wohnung, ehe er mit dem Schreibblock zurückkehrte.
    »›Und ihr verkündet den Verlust ihres Glaubens. Doch das ist erst der Anfang. Und ihr seht, sie strömen in Scharengegen die Kinder Davids, kommen von allen Richtungen. Und der Fischer wirft in der Ödnis seine Netze aus. Denn er kennt seine Gründe. Und die Fische des Westens, Ostens, Südens und des Nordens zappeln alsbald darin, und die Winde wehen über das Geröll und SIE WILL ES. Denn Chaos und Wahn sitzen zu ihren Füßen, doch sie steht auf des Löwen Leib, des Löwen Davids. Und sie liegen ihr zu Füßen im Staub Bosras.‹« Jan legte die Übersetzung beiseite. »Was meint ihr, hat das zu bedeuten?«
    Elijah zuckte mit den Schultern. »Klingt mir sehr verdreht. Nicht wie eine Nachricht, eher wie ein Zauberspruch oder so etwas Ähnliches.«
    Regina bemerkte Faruks Nervosität. Sein rechtes Augenlid zuckte unmerklich. »Möchtest du uns an deinem Wissen teilhaben lassen?«, fragte sie fast sanft
    Faruk atmete tief durch, dann griff er nach Elijahs Weinglas. Gierig sog er den Wein in sich auf. Die anderen beobachteten ihn gespannt. Er setzte ab und begann: »Was ich euch jetzt erzähle, ist Verrat. Ich werde mein Land an den Feind verraten.« Er sah zu Elijah, der ihn abwartend musterte. »Aber ich fürchte, dass wir den Schlüssel nun kennen. Diese Nachricht scheint wirklich von deiner Archäologin zu stammen.«
    Er griff nach dem Zettel, der in Jans Schoß lag. »Hier, die Verkündung des Unglaubens ist die Pressekonferenz. ›Die Winde wehen über das Geröll‹ ist ein Hinweis auf die Wüste, denn später erwähnt sie Bosra, einen Ort im Süden Syriens.«
    Elijah zuckte zusammen. »Das ist nicht gut«, flüsterte er.
    Faruk erklärte: »Bosra ist die Heimat der Drusen, einer nicht besonders beliebten religiösen und ethnischen Minderheit bei uns in Syrien. Sie werden von den Anhängern anderer Glaubensrichtungen wie Sunniten und Schiiten verachtet. Das Land da unten ist schwierig. Zumal es direkt an Israel und Jordanien grenzt. Aber das alles macht es noch nicht so schwierig. Es ist …« Er hielt inne, las noch einmal.»Sie schreibt von IHR. Richtigerweise hast du das auch großgeschrieben. Denn es ist die Beschreibung der Nachtgöttin.« Er sah auf. »Es ist Lilith. Die Beschreibung passt haargenau. Lilith ist die Göttin oder Dämonin der Nacht. Die Beschreibung passt auf ein Relief, das ebenfalls im British Museum steht. Ein neuer Dämonenkult, dem wir schon seit Jahren auf der Spur sind, hat sich diese alte Figur als Gottheit ausgesucht. Und hier erwähnt sie den Fischer.«
    »Na und?«, fragte Regina.
    Faruk schwieg und nickte in Richtung Elijah. Jan und Regina verstanden gar nichts mehr. Was wusste Elijah, was auch Faruk in Aufruhr brachte?
    »Fischer ist einer von euch.«
    »Ich verstehe gar nichts«, warf Jan ein.
    »Er kam als Berater nach dem Krieg nach Syrien«, erklärte Faruk. »Er war bei der SS, und sein altes Netzwerk aus SS-Offizieren half dem Vater des jetzigen Präsidenten bei den Aufständen gegen die Islamisten. Im Krieg 1967 gegen die Juden hatten sie zudem die Ausbildung der Sondereinheiten verantwortet. Er ist die graue Eminenz. Keiner weiß, wo er

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