Der Lilith Code - Thriller
das Wort gilt links, das Wort gilt rechts. Sie ist der Kosmos und das Ende. Sie steigt auf, sie steigt ab. Sie liegt und sie steht. Sie kennt keinen Anfang, aber das Ende: Sein Ort ist das Wesen, es krallt
sich nach allen Seiten in den Sand der Wüste, schaut den Berg und …‹
Hier wird es undeutlich, aber dann …
›Feuer ist ihr Werk, es frisst den Frevelort. Es lehrt den Gläubigen die Not. Denn Gut ist böse, und Böse ist gut. Wahn ist Wille und Angst der Lohn. Sie steigt auf die Stufen. Wir folgen. Und schlagen das Eisen in den Stamm, auf das der Baum verdorre am Tage des Sin.‹«
Die drei blickten ratlos auf den Bildschirm.
»Was sagt uns das?«, fragte Elijah.
Stern wirkte aufgekratzt. »Das ist mehr als eine Hymne. Eher eine Kampfansage eines uralten Kultes.«
Elijah blieb skeptisch. »Das alles wollen Sie aus den wenigen Zeilen gelesen haben?«
Der Professor stutzte. »Wenig? Junger Freund, in diesem Land wurden und werden aus dem Fund einer kleinen Tonscherbe ganze Gebietsansprüche geltend gemacht. Dagegen erscheinen diese 88 Zeilen nahezu als ein Epos.«
Jan war elektrisiert. »Sind es genau 88 Zeilen?«
»Ja, wieso?«
»Diese Zahl verfolgt uns auch schon seit Syrien. In den Aufzeichnungen Almuts, der Archäologin, die Regina suchte, war davon permanent die Rede.«
»Wo ist eigentlich Almuts Zylinder?«, wollte Elijah wissen.
Der Professor stutzte. »Almut Moser?«
Jan antwortete vorsichtig: »Doch, ich glaube, das war ihr Name.«
»Eine gewisse Almut Moser hat sich vor einiger Zeit an meinem Institut beworben. Ich habe mir ihre Expertise auch angesehen, aber sie wirkte doch sehr verbissen und zu sehr fokussiert auf …«
Elijah wie Lea wurden unruhig. Ihnen ging die Diskussion in die falsche Richtung. Sie wollten das Papier so schnell wie möglich als Entlastung präsentieren. Jede tiefere Forschung war nicht erwünscht. Die Zeit lief gegen sie. Und Almuts Schicksal war jetzt eher zweitrangig.
Jan spürte die Ungeduld der beiden anderen.
Der Professor fuhr fort. »Diese Frau hat sich völlig in die Welt des frühantiken Infantizids, also des Kindsmordes und des Lilith-Kultes, verirrt. Jetzt erinnere ich mich. Lea, ich kann verstehen, dass Sie das Dokument haben wollen. Wenn Sie aber so freundlich wären, einen Schritt weiterzudenken.«
Lea schnaubte. Dieser Zausel wollte ihr auf die Füße treten? »Nein, Professor, aber diese ganzen Themen sind für uns nicht relevant. Wir müssen mit diesem Dokument beweisen, dass dieser ganze Mohammed-Unsinn eine Fälschung war und dass wir nicht dahinterstecken. Verstehen Sie? Das beschäftigt mich. Wenn wir das Problem gelöst haben, bin ich gern für eine Privat-Vorlesung zu haben. Aber jetzt muss ich wissen, wie schnell auch Forscher aus der arabischen Welt sich das Schriftstück anschauen können.« Jan hatte Papier und einen Kugelschreiber genommen und notierte sich etwas. Elijah schaute interessiert über seine Schulter. Währenddessen blickte der Experte mitleidig auf Lea. »Ich wollte Sie nicht aufhalten. Aber arabische Experten sollten dieses Stück nur sehr eingeschränkt lesen. Denn die erwähnten Zeilen dahinter sind nach meinem sicheren Dafürhalten ein Schlüssel. Und diesen Schlüssel wollen Sie bestimmt bei diesem Thema nicht aus der Hand oder besser in die Hände der islamischen Welt geben … weil …«
Lea unterbrach ihn barsch. »Morgen Vormittag möchte ich von Ihnen einen seriösen Vorschlag, wie wir ohne Bedenken das Stück der Weltöffentlichkeit präsentieren können. Einen schönen Abend noch. Morgen um acht Uhr geht es weiter. Ende aus.« Sie löschte den Bildschirm.
»Warum so harsch, Lea?«, fragte Jan. »Wir können doch über jeden Hinweis, der über die Hintergründe dieser Pressekonferenz aufklärt, nur dankbar sein.«
»Dass die PK mit den Unruhen zu tun hat, ist ja klar. Aber der Tempelberg, lieber Jan, wurde von unseren Leuten gesprengt. Und das war keine Lilith-Verschwörung.«
Elijah hatte die ganze Zeit still zugehört und mitgelesen, was Jan aufgeschrieben hatte. »Wo sind Almuts Aufzeichnungen und wo ist der Zylinder?«
Jan antwortete nicht, sondern zeigte stumm auf seinen Kopf.
»Das ist doch nicht dein Ernst?«
»Doch, ich hatte auf den Weg nach Istanbul und nach Berlin genug Zeit, um die zwei Seiten aus Almuts Tagebuch auswendig zu lernen. Hier sind sie. Und diese Aufzeichnungen sind mit denen auf dem Zylinder identisch.« Er hielt sie hoch. »Es sind meist nur wirre Buchstabenreihen, aber sie
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