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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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von all dem Blut, das hier vergossen worden war. Und seine Hand zitterte unmerklich angesichts all der Opfer, der Ängste und der Wut, die hier in diesem Gewölbe emporgestiegen waren. Der Syrer war aus dem Schatten des Seitenportals getreten. Er hatte sich in die Bank hinter Fischer gesetzt und leise zu sprechen begonnen.
    »Abu?« Er benutzte das arabische Wort für Vater.
    Fischer drehte sich nicht um. »Mein Sohn, kannst du nicht schlafen?«
    »Abu, du hast mich hergeführt. Ich bin gekommen.«
    »Nun, was denkst du, Sayaf?«
    »Ich denke, dass wir noch nicht das Ziel erreicht haben. Die Amerikaner haben sich doch in den Konflikt zwischen den Juden und den Persern eingemischt. Es könnte noch politisch gelöst werden. Noch sind alle empört. Aber wielange noch? Die Raketenbasen sind zerstört. Ihre Atomanlagen sind noch längst nicht so weit, wie wir dachten. Lediglich ihre kleinen schmutzigen Bomben sind einsatzbereit. Aber ich fürchte, das Feuer erlischt.« Fischer schloss die Augenlider. Er kannte die Ungeduld seines wichtigsten Mannes. Er war wie alle Araber: heißblütig, leicht erregbar und wankelmütig, wenn es nicht sofort so lief, wie er es sich ausgedacht hatte. Aber dieser Plan war größer als jeder Angriff, jeder Feldzug und jeder Krieg.
    »Wie weit bist du mit deinen Freunden im Bekaa-Tal?«
    Im Süden des Libanons konzentrierten sich nach wie vor die größten militärischen Einheiten der Hisbollah. Diese Gruppierung besaß einerseits einen politischen Arm, der als Partei im Libanon zugelassen war, andererseits auch mehrere tausend gut ausgebildete Kämpfer, die in den vergangenen Jahren mit ihrer »asymmetrischen Kriegsführung« den Israelis mehr als Nadelstiche zugefügt hatten. Sie wurde von Iran unterstützt. Die Führer der Hisbollah waren Schiiten. Aber auch Syrien half immer wieder mit Waffen und Logistik aus. Mit der Gründung der Union war von höchsten Stellen des Libanons, Syriens und Jordaniens massiv Druck auf die Hisbollah ausgeübt worden. Sie sollten vorerst keine Aktionen gegen Israel ausführen. Doch die Ereignisse der letzten Tage konnte die Hisbollah nicht unkommentiert lassen, sonst würde sie die Unterstützung der Massen nicht mehr haben. Der Angriff war nur eine Frage der Stärke und des Zeitpunkts.
    Fischer wog den Kopf. »Ein Angriff mit den üblichen Mitteln könnte wieder für Sympathie gegenüber den Juden sorgen. Wir brauchen eine neue Form, etwas Spektakuläres.«
    Sayaf verstand nicht. »Abu, das ist kein Wunschszenario. Wenn die Präsidenten die Hisbollah, die Hamas und die Brigaden nicht mehr halten können, ist das nicht unser Schaden. Es würde die Autorität der Union weiter untergraben. Und wir könnten wieder unseren Einfluss zurückgewinnen.Ich will diesen alawitischen Bastard Bashar endgültig zerquetschen. Ihn und seine ganze Bande.«
    Fischer schüttelte wieder den Kopf. Er hatte mit der politischen Kurzsichtigkeit des Syrers gerechnet, aber er war auch enttäuscht. Dessen Hass als Sunnit auf den alawitischen Präsidenten war verständlich. Seine Familie war bei den Aufständen in Homs bis auf ihn ausgelöscht worden. Fischer war es, der ihn von klein auf unter seine Fittiche genommen, seinen Hass kanalisiert und unter Kontrolle gebracht hatte. Wie einst die Schläfer der Sowjets in den USA war sein Schützling aufgestiegen. Denn kaum einer kannte seine Geschichte. Fischer hatte ihm eine neue Identität gegeben.
    Aber der alte Deutsche erwartete mehr. Doch in dem Mann hinter ihm regierten nur blinder Hass und gieriger Karrierewille.
    Die Union war mittelfristig sein Todesurteil. Das wusste Sayaf. Zuviel war passiert. Zu sehr hatte er in den vergangenen Jahren für Streit und Missgunst gesorgt. Bald käme der Tag der Abrechnung. Und so hatte Fischer auch ihn immer unterstützt. Aber der Alte wollte mehr. Er sehnte sich nach der endgültigen Schlacht.
    Er griff in seine Jackentasche, zog ein Papier heraus und reichte es nach hinten. »Dies sind unsere neuen Pläne. Lies sie im Auto, verfahre wie üblich, und bald schon wirst du am Ziel deiner Träume sein.«
    Fischer schloss wieder die Augen, bis Mahmoud Sayaf, der stiernackige Geheimdienstchef, die Kirche verlassen hatte und draußen seinen Wagen startete. Nach Minuten der Stille kam Günther aus der Sakristei, befreite den Alten von seinen Mikrofonen und Kabeln. Fischer liebte das doppelte Netz. So eine Aufzeichnung war zuweilen wie ein Garant für das Überleben. Fischer war darin ein

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