Der Lilith Code - Thriller

menschliche Überreste in einer Ruinengegend in der östlichen Wüste. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Es waren stark verweste Körperteile, die an Holzbalken festgenagelt waren. Aber schon bei der ersten Untersuchung wurden wir plötzlich gestoppt. Und am nächsten Tag waren alle Spuren vernichtet worden. Erst hieß es, es sei ein Fehler gewesen. Als ich nachbohrte, riet man mirstillzuhalten. Ich wolle doch nicht wieder von einem LKW fallen. Ich hatte allerdings ein Beweisstück vom Tatort mitgenommen, um es zu Hause selber zu bestimmen. Eine Statue aus Bronze, nicht größer als mein Zeigefinger. Wochenlang wagte ich nicht, sie aus meiner Tasche herauszuholen, dann suchte ich in Büchern eines befreundeten Künstlers aus Damaskus nach Hinweisen. Es war Lilith.
    Dann kam die Geschichte im Crac. Wenn wir beweisen könnten, dass Fischer hinter diesem Chaos steckt und dass er gezielt die Eskalation zwischen Muslimen, Juden und Christen sucht, könnten wir das Allerschlimmste verhindern.«
    Seine Trauer schien Faruk in Entschlossenheit zu verwandeln. Sein Falkengesicht wirkte nicht mehr bekümmert. »Und deswegen habe ich folgenden Vorschlag zu machen: Wir werden uns aufteilen. Regina und ich reisen nach Syrien, verdeckt. Ihr geht nach Israel. Jan, du wirst auf das Fundstück achten. Elijah, du sprichst mit deiner Regierung – jetzt.«
    Elijah war sich nicht sicher, ob er alles verstanden hatte. Der Syrer hatte ihm gegenüber die Existenz eines alten Nazis eingestanden, damit nicht genug, auch die Kollaboration der Regierung mit ihm. Faruk konnte nicht ahnen, dass auch er mit seinem Freund Alistair schon lange das Netz um Fischers Kult gezogen hatte. Sie waren erstmals vor sieben Jahren im Westen auf Unregelmäßigkeiten eines Finanzfonds gestoßen. Elijah hatte die Spuren Stück für Stück verfolgt und das Ziel über eine Offshore-Bank auf den Cayman Islands nach Denver, Colorado lokalisiert. Die wiederum schien enge Kontakte ausgerechnet nach Syrien zu unterhalten. Aber hier verlief sich die Spur. Dann hatte Elijah den Hinweis auf den Crac des Chevaliers erhalten. Sein Klosterfreund hatte die Spur der Sekte von Italien über die Türkei nach Syrien verfolgt.
    Sollte es ihnen endlich gelingen, die Spur bis zu ihrem Ende zu finden?

Persischer Golf, 25’ Nord, 52’ Ost, 22. 06., 2.56 Uhr Zulu Time
    Die iranischen Militärausgaben beliefen sich im Jahr 2006 auf etwa 2,6 Milliarden US Dollar. Das ist verglichen mit dem Jahr 2000 eine Steigerung von 170 Prozent. Insgesamt verfügen die iranischen Streitkräfte über 545   000 Soldaten. Davon entfallen über 350   000 Soldaten auf das Heer, sowie 18   000 auf die Teilstreitkraft Marine und 52   000 auf die Luftwaffe. Zusätzlich zu den drei klassischen Streitkräften unterhält Teheran seit der Revolution 1979 die 125   000 Mann starke Revolutionsgarde. Die paramilitärischen Verbände des Irans haben eine Truppenstärke von 40   000 Mann.
    Aus: »Europäische Sicherheit« 12/07, der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin
     
    Flugzeugträger der US Navy operieren nie allein. Sie sind immer in einem Verband, den sogenannten »Carrier Strike Groups«, aus Zerstörern, Kreuzern und U-Booten integriert. So groß und effektiv diese schwimmenden Festungen für einen gezielten und kombinierten Militärschlag gegen feindliche Küsten erscheinen mögen; ihre Schwäche ist ihre Verteidigung. Der Begleitschutz dient somit ausschließlich der Abwehr feindlicher Kampfflugzeuge und Raketenangriffe. Die USS George H. W. Bush war Anfang 2009 in Dienst gestellt worden. Sie patrouillierte im Persischen Golf und gehörte der Pazifikflotte an. Ihr Befehlshaber war vom Oberkommando bereits auf einen möglichen Präventivschlag der Israelis sowie einen Raketenangriff der Iraner vorbereitet worden. Sein Präsident war entschlossen, beiden Kriegsparteien auf die »ungezogenen Finger zu hauen«. Einen Konflikt dieser Art wollte er nicht akzeptieren.
     
    Vierzig Seemeilen vor der Küste Katars gab der Kommandeur grünes Licht für die Aktion »Rising Sun«. Die drei begleitenden U-Boote der Los-Angeles-Klasse feuerten im Abstandvon wenigen Sekunden aus zwölf Metern Wassertiefe jeweils zwei Cruise Missiles des Typs Tomahawk ab. Die 1500 Kilo schweren Geschosse durchbrachen mit einer Geschwindigkeit von fünfundzwanzig Meilen pro Sekunde das warme Wasser des Golfs. Ihr Ziel lag nordöstlich des Verbandes. Das iranische Raketenabwehrsystem konnte zwei Missiles auf ihrer