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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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gewählt, obwohl der Chef des Teams davon abgeraten hatte und die zwar längere, aber sichere Route auf der A6 über Tel Aviv Richtung Norden entlang der Küste und auf israelischem Territorium empfohlen hatte.
    Die A 1 durchquert Israel von Tel Aviv im Westen bis an das Tote Meer, die natürlichen Grenze zu Jordanien. Dabeisteigt die Straße von Tel Aviv in der Küstenebene auf fast 800 Meter über Meereshöhe in Jerusalem an. Die Heilige Stadt und ihre Hügel wirken dann wie eine Wetterscheide. Hier regnen sich die Wolken, die vom Mittelmeer kommen, zum Großteil ab. Im Winter kann es dort schneien. Aber direkt hinter den Stadtgrenzen beginnt mit der gelbbraunen Wüste Judäas die Trockenheit. In weniger als fünfzig Kilometern fährt man dann zum tiefsten Landpunkt der Erde, 485 Meter unter dem Meeresspiegel.
    Lea hatte das Auto schnell und sicher gesteuert. Sie war während ihrer Tätigkeit für den israelischen Dienst auch in taktischem Fahren ausgebildet worden. Mit mehr als hundert Kilometern pro Stunde war der Konvoi auf der vierspurigen gut ausgebauten Straße hinunter in die Wüste gejagt. Links und rechts waren Jan immer wieder kleinere Ansiedlungen und Camps aufgefallen.
    »Nomaden – sie wollen so leben. In friedlicheren Zeiten kannst du dort billig selbstgefertigten Schmuck und Schnitzereien kaufen«, hatte Lea auf Jans Frage nach der Herkunft geantwortet.
    Für Jan hatte es geklungen, als ob eine weiße Südafrikanerin durch ein Township während der Apartheid fuhr. Er hatte sich aus Höflichkeit und Unsicherheit eine Bemerkung verkniffen.
    Ein Tanklastzug überholte vor ihnen einen alten klapprigen Wagen mit vier Arabern darin. Sie mussten abbremsen. Die drei Wagen hatten gerade alle überholt und sich auf die rechte Spur gesetzt, als Jan aus dem Augenwinkel etwa fünfzig Meter vor ihm ein Kamel wahrnahm. Es schien eine Touristenattraktion zu sein. Am Kopf des Tieres waren kleine farbige Troddeln befestigt, und auf dem Rücken hingen mehrere Säcke. Das Kamel war lose an einer Leitplanke befestigt. Plötzlich machte es einen Satz nach vorn, die Leine ließ genug Spiel zu, und schien auf die Fahrspur zu schreiten. Lea bremste hart. Der Motor des ersten Wagens heulte auf. Der Fahrer gab Gas und hielt unvermittelt aufdas Tier zu. Der Wagen touchierte mit seinem Kuhfänger aus Stahl den Hals und Vorderbeine des Kamels. Mit einer ungeheuren Wucht flog das Tier zur Seite. Dann waren auch sie vorbeigefahren, und Jan konnte nur nach hinten durch das Heckfenster blicken.
    Lea zog den Wagen nach rechts, bremste wenige Meter dahinter und schrie: »Sprengfalle.«
    Elijah und sie rissen fast gleichzeitig ihre Türen auf, griffen in ihre Holster und liefen auf einen nahegelegenen Parkplatz zu, die gezogenen Waffen nach allen Seiten bewegend.
    Die Seitentür des ersten Wagens wurde aufgeschoben, Männer mit Sonnenbrillen und Schnellfeuergewehren sprangen heraus. Sie sicherten die umliegenden Hügel.
    Jan öffnete seine Tür. Sie waren völlig allein auf der Straße. Die Stille wurde vom Schreien und Kreischen des tödlich verletzten Tieres zerrissen. Es lag auf der Seite, die Hinterbeine schwangen ziellos in der Luft, aus dem Bauch quollen graue, lange Innereien. Schwarzrotes Blut sickerte in den Staub des Asphalts, bildete schnell eine große Lache.
    Der dritte Wagen hatte sich hinter ihnen auf der Straße quergestellt. Zwei schwerbewaffnete Männer waren in Stellung gegangen, um heranfahrende Autos zu stoppen – nötigenfalls mit gezielten Schüssen.
    Jan sah, wie die anderen Männer über die Leitplanke sprangen. Dahinter war ein kleiner Verschlag aus Tüchern und Holzlatten aufgebaut. Ein Nomadenjunge, der auf das Tier aufpassen sollte, hatte sich hier nach dem Aufprall ängstlich versteckt. Die Männer zogen ihn an den Füßen heraus, forderten von ihm, auf das Kamel loszugehen und die Säcke abzulösen. Dort vermuteten sie den Sprengstoff. Sie schoben den verstört wirkenden Jungen zu dem Kamel. Das Tier schrie immer noch, zappelte und versuchte, sich auf die gebrochenen Vorderfüße aufzustellen. Jan konnte es kaum mit ansehen. Immer wieder brach es zur Seite weg.
    Als klar wurde, dass es sich nicht um einen Hinterhalt handelte, schauten alle ratlos auf das Tier, bis Lea ihre Waffe durchlud, einige Schritte nach vorn machte und mit zwei Schüssen in den Kopf das Tier erlöste. Der Junge stand daneben, barfuß in einer Trainingshose und einem zerschlissenen Manchester-United-Trikot. Er weinte, wimmerte und

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