Der Lilith Code - Thriller
oder Friedenskonferenz wird diese aufgebrochene Wunde lindern können. Und wenn ich mich Ihrerschönen Allegorie bedienen darf: Der heiße Wind stirbt, also zünden wir ein neues Feuer an, gewaltiger und verzehrender als jedes zuvor.«
Fischer machte eine Pause. Faruk hörte, wie eine Flasche geöffnet wurde und jemand trank. Dann setzte der Alte wieder ein.
»Unsere Endzeitchristen waren so freundlich, uns ihre Unterstützung zuzusagen. Im Übrigen nehme ich an, werden Sie an diesem Treffen doch teilnehmen, nicht wahr?«
»Vermutlich, aber sicher ist das nicht. Warum fragen Sie?«
Ein leises Lachen, zynisch und kalt, erscholl von oben. »Es ist den Amerikanern eigen, Geschenke mitzubringen, wenn sie ein Land besetzen. Wie sie meinen Landsleuten während der Besetzung die Care-Pakete aufzwangen, um sie mundtot zu machen, mit Kaugummi und Schokolade, so haben die Apokalyptiker heute etwas sehr Kleines, aber sehr Schönes nach Megiddo geholt.«
»Wie geht es also weiter?«
»Sie geben uns rechtzeitig den Ort der Zusammenkunft mit allen relevanten Daten bekannt, wir statten Sie mit allem Notwendigen aus, damit Sie als strahlender Sieger aus diesem Treffen hervorgehen können, werter Freund.«
Wieder trat Stille ein. Faruk rann der Schweiß in Bächen herunter. Die Basaltquader, die ihn umgaben, hatten die Hitze des Tages wie Schamottsteine eines Ofens gespeichert und gaben eine Wärme wie in einem Hamam ab. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Zudem verbot er sich schon seit Minuten den Impuls zu husten. Er atmete flach.
»Und Mahmoud, eines noch. Kennen Sie den Spruch, der auf unseren Koppelschlössern stand, als wir noch groß und mächtig waren?«
»Nein, Abu, sag es mir.«
»›Meine Ehre heißt Treue‹, stand dort. Ich lege nach wie vor sehr viel Wert darauf. Treue braucht von Zeit zu Zeit Bekundungen. Sie würden vielleicht sagen, wie ein Gartenbeet Wasser braucht.«
»Wollen Sie meine Treue zu Ihnen und der Sache in Zweifel stellen?«
»Aber nein, wie sagte ein großer Kommunist einst: ›Dowerjai, no prowerjai‹ – Vertraue, aber prüfe. Es war Lenin. Später haben es Unwissende zu ›Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‹ gemacht. Das allerdings klingt wie ein amerikanischer Kalenderspruch.«
Der Syrer ging nicht darauf ein. »Was wollen Sie mir sagen?« Sayafs Stimme klang jetzt einen Ton ungeduldig.
»Schauen Sie, eine Weile dachte ich, Sie hätten für sich ein zweites Netz aufgespannt. Denn seit einiger Zeit wird unsere Familie beobachtet. Und die Art und Weise der Observierung deutete auf Ihre Firma hin. Da aber nichts Geheimes passiert in diesem Land, ohne dass Sie es wissen, verdunkelte die schwarze Wolke des Misstrauens unsere gemeinsame Sonne. Ich wollte es zunächst nicht glauben, aber ein Bewohner dieses Nestes hier war so freundlich und erzählte uns davon, ehe er der Wärme des elektrischen Stroms zum Opfer fiel. Einer Ihrer Männer scheint sich für mich zu interessieren. Netterweise brachte er heute eine Landsfrau von mir mit. Wir haben sie vor einer Stunde, sagen wir, fixiert.« Wieder setzte das Meckern ein.
Faruk stockte der Atem. Er war enttarnt, aber noch schlimmer: Regina hatte es nicht geschafft. Auch Sayaf schien überrumpelt. »Wer ist es? Ich bringe das Schwein um.«
»Das müssen Sie nicht. Ihre Religion würde es Ihnen ja auch verbieten, Schweine zu töten. Unglücklicherweise hat mein Günther hier damals das Gespräch mit dem Informanten etwas zu intensiv geführt. Wir haben aber noch eine Personenbeschreibung von ihm bekommen, ehe er seine Rettung im Tod suchte. Wenn Sie in Ihr Büro nach Damaskus kommen, sollte die Beschreibung schon dort auf Ihrem sicher sehr aufgeräumten Schreibtisch liegen.«
Faruk atmete leise erleichtert auf. Ihm blieb noch etwas Zeit. Er musste schleunigst zurück, um Regina aus dem Haus zu holen.
Sayaf verabschiedete sich. Faruk sah, wie die blankpolierten Schuhe auf dem Absatz umdrehten. Er blickte um die Ecke aus seiner Nische und sah noch die massige Gestalt die Stufen hinunterwanken.
Dann trat Stille ein.
Eine Böe fegte durch das Halbrund des Theaters, warm und stickig, keine Kühlung bringend. Irgendwo hinter ihm schrie einsam ein Esel für einen kurzen Moment. Hunde stimmten bellend ein. Dann kehrte die Stille zurück. Die beiden Männer über ihm schienen regungslos auf ihren Plätzen zu sitzen. Dann durchbrach der Alte das Schweigen.
»Der Gute weiß nicht, dass wir Qunaitra ins Spiel bringen konnten. Er sollte sich
Weitere Kostenlose Bücher