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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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drängte still, aber mächtig auf die Weltbühne. Und in diesem Konflikt konnten sie als unverbrauchte und vor allem unbelastete Macht auftreten. Das galt es auf jeden Fall zu verhindern. Die Araber waren mit dieser Offerte einen großen und vor allem überraschenden Schritt gegangen. Entweder einen neuen unberechenbaren Staat am Tisch, oder das Problem würde nur zwischen Israelis und Arabern verhandelt werden. Das waren nicht mehr die heißblütigen, aber immer zerstrittenen Nachbarn, das waren sehr modern und pragmatisch denkende Führer, die in der arabischen Welt verankert, aber mit westlichen Denkstrukturen behaftet waren.
    »Sie haben drei Themen: Erstens: sofortige provisorische Lösung für den Tempelbezirk und Ostjerusalem. Zweitens: sofortiger Abzug aller Siedler aus dem Westjordanland. Drittens: Anerkennung aller in Israel lebender Araber als vollwertige Bürger des Staates Israel. Die ersten beiden Punkte seien nicht wirklich verhandelbar, wurde uns signalisiert. Beim dritten Punkt sind sie bereit zu dealen. Erstes Treffen soll in 24 Stunden sein. Soviel zum Thema Zeit gewinnen. Als Ort der Gespräche schlugen wir ein Schiff vor unserer Küste vor. Das lehnten sie ab, sie seien nicht scharf darauf, eine schwimmende Zielscheibe abzugeben. Vertrauen in uns sieht anders aus.«
    Jan musste schmunzeln über den ironischen Tonfall des Bruders. Elijah schien sich ebenfalls zu amüsieren.
    »Sie waren so nett, einen Ort nicht weit von euch vorzuschlagen.« Lea und Elijah beugten sich vor. Fast zeitgleich fragten sie: »Wo?«
    Ephraim machte es spannend. »Auch unsere neuen jungen Freunde haben trotz ihrer westlichen Erziehung einen Hang zur Symbolik. Es soll der UN-Stützpunkt Qunaitra sein.«
    Elijah schnalzte mit der Zunge.
    »Wortführer ist der Syrer. Er scheint sich am weitesten zu exponieren, steht aber auch am tiefsten in der Scheiße. In seinem Offizierskorp rumort es, wie uns deine Freunde erzählten, Elijah.« Jan schaute erneut zu Elijah, der sich aber nichts anmerken ließ. »Nach unserer Einschätzung läuft auch bei ihm alles brutal aus dem Ruder. Und Zeit ist das Letzte, was der Mann hat. In leicht anderer Form gilt das auch für Ägypten. Wir, aber auch die andere Seite haben also wenig Zeit, eine Verteidigungslinie für die Verhandlungen aufzubauen. Unser Premier braucht eigentlich die Unterstützung des gesamten Kabinetts. Unser sympathischer Außenminister mit dem Hang zum Drastischen hat dann auch schon seinen Widerstand für den Fall des Siedler-Rückzugs angekündigt. Da aber der Mobilisierungsfall gilt, weiß auch der Außenminister um seine beschränkten Mittel. Zudem scheint auch der Präsident auf die Mitglieder eingewirkt zu haben. Das war es erst einmal von der politischen Front. Ach, eines noch: Heute Morgen haben wir die ersten Erkenntnisse aus dem Anschlag auf den Tisch bekommen. Lea, deine Freunde vom Inlandsgeheimdienst haben von den Vorbereitungen seit Wochen gewusst. Angeblich ist es Schlamperei. Wir scheinen im Kabinett selbst einen Maulwurf zu haben. Statt wehrlose Tiere in der Wüste abzuknallen, solltest du deine Truppen besser auf Zack halten. Ein dennoch fröhliches Schalom. Ende. Aus.«
    Das Fenster, aus dem Leas Bruder sprach, wurde schwarz.
    Sie hatten kaum Zeit, das eben Gehörte zu besprechen, als jemand in dem zweiten Fenster zu sehen war.
    »Sind wir verbunden?« Eine quakende Stimme erklang aus den Lautsprechern. »Wer ist anwesend?«
    Jan musste ein Lachen unterdrücken. Diese Stimme hatte er schon heute Morgen gehört. Als ob Lea nach Entenhausen geschaltet hätte.
    Elijah hob beschwichtigend die Hand.
    Lea, noch vom Auftritt ihres Bruders sichtlich genervt, sagte: »Zugeschaltet aus Jerusalem ist unser Experte für Kalligrafie, vor-antike Geschichte im Nahen Osten und kultische Frühformen, Professor Gideon Stern. Wir kennen uns ja schon. Er wird uns seine Theorie vortragen – zu diesem Fundstück sowie den Aufzeichnungen, die Herr Kistermann uns großzügigerweise überlassen hat.«
    Die drei lehnten sich zurück, ahnend, dass es jetzt etwas länger dauern konnte.
    »Meine Herren, was wissen wir? Hier ist eine neue Schrift auf eine ältere geschrieben worden. Das ist nur sehr schwer zu erkennen. Ein Palimpsest, wie Sie ja wissen. Ihr Freund in Frankfurt hat gute Arbeit geleistet. Der Text über den Koran, Mohammed und seinen angeblichen Auftraggeber ist historisch falsch, und, soweit wir jetzt wissen, vor wenigen Jahren zweifellos sehr gut gefälscht worden.

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